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ich kann beim Arbeiten wieder Radio hören und die Bilder hierhin hochladen macht so auch mehr Spaß.

Samstag, 29. Mai 2010

Mein Ritt auf der Milchkanne und Landluft

Der Plan für heute: Früh morgens los, mit dem Zug raus aus Mumbai, hoch auf einen Berg, wo es (hoffentlich) ein bisschen kühler als hier unten ist - und es ein Autofreies Dorf "Matheran" gibt. Nach fast einem Monat in Indien haben wir die Stadtgrenzen von Mumbai noch nicht hinter uns gelassen - dafür wird es jetzt echt mal Zeit.

Um 6:20 in der Frühe schafften wir's dann los zu kommen. Tatsächlich kam genau im richtigen Moment eine Rikscha an unserem Hostel vorbei - auf dem Nachtschlafenden Campus nicht selbstverständlich... ok eigentlich waren um diese Zeit schon viele Leute unterwegs auf dem Weg zum Tennisplatz oder wohin auch sonst immer.

Ein Königreich für einen DB-Touchscreen-Automten
Mit der Rikscha los zum "Bhandup"-S-Bahnhof. Also man schimpft ja bisweilen über die schlecht besetzten Fahrkartenschalter bei der Deutschen Bahn - aber hier gibt's ja für alles einen Automaten... Die Automaten in Mumbai kennen wir nicht - und irgendwie benutzt die da auch keiner.
Nach so einer Viertelstunde Schlange stehen halte ich dann unsere S-Bahn-Karten nach Neral in der Hand - für 2 Personen Hin und zurück ein knapper Euro für 70km Strecke (bzw 140km insgesamt).

Das Zauberwort "Fahrgastinformations-System"
Diese netten Linienpläne in der Berliner U-Bahn, die LED-Anzeigen wo die nächste Haltestelle draufsteht, die Online-Fahrpläne - überhaupt mal Fahrpläne aus denen hervorgeht, welcher Zug wann auf welchem Gleis wohin fährt und wo er überall anhält - das ist in Deutschland alles selbstverständlich. Hier in Mumbai hat man davon noch nichts gehört. Wenigstens steht manchmal vorne auf den Zügen drauf wo es denn hingehen soll - aber dafür muss man den Zug schon beim Einfahren gesehen haben. Wenigstens sind wir hier in einem Land, wo die Englisch-Sprecher Quote etwa so hoch wie in Deutschland ist und man auch mal jemand fragen kann - irgendwie Wissen die Inder häufig, aber nicht immer bescheid. Frag 2 Leute und bekomme 3 Meinungen...

Also auf der Bahnstrecke in der Nähe gibt es 3 Gleispaare: 1x Fernbahn, 1x Schnelle S-Bahn, 1x langsame S-Bahn. Wenn man in die Stadtmitte will, nimmt man einfach irgendeinen Zug in die Richtige Richtung - wenn man so wie wir aus der Stadt raus will und auf eine ganz bestimmte Seitenstrecke will, wird es spannend...

In Bhandup halten eigentlich auch die schnellen S-Bahnen - jedenfalls hat dieser Bahnhof Bahnsteige an den Gleisen für die schnellen S-Bahnen. Die halten hier aber erst ab 8 Uhr... ein paar Inder schicken uns vom Schnell-S-Bahnsteig zurück zum Langsam-S-Bahnsteig. Aus der langsamen S-Bahn können wir dann zusehen, wie uns unsere (schnelle) S-Bahn nach Neral überholt... :-(

Einmal hätten wir sie fast wieder eingeholt - sie fuhr gerade aus, als wir einfuhren - aaaaahhh. Das Ding fährt nur einmal die Stunde...

Aber irgendwie gab's wohl ne Baustelle auf dem Schnell-Gleis, so dass wir das Ding trotz mehrerer zusätzlicher Zwischenhalte bis Thane-Hbf (Nachbar-Millionenstadt von Mumbai) wieder einholen.


Volle Kraft voraus mit Müller-Mülch!
Von jetzt an ging's aber Flott - schnell rüber zum richtigen Gleis und rein in den Zug... scheiße - Frauenwagen, Erste Klasse... aaaaah Ok Gepäckabteil geht - da hat jedenfalls niemand was dagegen. Die Fracht Heute: Irgendwas fischiges, sowas wie Christbaumkugeln aus Pappe am Stiel, und ganz viel Müller Mülch, Müller Mülch! Bei den Fischen/Muscheln war ich mir erstmal nicht sicher, ob der Mief von draussen kommt oder doch an Bord ist.
Die 5 Sitzplätze sind alle voll, aber die Milchmänner (echt ein lustiges Grüppchen - die haben Spaß am Bahnfahren und sich bei voller fahrt aus der Tür lehnen und sich Quatsch erzählen) wollen einfach nicht, dass wir auf dem Boden sitzen. Also bekam jeder von uns und noch ein paar andere Passagiegere einen Luxus-Milchkannen-Sitz (20l, verzinkt - top!)

