Hurra! Mein eigener Internet-Anschluss geht wieder...
ich kann beim Arbeiten wieder Radio hören und die Bilder hierhin hochladen macht so auch mehr Spaß.

Samstag, 29. Mai 2010

Mein Ritt auf der Milchkanne und Landluft

Der Plan für heute: Früh morgens los, mit dem Zug raus aus Mumbai, hoch auf einen Berg, wo es (hoffentlich) ein bisschen kühler als hier unten ist - und es ein Autofreies Dorf "Matheran" gibt. Nach fast einem Monat in Indien haben wir die Stadtgrenzen von Mumbai noch nicht hinter uns gelassen - dafür wird es jetzt echt mal Zeit.

Um 6:20 in der Frühe schafften wir's dann los zu kommen. Tatsächlich kam genau im richtigen Moment eine Rikscha an unserem Hostel vorbei - auf dem Nachtschlafenden Campus nicht selbstverständlich... ok eigentlich waren um diese Zeit schon viele Leute unterwegs auf dem Weg zum Tennisplatz oder wohin auch sonst immer.

Ein Königreich für einen DB-Touchscreen-Automten
Mit der Rikscha los zum "Bhandup"-S-Bahnhof. Also man schimpft ja bisweilen über die schlecht besetzten Fahrkartenschalter bei der Deutschen Bahn - aber hier gibt's ja für alles einen Automaten... Die Automaten in Mumbai kennen wir nicht - und irgendwie benutzt die da auch keiner.
Nach so einer Viertelstunde Schlange stehen halte ich dann unsere S-Bahn-Karten nach Neral in der Hand - für 2 Personen Hin und zurück ein knapper Euro für 70km Strecke (bzw 140km insgesamt).

Das Zauberwort "Fahrgastinformations-System"
Diese netten Linienpläne in der Berliner U-Bahn, die LED-Anzeigen wo die nächste Haltestelle draufsteht, die Online-Fahrpläne - überhaupt mal Fahrpläne aus denen hervorgeht, welcher Zug wann auf welchem Gleis wohin fährt und wo er überall anhält - das ist in Deutschland alles selbstverständlich. Hier in Mumbai hat man davon noch nichts gehört. Wenigstens steht manchmal vorne auf den Zügen drauf wo es denn hingehen soll - aber dafür muss man den Zug schon beim Einfahren gesehen haben. Wenigstens sind wir hier in einem Land, wo die Englisch-Sprecher Quote etwa so hoch wie in Deutschland ist und man auch mal jemand fragen kann - irgendwie Wissen die Inder häufig, aber nicht immer bescheid. Frag 2 Leute und bekomme 3 Meinungen...

Also auf der Bahnstrecke in der Nähe gibt es 3 Gleispaare: 1x Fernbahn, 1x Schnelle S-Bahn, 1x langsame S-Bahn. Wenn man in die Stadtmitte will, nimmt man einfach irgendeinen Zug in die Richtige Richtung - wenn man so wie wir aus der Stadt raus will und auf eine ganz bestimmte Seitenstrecke will, wird es spannend...

In Bhandup halten eigentlich auch die schnellen S-Bahnen - jedenfalls hat dieser Bahnhof Bahnsteige an den Gleisen für die schnellen S-Bahnen. Die halten hier aber erst ab 8 Uhr... ein paar Inder schicken uns vom Schnell-S-Bahnsteig zurück zum Langsam-S-Bahnsteig. Aus der langsamen S-Bahn können wir dann zusehen, wie uns unsere (schnelle) S-Bahn nach Neral überholt... :-(

Einmal hätten wir sie fast wieder eingeholt - sie fuhr gerade aus, als wir einfuhren - aaaaahhh. Das Ding fährt nur einmal die Stunde...

Aber irgendwie gab's wohl ne Baustelle auf dem Schnell-Gleis, so dass wir das Ding trotz mehrerer zusätzlicher Zwischenhalte bis Thane-Hbf (Nachbar-Millionenstadt von Mumbai) wieder einholen.


