Also der Strand heißt tatsächlich "Juhu Beach" damit ist aber bestimmt was anderes gemeint.
Jan macht aber erstmal seinen Frühsport - er joggt ganz gerne, vor allem ohne Inder, die sind einfach nicht fit. In der Hitze wollen die irgendwie keinen Sport machen und wenn sie's doch machen gehen die schon beim Joggen auf dem Weg zum Sportplatz kaputt, bervor die Runden auf dem Platz erst anfangen... Ich mache mir inzwischen echt sorgen, ob ich, wenn ich wieder da bin noch mit dem Rad dir Hörn hochkomm...
Danach geht's auf nach Bandra West - eine regelrechte Rikscha-Ultra-Langstrecke, die sogar mehrere Euros kostet und gefühlt über eine halbe Stunde dauert.
Unser Fahrer wühlt sich mal wieder durch den Verkehr - wenn ein Stau vor einer roten Ampel entsteht, entdeckt er zwischen den Autos immer wieder Lücken, die gerade groß genug für seine Mühle sind, so dass er sich immer schonmal bis in die erste Reihe vorschlängelt... wir fahren natürlich nicht den kürzesten Weg, aber die maximal mögliche Autobahn-Strecke - wahrscheinlich nur gut gemeint.
Bei der Fahrt treffen wir auf ziemlich arme Schlucker, die uns an der roten Ampel irgendwelchen Krempel verkaufen wollen - den wir, bei aller Liebe, echt nicht brauchen. Ganz oben auf der Hitliste: ein bunter Blumenkübel und ein Kinder-Ausmal-Buntstift-Heft...
In Bandra West springen wir erstmal aus der Rikscha und sehen uns um... also direkt gegenüber von dem Laden, wo wir uns verabredet haben ist eine Klinik für Schönheits-OPs. Nach dem Werbebanner im Vorgarten machen die alles: Waschbrettbäuche, schönere Nasen und wenns sein muss auch größere Brüste... der Chef hat die vertraunserweckende Email-Adresse cosmodoc1@yahoo.co.in - ohne die 1 war wohl schon vergeben.
FRÜHSTÜCK!
Franziska, Jan's Sitznachbarin im Flugzeug nach Mumbai taucht auf und es wird Zeit, das "Candies" zu entern. Hier gibt es "westliches" Frühstück. Tatsächlich hat der Laden eine breite Auswahl an Kondtorei-Gendöns: Pralinen, Donuts und Torten - aber Frühstück... naja
Also Orangensaft ist aus - dafür nehme ich eine "Power-Juice", der irgendwie nach Möhre und Erde schmeckt - ich lass den Becher mal ziemlich voll stehen. Bei Obstsalat kann man nicht viel falsch machen, mein Omelette ist unglaublich übersichtlich... aber der Garten im Hinterhof ist ganz hübsch.
Die Reste überlassen wir den Krähen und los geht's zu Küste.
Mein erster Ausblick auf den indischen Ozean ist - naja...
Also die Küste ist recht felsig, alles auf dem Boden ist pechschwarz, ein paar mangrovenbäume gibt es auch noch. Überall liegt Dreck herum, der sich an den felsen und den Wurzelspitzen verheddert (schlecht für die Bäume, die brauchen die Wurzelspitzen zum Atmen) - aber die Anwohner haben in eine Uferpromenade investiert!
Auch sonst ist der Ozean recht einladend zum Baden.
...immerhin gibt's hier ein paar bunte Fischerböötchen.
So langsam wird es uns zu warm von oben - Zeit für ein schattiges Plätzchen im *ähem* Strandcafe. Der Laden heißt "Café Coffe Time", sein Werbeslogan: "A lot can happen over Coffee"... wie wahr, wie wahr. Man könnte das auch Kaffee-Vergewaltigung nennen. Die Kreationen von Starbucks sind dagegen noch harmlos. Mein Ich-weiß-nicht-mehr-was-für-eine-Frucht-in-der-Karte-stand-Milchshake schmeckt naja... interessant. Jan's Kommentar beim schnuppern hatte irgendwas mit Kleber zu tun.
Unsere schönen Plätze in der Sonne unter dem Ventilator tauschen wir dann doch gegen einen Tisch drinnen ein, obwohl der Venti sogar eine Wasser-Sprüh-Funktion hatte - aber richtig geschafft hat der eigentlich nichts, zumal direkt am Ufer sowieso eine leichte Briese ging.