Auf der Milchkanne ging's dann quer durch einen Slum. Slums am Bahndamm am frühen morgen sind naja... etwas gewöhnungbedürftig. Wenn man noch verschlafen blinzelt hängt einem ein nackter Hintern über dem Mäuerchen neben dem Gleis entgegen... Die Leute haben offentichtlich kein Klo in ihrer Wellblechhütte und lassen das alles einfach mal auf den Bahndamm fallen - ob die Pendler aus der S-Bahn zusehen ist dann im wahrsten Sinne des Wortes Scheißegal.



Irgendwo hinter Kalyan fuhr unser Zug das erste Mal nicht mehr durch die Stadt - es gibt auch Acker in Indien! Auf der wohl frisch renovierten Strecke in Richtung Goa fuhr die Kiste dann auch richtig flott - bestimmt 100 km/h oder mehr. Die Türen sind immer noch weit, weeeeit offen...
Meine Lieblingsdurchsage am Bahnsteig von Neral "Der Zug nach Mumbai Hauptbahnhof fährt ein. Bitte jetzt nicht mehr über die Gleise laufen!"

Lange Schlange - diesmal wirklich zu lang
Nach 70km und 1,5 Stunden sind wir schließlich in Neral, der Talstation der Matheran Hill Railway - eine Schmalspurstrecke (2 Fuß / 610 mm Spurweite) der indischen Bundesbahn, die einen auf einen Hügel in immerhin gut 700m Höhe bringt.
Da oben haben ein paar britische Kolonialisten das Dorf Matheran gegründet, weil es ihnen unten in Mumbai zu heiß war - und haben schließlich 1907 ein Gleis da hoch gelegt - weil sie es konnten und vor allem weil sie nicht zu Fuß da hoch laufen wollten.
Leider ist das Bähnchen einfach zu klein, die Schlange vorm Ticketschalter zwar gar nicht mal viel länger als bei Plus in der Ponte, aber als nur noch 5 Leute vor uns sind, sind alle Karten für den nächsten Zug ausverkauft. Auf weitere 2 Stunden schlange stehen, bis das Ding wieder aufmacht haben wir keine Lust und laufen zu Fuß - das geht schneller.

Fußmarsch auf den Tafelberg

Erstmal vom Bahnhof raus auf die Landstraße - die Straße vom Bahnhof nach draußen ist richtig schön asiatisch Wuselig...
Am Ende des Dorfs bleiben Kühlschranklieferanten mit ihrem Kleinlaster neben uns stehen. Die Fahrer können nicht viel englisch aber die 500m bis zur Abzweigung nach Matheran nehmen sie uns mit. 2 Mann im Führerhaus, 2 Mann neben dem Kühlschrank auf der Ladefläche...

Jetzt kommt die erste echte sportliche Aktivität hier in Indien! Die Straße da hoch ist 8km lang, geht von 70m auf 730m hoch, schlängelt sich in engen Serpentinen den Tafelberg hoch - und verläuft meistenes in der senkrechten Tropen-Mittags-Sonne. Außer uns ist hier NIEMAND zu Fuß unterwegs - aber trotzdem gibt es am Straßenrand ein paar Kiosks mit schattigen Bäumchen davor und Kühlschrank mit Limo drin... Den Berg würde man in Mexico wahrscheinlich Mesa nennen - oben drauf flach, dann senkrechte Feldwände, die dann nach unten hin flach auslaufen - Klar, da oben wo's wieder flach ist, bewegen sich auch manchmal Inder zu Fuß, aber den Aufstieg macht wirklich keiner zu Fuß.

Unterwegs überqueren wir besagte Bahn ein paar Mal. Der Schrankenwärter hat einen selbstgebauten Sonnenschutz: Ein Blätterdach - interessant, immerhin ist er angestellter der indischen Bundebahn... Weiter oben gibt's an einer Kurve so ich sag mal das hinduistische Pendant zum Wegekreuz - kleiner Kasten mit Schnörkeln aus Marmor und ein paar Glöckchen dran.