Volle Kraft voraus mit Müller-Mülch!
Von jetzt an ging's aber Flott - schnell rüber zum richtigen Gleis und rein in den Zug... scheiße - Frauenwagen, Erste Klasse... aaaaah Ok Gepäckabteil geht - da hat jedenfalls niemand was dagegen. Die Fracht Heute: Irgendwas fischiges, sowas wie Christbaumkugeln aus Pappe am Stiel, und ganz viel Müller Mülch, Müller Mülch! Bei den Fischen/Muscheln war ich mir erstmal nicht sicher, ob der Mief von draussen kommt oder doch an Bord ist.
Die 5 Sitzplätze sind alle voll, aber die Milchmänner (echt ein lustiges Grüppchen - die haben Spaß am Bahnfahren und sich bei voller fahrt aus der Tür lehnen und sich Quatsch erzählen) wollen einfach nicht, dass wir auf dem Boden sitzen. Also bekam jeder von uns und noch ein paar andere Passagiegere einen Luxus-Milchkannen-Sitz (20l, verzinkt - top!)

Auf der Milchkanne ging's dann quer durch einen Slum. Slums am Bahndamm am frühen morgen sind naja... etwas gewöhnungbedürftig. Wenn man noch verschlafen blinzelt hängt einem ein nackter Hintern über dem Mäuerchen neben dem Gleis entgegen... Die Leute haben offentichtlich kein Klo in ihrer Wellblechhütte und lassen das alles einfach mal auf den Bahndamm fallen - ob die Pendler aus der S-Bahn zusehen ist dann im wahrsten Sinne des Wortes Scheißegal.



Irgendwo hinter Kalyan fuhr unser Zug das erste Mal nicht mehr durch die Stadt - es gibt auch Acker in Indien! Auf der wohl frisch renovierten Strecke in Richtung Goa fuhr die Kiste dann auch richtig flott - bestimmt 100 km/h oder mehr. Die Türen sind immer noch weit, weeeeit offen...
Meine Lieblingsdurchsage am Bahnsteig von Neral "Der Zug nach Mumbai Hauptbahnhof fährt ein. Bitte jetzt nicht mehr über die Gleise laufen!"

Lange Schlange - diesmal wirklich zu lang
Nach 70km und 1,5 Stunden sind wir schließlich in Neral, der Talstation der Matheran Hill Railway - eine Schmalspurstrecke (2 Fuß / 610 mm Spurweite) der indischen Bundesbahn, die einen auf einen Hügel in immerhin gut 700m Höhe bringt.
Da oben haben ein paar britische Kolonialisten das Dorf Matheran gegründet, weil es ihnen unten in Mumbai zu heiß war - und haben schließlich 1907 ein Gleis da hoch gelegt - weil sie es konnten und vor allem weil sie nicht zu Fuß da hoch laufen wollten.
Leider ist das Bähnchen einfach zu klein, die Schlange vorm Ticketschalter zwar gar nicht mal viel länger als bei Plus in der Ponte, aber als nur noch 5 Leute vor uns sind, sind alle Karten für den nächsten Zug ausverkauft. Auf weitere 2 Stunden schlange stehen, bis das Ding wieder aufmacht haben wir keine Lust und laufen zu Fuß - das geht schneller.

Fußmarsch auf den Tafelberg

Erstmal vom Bahnhof raus auf die Landstraße - die Straße vom Bahnhof nach draußen ist richtig schön asiatisch Wuselig...
Am Ende des Dorfs bleiben Kühlschranklieferanten mit ihrem Kleinlaster neben uns stehen. Die Fahrer können nicht viel englisch aber die 500m bis zur Abzweigung nach Matheran nehmen sie uns mit. 2 Mann im Führerhaus, 2 Mann neben dem Kühlschrank auf der Ladefläche...

Jetzt kommt die erste echte sportliche Aktivität hier in Indien! Die Straße da hoch ist 8km lang, geht von 70m auf 730m hoch, schlängelt sich in engen Serpentinen den Tafelberg hoch - und verläuft meistenes in der senkrechten Tropen-Mittags-Sonne. Außer uns ist hier NIEMAND zu Fuß unterwegs - aber trotzdem gibt es am Straßenrand ein paar Kiosks mit schattigen Bäumchen davor und Kühlschrank mit Limo drin... Den Berg würde man in Mexico wahrscheinlich Mesa nennen - oben drauf flach, dann senkrechte Feldwände, die dann nach unten hin flach auslaufen - Klar, da oben wo's wieder flach ist, bewegen sich auch manchmal Inder zu Fuß, aber den Aufstieg macht wirklich keiner zu Fuß.

Unterwegs überqueren wir besagte Bahn ein paar Mal. Der Schrankenwärter hat einen selbstgebauten Sonnenschutz: Ein Blätterdach - interessant, immerhin ist er angestellter der indischen Bundebahn... Weiter oben gibt's an einer Kurve so ich sag mal das hinduistische Pendant zum Wegekreuz - kleiner Kasten mit Schnörkeln aus Marmor und ein paar Glöckchen dran.