Franzi's Iced Coffee kommt dann auch prompt, nachdem wir der Bedienung "Jetzt oder Tschüss" gesagt haben... ja, da ist irgendwie Kaffee durchgelaufen... unter anderem.
Nach diesem Exkurs zur indischen Kaffee-Kultur schnappen wir uns eine Rikscha zum Strand - Juhu! Unterwegs unglaubliche Fisch-Trocknungs-Anlage gesehen: Auf einer länge von 300m ist der Gehweg an der Straße und die ganze Fläche bis zum Wasser voll mit stinkenden kleinen Fischen. Unser Fahrer fand das wohl auch nicht so toll und gab netterweise Gas! Ein bisschen länger und ich hätte diesen Schmaus mit meinem Milkshake verfeinert... bäh!
Der Juhu-Strand ist voll mit Leuten, zumindest direkt am Zugang, wo der Strand etwas breiter ist. Hier konnten keine Häuser gebaut werden - so mitten in der Einflugschneise der Juhu Airbase. Naja - also so richtig Berühmt war Mumbai wohl nie für seine Strände.
Franziska kann es einfach nicht ab, wenn ihr bettelnde Kinder am Arm zupfen, die es besonders auf sie abgesehen haben. So ein bisschen penetrant werden die kleinen schon und geben sich Mühe, wie Honigkuchenpferde zu grinsen - wie auf den Plakaten von Brot für die Welt. Aber ich würd's wohl an deren Stelle auch so machen... Das Dumme ist: Wenn man immer nur angebettelt wird, ignoriert man irgendwann auch Leute, die einfach nur mal nett "Hallo" sagen wollen. Vielleicht sollte ich mich fürs nächste Mal mit Bonbons bewaffnen, damit ich denen irgendwas in die Hand drücken kann.
Ansonsten zu beobachten: Inderinnen gehen in voller Montur ins Wasser - Bikinis gibt's hier nicht und schwimmen kann eigentlich auch keiner. Einfach son bisschen im seichten Wasser rumplanschen.
Kein Strandbesuch ohne ein paar nasse Füße - das Wasser ist echt warm...
Müller Mülch, Müller Mülch, die schmeckt und weckt was in dir steckt - aber hey, wo ist eigentlich die Kühlung?!?
Nach einem weiteren Wanderschuh-Versuch lassen wir den Nachmittag im "Sheesha" ausklingen. Ein hübsches Restaurant auf der Dachterrasse, 8 Stockwerke über der Stadt mit Sofas zum toll rumgammeln.
Hier gibt's lecker Naan, Paprika-Paneer und Limetten-Limonade.
Franzi erzählt ein bisschen von ihrem Projekt - sie ist ein bisschen mit der Stadtplanung unterwegs und hat die Wasserknappheit, von der wir auf dem IIT-Campus nichtmal etwas gehört haben, live erlebt.
In ein paar Wochen geht die Regenzeit wieder los - das heißt aber auch, dass die letzte Regenzeit schon etwas länger her ist - also seit mindestens einem halben Jahr ist hier kein Tropfen mehr gefallen.
Bei ihr wird zu gewissen Tageszeiten einfach das Wasser im ganzen Viertel abgestellt, im Slum nur wenige Kilometer weiter hat sie aus der Ferne regelrechte Schlägereien am Wassertanklaster gesehen. Die Hälfte ging wohl daneben, weil sich alle um den Schlauch gekloppt haben.
... und sie fragt sich, wie lange die breite Masse in den Slums diese Klassengesellschaft mitmacht. In weiten Teilen von Ostindien sind die Maositen verbreitet, die wohl irgendwie gegen das Kastensystem kämpfen - also kurz gesagt: Wann geht das hier in Mumbai so ab wie in Bangkok? Grund, ihrem Ärger Ausdruck zu verleihen haben hier einige - und ein paar schicke Shopping-Malls zum Abfackeln gibt's hier auch. Meistens gibt's hier überhaupt keine Probleme - aber wenn's hier kracht, dann richtig. Das gilt sowohl für Schlägerein als auch für Terroranschläge.
Was wir da noch nicht wussten: Bangkok wurde genau während wir da saßen geräumt...
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Die Franziska ist ja echt schnucklig :-D
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