Nachdem wir die 25 Rupien (0,43 €) Wegelagerergebühr am Ortseingang bezahlt haben, erzählen uns alle einen vom Pferd - "Sir, want a Horse Ride?". Matheran ist Autofrei und viele Inder echt faul und unsportlich. Ich laufe die ganze Steigung in der prallen Sonne - und für die letzten flachen, schattigen Meter wolln die mir'n Pferd andrehen... Hallo?!?



Da oben auf dem Berg gibt es auch keine Kutschen - wenn, dann ganze Gruppen von Pferden mit Zementsäcken auf den Rücken, die einem einfach so entgegengaloppieren - teilweise auch ohne menschlichen Führer dabei... quasi mit Autopilot - die Klepper wissen wohl schon, wo die Baustelle ist. Wenn doch irgendetwas auf Rädern transportiert wird, dann wird es von Menschen gezogen - ob Granitplatten oder Touristen auf Karren. Mich von 2-3 Indern schieben zu lassen ist mir dann irgendwie zu Lächerlich - und diese Kasten-Denke will ich dann an dieser Stelle auch nicht unterstützen.


Vorne Palast, hinten Wellblechdach - ein Hotel in Matheran

In Matheran finde ich dann meine erste Moschee mit Lautsprecher in Aktion. Auf den ersten Blick ist das Ding nicht als sowas zu erkennen, zwischen all den Hotels und so, aber ein Lautsprecher-gekrächtstes "Alaaaaaaaaaaaaah huuu akbaaaaaaa" kann ich trotz meiner nicht vorhandenden Arabisch-Kenntnisse zuordnen.

Ich hab ein Haus, ein kunterbuntes Haus, ein Äffchen und ein Pferd...
Wir bleiben eine Nacht da oben und pennen in der "Hope Hall". Man könnte den Laden auch Villa Kunterbunt nenen. Die wirklich freundliche Besitzerin hat Stress mit der Stadtverwaltung, weil sie bei der Renovierung Regenbogen-buntes Scherben-Mosaik eingebaut hat. Das verstößt gegen den Denkmalschutz - die Bude ist von Anno 1850 als Indien noch fest in britischer Hand war. Natürlich gibt's im Innenhof nicht nur ein Äffchen - und ein Pferd direkt vor der Hoftür an der Straße... aber Rechnen kann sie dann doch richtig. Sie mag keine Korruption und erzählt von Leuten, die den Dorfsherrif mit nem Laptop bestechen und von dem Veterinär, der Pferde "gesundschreibt". Fast wie in Aachen mit Studenten, nur dass die auf dem Papier immer Krank sein wollen.



Sonst besteht unsere Bude im Wesentlichen aus einem Bett und einem Dach darüber. Das Dach hilft vor allem gegen Affen, die einem in die Bude reinspringen - bei Regen hat's denn doch zu viel Löcher. Kann mal jemand indischen Bauarbeitern erklären, dass Schrauben NICHT das geeignete Befestigungmittel für Wellblechplatten auf dem Dach sind? Wenn man die festschraubt, muss man nämlich LÖCHER in diese Platten bohren... ok - das ist Aussichtslos. Aber bis es losregnet haben wir wohl noch so ein bis zwei Wochen - dann geht's aber richtig los. Das Bett hat eine ca. 5mm dicke Matratze (nein, das nicht gar nicht hart... aber immer noch besser so als durchhängend oder so)
In unserem eigenen(!) Badezimmer gibt es eine echte Kloschüssel, ein Waschbecken einen Wasserhahn in Bodennähe zum Füße duschen (dringend nötig - die Schotterstraßen sind voll mit Pferde-Kacke-Staub) - Kein Klopapier, keine Dusche (der Wasserdruck aus dem Tank, der auf der Badezimmer-Fensterbank würde nicht bis so weit oben reichen.)
Bitte nicht falsch verstehen - das Quartier würde ich durchaus weiterempfehlen, denn die Zimmer sind sauber und der Innenhof schön grün und schattig.
Nur halt nicht unbedingt mitten im Monsun und Klopapier sollte man auch Mitbringen, wenn man die indische Eimer-Technik noch nicht drauf hat.

Wie Obelix schon sagte
"Von da oben muss man eine schöne Aussicht haben".
Stimmt! In der Ferne ein bisschen diesig, aber rundherum gibt's fast nur senkrechte Felswände und an deren Kante immer wieder Aussichtspunkte. Von der Klippe aus sieht man weitere Fels-Hügel, die so auch irgendwo in Arizona stehen könnten.