Nachdem wir die 25 Rupien (0,43 €) Wegelagerergebühr am Ortseingang bezahlt haben, erzählen uns alle einen vom Pferd - "Sir, want a Horse Ride?". Matheran ist Autofrei und viele Inder echt faul und unsportlich. Ich laufe die ganze Steigung in der prallen Sonne - und für die letzten flachen, schattigen Meter wolln die mir'n Pferd andrehen... Hallo?!?



Da oben auf dem Berg gibt es auch keine Kutschen - wenn, dann ganze Gruppen von Pferden mit Zementsäcken auf den Rücken, die einem einfach so entgegengaloppieren - teilweise auch ohne menschlichen Führer dabei... quasi mit Autopilot - die Klepper wissen wohl schon, wo die Baustelle ist. Wenn doch irgendetwas auf Rädern transportiert wird, dann wird es von Menschen gezogen - ob Granitplatten oder Touristen auf Karren. Mich von 2-3 Indern schieben zu lassen ist mir dann irgendwie zu Lächerlich - und diese Kasten-Denke will ich dann an dieser Stelle auch nicht unterstützen.


Vorne Palast, hinten Wellblechdach - ein Hotel in Matheran

In Matheran finde ich dann meine erste Moschee mit Lautsprecher in Aktion. Auf den ersten Blick ist das Ding nicht als sowas zu erkennen, zwischen all den Hotels und so, aber ein Lautsprecher-gekrächtstes "Alaaaaaaaaaaaaah huuu akbaaaaaaa" kann ich trotz meiner nicht vorhandenden Arabisch-Kenntnisse zuordnen.

Ich hab ein Haus, ein kunterbuntes Haus, ein Äffchen und ein Pferd...
Wir bleiben eine Nacht da oben und pennen in der "Hope Hall". Man könnte den Laden auch Villa Kunterbunt nenen. Die wirklich freundliche Besitzerin hat Stress mit der Stadtverwaltung, weil sie bei der Renovierung Regenbogen-buntes Scherben-Mosaik eingebaut hat. Das verstößt gegen den Denkmalschutz - die Bude ist von Anno 1850 als Indien noch fest in britischer Hand war. Natürlich gibt's im Innenhof nicht nur ein Äffchen - und ein Pferd direkt vor der Hoftür an der Straße... aber Rechnen kann sie dann doch richtig. Sie mag keine Korruption und erzählt von Leuten, die den Dorfsherrif mit nem Laptop bestechen und von dem Veterinär, der Pferde "gesundschreibt". Fast wie in Aachen mit Studenten, nur dass die auf dem Papier immer Krank sein wollen.



Sonst besteht unsere Bude im Wesentlichen aus einem Bett und einem Dach darüber. Das Dach hilft vor allem gegen Affen, die einem in die Bude reinspringen - bei Regen hat's denn doch zu viel Löcher. Kann mal jemand indischen Bauarbeitern erklären, dass Schrauben NICHT das geeignete Befestigungmittel für Wellblechplatten auf dem Dach sind? Wenn man die festschraubt, muss man nämlich LÖCHER in diese Platten bohren... ok - das ist Aussichtslos. Aber bis es losregnet haben wir wohl noch so ein bis zwei Wochen - dann geht's aber richtig los. Das Bett hat eine ca. 5mm dicke Matratze (nein, das nicht gar nicht hart... aber immer noch besser so als durchhängend oder so)
In unserem eigenen(!) Badezimmer gibt es eine echte Kloschüssel, ein Waschbecken einen Wasserhahn in Bodennähe zum Füße duschen (dringend nötig - die Schotterstraßen sind voll mit Pferde-Kacke-Staub) - Kein Klopapier, keine Dusche (der Wasserdruck aus dem Tank, der auf der Badezimmer-Fensterbank würde nicht bis so weit oben reichen.)
Bitte nicht falsch verstehen - das Quartier würde ich durchaus weiterempfehlen, denn die Zimmer sind sauber und der Innenhof schön grün und schattig.
Nur halt nicht unbedingt mitten im Monsun und Klopapier sollte man auch Mitbringen, wenn man die indische Eimer-Technik noch nicht drauf hat.

Wie Obelix schon sagte
"Von da oben muss man eine schöne Aussicht haben".
Stimmt! In der Ferne ein bisschen diesig, aber rundherum gibt's fast nur senkrechte Felswände und an deren Kante immer wieder Aussichtspunkte. Von der Klippe aus sieht man weitere Fels-Hügel, die so auch irgendwo in Arizona stehen könnten.


Je nach Entfernung vom Dorfzentrum sind die Aussichtspunkte entweder voll mit ganzen Familien wo jeder ausprobiert, warum diese Klippe jetzt "Echo Point" heißt - bei einer anderen Ecke haben wir niemand außer einen Zeitungslesenden Mann im Limo-Kiosk getroffen.



Eine echte Buchung
Am Nachmittag versuchen wir unser Glück am Fahrkartenschalter für die Rückfahrt am nächsten Tag. Der Schalter hat auf!!! Und vor uns stehen nur zwei Leute in der Schlange.
Laut Tafel ist morgen schon alles hoffnungslos ausgebucht aber irgendwie hat er doch noch 2 Plätze in der 1. Klasse. Die kostet statt 0,60€ das fünffache: 3,65€ - dafür sind die Sitze ein ganz bisschen breiter. Aber Buchung ist Buchung... vor allem hier, wo man im eigentlichen Sinne des Wortes "Buchung" vom Stationsvorsteher in ein echtes Buchungs-Buch eingetragen wird. Den Rechner benutzt er nicht. Hier oben fällt der Strom zu oft aus. Um die Platzkarten zu bekommen, muss ich erstmal ein "Bewerbungsformular" ausfüllen.
Auch in Deutschland waren Eisenbahnfahrkarten mal kleine Schnipsel aus Pappe... daaamals!

Futter
Danach gibt's Abendessen im Garten eines anderen Hotels im Prinzip ist das Essen in Ordnung, aber nüscht besonderes. Das Brot und mein Chicken Tikka Masala sind aus (Kein Naan-Brot in Indien ?!?) . Naja - schon kurz nachdem wir uns hingesetzt haben fällt uns die Leere auf und das wir gegen die weltweit gültige Regel "Nur in Läden gehen, die voll sind, am besten voll mit Einheimischen" verstoßen haben.

Heute pennen wir schon ziemlich bald nach Sonnenuntergang ein. Nebenan pennen zwei komplette Familien mit Kindern - wohl in einem ähnlich großen Zimmer.

Frühstück!
So um 10 entschließen wir uns dann, doch mal aufzustehen und bekommen von der Herbergs-Mutter und Herbergs-Oma ein Käse-Omelett gebraten. Lecker - viiiiel Käse!

Weil sie uns davon abgeraten hat, hier das gefilterte Wasser zu trinken "Es ist bald Monsun, unser Filter schafft das nicht mehr." gingen wir rüber zum Kiosk gegenüber um uns je mit 1 Liter Wasser auszustatten - Plurtsch! Weg!

Panorama Point

Janni Walker...
Um unsere Bewegungmöglichkeiten auszunutzen laufen wir mal zum "Panorama Point" - eine vollständig menschenleere Klippe - außer uns.

Unter uns schlängelt sich die Bahnstrecke herum. Hier könnte man einen Film à la "Rodriguez überfällt den Western-Express nach El Paso" drehen. Caramba!



Zurück im Dorf entdecken wir den Kinderspielplatz - die kleinen Racker haben das echt drauf mit dem Englisch. Je kleiner, desto besser das Englisch... Hier steht auch ein Riesenrad. Sucht bitte mal auf dem Foto das Antriebs-System ;-) Nur soviel von mir: Strom oder Benzin braucht die Mühle nicht.

Der Umgang mit Tieren und Müll
Also da gibt's ja so ne Religion wo man daran glaubt, dass man später entweder ins Nirwana kommt oder als irgendein Mensch oder Tier wiedergeboren wird - und deswegen geht man mit allen Tieren nett um, isst kein Fleisch und entfernt erstmal alle Würmer, bevor man mit einer Baustelle anfängt oder so... Vielleicht hab ich da was falsch verstanden, damals im Reli-Unterricht bei Herrn Keller, aber hier vor Ort sehe ich, wie kleine Kinder eine Ziege, die friedlich auf einer Gedenktafel neben dem Bahnhof döst, mit Steinen beschmeißen. Normalerweise rufen selbst Super-Nanny-Mütter dann "Kevin-Pascal, komm sofort her! Wenn du das noch einmal machst, dann ... (hier kommt dann irgendeine Drohung - muss man als Kevin-Pascal nicht so ernst nehmen"). Indische Mütter reagieren gar nicht... Die Affen im Hostel werden von einem Papa vor seinen Kindern mit Stöcken beschmissen und gleichzeitig mit Brot gefüttert - das kann nur einen Zweck haben: selber mal den Gorilla raushängen lassen *ugu ugu!*.
Auch gute Szene: Kind wirft Cola-Flasche auf die Straße. Mutter gibt einen leichten Klaps. Mutter hebt Flasche auf und schmeißt die Flasche über den Zaun. Es gibt auch Mülleimer hier!!!
Einmal fragt uns eine Studentin, ob sie uns denn Interviewen könnte zum Thema "Matheran is an Eco-Friendly Zone" - "Wusstet ihr schon, dass hier Plastiktüten verboten sind und Plastikflaschen recycelt werden?" Leider waren wir zum fraglichen Zeitpunkt nicht mehr da - aber das wäre schon interessant geworden. Also Plastiktüten haben wir wirklich nicht gesehen, dafür Plastikflaschen in Sammelgruben im Wald - und ein kleines Lagerfeuer am Wegesrand mit Pappkartons und Plastikflaschen drin. Auch in Deutschland wird das Wort "Recycling" vom Grünen Punkt schon recht weit gefasst - aber hier in Indien heißt das wohl einfach "Back to Nature".