Je nach Entfernung vom Dorfzentrum sind die Aussichtspunkte entweder voll mit ganzen Familien wo jeder ausprobiert, warum diese Klippe jetzt "Echo Point" heißt - bei einer anderen Ecke haben wir niemand außer einen Zeitungslesenden Mann im Limo-Kiosk getroffen.



Eine echte Buchung
Am Nachmittag versuchen wir unser Glück am Fahrkartenschalter für die Rückfahrt am nächsten Tag. Der Schalter hat auf!!! Und vor uns stehen nur zwei Leute in der Schlange.
Laut Tafel ist morgen schon alles hoffnungslos ausgebucht aber irgendwie hat er doch noch 2 Plätze in der 1. Klasse. Die kostet statt 0,60€ das fünffache: 3,65€ - dafür sind die Sitze ein ganz bisschen breiter. Aber Buchung ist Buchung... vor allem hier, wo man im eigentlichen Sinne des Wortes "Buchung" vom Stationsvorsteher in ein echtes Buchungs-Buch eingetragen wird. Den Rechner benutzt er nicht. Hier oben fällt der Strom zu oft aus. Um die Platzkarten zu bekommen, muss ich erstmal ein "Bewerbungsformular" ausfüllen.
Auch in Deutschland waren Eisenbahnfahrkarten mal kleine Schnipsel aus Pappe... daaamals!

Futter
Danach gibt's Abendessen im Garten eines anderen Hotels im Prinzip ist das Essen in Ordnung, aber nüscht besonderes. Das Brot und mein Chicken Tikka Masala sind aus (Kein Naan-Brot in Indien ?!?) . Naja - schon kurz nachdem wir uns hingesetzt haben fällt uns die Leere auf und das wir gegen die weltweit gültige Regel "Nur in Läden gehen, die voll sind, am besten voll mit Einheimischen" verstoßen haben.

Heute pennen wir schon ziemlich bald nach Sonnenuntergang ein. Nebenan pennen zwei komplette Familien mit Kindern - wohl in einem ähnlich großen Zimmer.

Frühstück!
So um 10 entschließen wir uns dann, doch mal aufzustehen und bekommen von der Herbergs-Mutter und Herbergs-Oma ein Käse-Omelett gebraten. Lecker - viiiiel Käse!

Weil sie uns davon abgeraten hat, hier das gefilterte Wasser zu trinken "Es ist bald Monsun, unser Filter schafft das nicht mehr." gingen wir rüber zum Kiosk gegenüber um uns je mit 1 Liter Wasser auszustatten - Plurtsch! Weg!

Panorama Point

Janni Walker...
Um unsere Bewegungmöglichkeiten auszunutzen laufen wir mal zum "Panorama Point" - eine vollständig menschenleere Klippe - außer uns.

Unter uns schlängelt sich die Bahnstrecke herum. Hier könnte man einen Film à la "Rodriguez überfällt den Western-Express nach El Paso" drehen. Caramba!



Zurück im Dorf entdecken wir den Kinderspielplatz - die kleinen Racker haben das echt drauf mit dem Englisch. Je kleiner, desto besser das Englisch... Hier steht auch ein Riesenrad. Sucht bitte mal auf dem Foto das Antriebs-System ;-) Nur soviel von mir: Strom oder Benzin braucht die Mühle nicht.

Der Umgang mit Tieren und Müll
Also da gibt's ja so ne Religion wo man daran glaubt, dass man später entweder ins Nirwana kommt oder als irgendein Mensch oder Tier wiedergeboren wird - und deswegen geht man mit allen Tieren nett um, isst kein Fleisch und entfernt erstmal alle Würmer, bevor man mit einer Baustelle anfängt oder so... Vielleicht hab ich da was falsch verstanden, damals im Reli-Unterricht bei Herrn Keller, aber hier vor Ort sehe ich, wie kleine Kinder eine Ziege, die friedlich auf einer Gedenktafel neben dem Bahnhof döst, mit Steinen beschmeißen. Normalerweise rufen selbst Super-Nanny-Mütter dann "Kevin-Pascal, komm sofort her! Wenn du das noch einmal machst, dann ... (hier kommt dann irgendeine Drohung - muss man als Kevin-Pascal nicht so ernst nehmen"). Indische Mütter reagieren gar nicht... Die Affen im Hostel werden von einem Papa vor seinen Kindern mit Stöcken beschmissen und gleichzeitig mit Brot gefüttert - das kann nur einen Zweck haben: selber mal den Gorilla raushängen lassen *ugu ugu!*.
Auch gute Szene: Kind wirft Cola-Flasche auf die Straße. Mutter gibt einen leichten Klaps. Mutter hebt Flasche auf und schmeißt die Flasche über den Zaun. Es gibt auch Mülleimer hier!!!
Einmal fragt uns eine Studentin, ob sie uns denn Interviewen könnte zum Thema "Matheran is an Eco-Friendly Zone" - "Wusstet ihr schon, dass hier Plastiktüten verboten sind und Plastikflaschen recycelt werden?" Leider waren wir zum fraglichen Zeitpunkt nicht mehr da - aber das wäre schon interessant geworden. Also Plastiktüten haben wir wirklich nicht gesehen, dafür Plastikflaschen in Sammelgruben im Wald - und ein kleines Lagerfeuer am Wegesrand mit Pappkartons und Plastikflaschen drin. Auch in Deutschland wird das Wort "Recycling" vom Grünen Punkt schon recht weit gefasst - aber hier in Indien heißt das wohl einfach "Back to Nature".

Rückzug
So langsam wird es Zeit für uns, unsere im Hotel deponierten Rucksäcke abzuholen und dann mal zum Bahnhof zu schlappen.
Auf dem Weg zum Bahnhof stauben wir noch ein Mittagessen ab. Dieses eher kleine Restaurant "Royal" ist tatsächlich voll, hier gibt es mein Chicken Tikka Masala, eine Hühnertomatensuppe und das Brot ist auch nicht aus. Alles lecker!
Dafür gibt's hier kein Gästeklo.

Mit dem "Toy Train" nach unten
Ich hab einen Fensterplatz auf der richtigen Seite - auf 80% der Strecke freier Blick über die Kante nach unten, während sich das Bähnchen teils im Schritttempo in Serpentinen nach unten schlängelt. Jeder Toy-Train (so nennt man in Indien Schmalspurzüge) braucht natürlich mindestens einen Tunnel... die Strecke hier hat einen Kehrtunnel - die 180° Haarnadelkurve war auch anders am Hang nicht unterzubringen. Das Ding heißt "One Kiss Tunnel" - die Zeit könnte durchaus reichen um sich im Dunkeln kurz zu knutschen wenn die Mitreisenden nix sehen und man nicht verheiratet ist... Die Gelegneheit muss man nutzen - Papa hat wahrscheinlich schon irgendeinen anderen Ehepartner für dich ausgesucht. Den siehst du dann so vielleicht einen Tag vor der Hochzeit.

Kleines technisches Detail: Die Bremser bedienen jeweils die Bremsen eines Wagens, die Dosierung der Bremskraft wird per Handzeichen vom Lockführer (der steht in der Tür nach draußen gelehnt) nach hinten durch"gewunken". Immerhin gibt es so ein paar redundante Bremsen... ungebremst würde der Zug auf dieser wirklich steilen Strecke spätestens in einer der 180°-Kehren (ohne Überhöhung!) aus der Kurve fliegen und die Felsen runter kollern. Das ist immer noch eine klassische Eisenbahn - keine Zahnradbahn oder Standseilbahn...



Der Zug hält auf der Fahrt dreimal an - unter anderem am Bahnhof "Water Pipe" Hier stehen Kinder, die Obst verkaufen bereit... Hier kommen am Tag gerade mal 10 Züge vorbei - aber das Warten scheint sich zu lohnen. Unsere Mitfahrer im Abteil fragen uns (mal wieder, wie alle Leute hier) danach wo wir herkommen, wie wir heißen und was wir hier so machen... bei der Erwähnung von IIT Bombay gehen irgendwie die Augebrauen hoch.


In der total vollen S-Bahn treffen wir noch einen Dummschwätzer, der mich erstmal fragt, wie denn meine Füße so dreckig werden konnten (Ein Europäer mit dreckigen Füßen - was ist da schief gelaufen?) Und erzählt mir, wie toll die Seen in Mumbai wären. Vor allem der Powai Lake wäre ja super - "Das Wasser kannste trinken!" - ok und an der falschen Haltestelle hätte er uns auch noch rausgeschickt, aber man fragt hier immer 2 Inder - mindestens.

Zurück im Students' Hostel wird es echt schwierig diesen Pferdemist-Staub aus den Sandalen zu waschen...

1 Kommentar:

  1. Wellblechplatten macht man MIT SCHRAUBEN fest. Oder willste die leimen?
    Gibt aberspezielle schrauben dafür mit Gummiring und Scheibe. Die sind dann auch dicht. aber die gibts in Indien wahrscheinlich nicht :o)

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