Rückzug
So langsam wird es Zeit für uns, unsere im Hotel deponierten Rucksäcke abzuholen und dann mal zum Bahnhof zu schlappen.
Auf dem Weg zum Bahnhof stauben wir noch ein Mittagessen ab. Dieses eher kleine Restaurant "Royal" ist tatsächlich voll, hier gibt es mein Chicken Tikka Masala, eine Hühnertomatensuppe und das Brot ist auch nicht aus. Alles lecker!
Dafür gibt's hier kein Gästeklo.

Mit dem "Toy Train" nach unten
Ich hab einen Fensterplatz auf der richtigen Seite - auf 80% der Strecke freier Blick über die Kante nach unten, während sich das Bähnchen teils im Schritttempo in Serpentinen nach unten schlängelt. Jeder Toy-Train (so nennt man in Indien Schmalspurzüge) braucht natürlich mindestens einen Tunnel... die Strecke hier hat einen Kehrtunnel - die 180° Haarnadelkurve war auch anders am Hang nicht unterzubringen. Das Ding heißt "One Kiss Tunnel" - die Zeit könnte durchaus reichen um sich im Dunkeln kurz zu knutschen wenn die Mitreisenden nix sehen und man nicht verheiratet ist... Die Gelegneheit muss man nutzen - Papa hat wahrscheinlich schon irgendeinen anderen Ehepartner für dich ausgesucht. Den siehst du dann so vielleicht einen Tag vor der Hochzeit.

Kleines technisches Detail: Die Bremser bedienen jeweils die Bremsen eines Wagens, die Dosierung der Bremskraft wird per Handzeichen vom Lockführer (der steht in der Tür nach draußen gelehnt) nach hinten durch"gewunken". Immerhin gibt es so ein paar redundante Bremsen... ungebremst würde der Zug auf dieser wirklich steilen Strecke spätestens in einer der 180°-Kehren (ohne Überhöhung!) aus der Kurve fliegen und die Felsen runter kollern. Das ist immer noch eine klassische Eisenbahn - keine Zahnradbahn oder Standseilbahn...



Der Zug hält auf der Fahrt dreimal an - unter anderem am Bahnhof "Water Pipe" Hier stehen Kinder, die Obst verkaufen bereit... Hier kommen am Tag gerade mal 10 Züge vorbei - aber das Warten scheint sich zu lohnen. Unsere Mitfahrer im Abteil fragen uns (mal wieder, wie alle Leute hier) danach wo wir herkommen, wie wir heißen und was wir hier so machen... bei der Erwähnung von IIT Bombay gehen irgendwie die Augebrauen hoch.


In der total vollen S-Bahn treffen wir noch einen Dummschwätzer, der mich erstmal fragt, wie denn meine Füße so dreckig werden konnten (Ein Europäer mit dreckigen Füßen - was ist da schief gelaufen?) Und erzählt mir, wie toll die Seen in Mumbai wären. Vor allem der Powai Lake wäre ja super - "Das Wasser kannste trinken!" - ok und an der falschen Haltestelle hätte er uns auch noch rausgeschickt, aber man fragt hier immer 2 Inder - mindestens.

Zurück im Students' Hostel wird es echt schwierig diesen Pferdemist-Staub aus den Sandalen zu waschen...

Montag, 24. Mai 2010

Unialltach... (DO 20.5. - MI 26.5.)

Nix besonderes großes passiert

  • 26.5. 1:05 Morgens auf dem Rückweg vom Eismann die ersten Regentropfen in Indien abbekommen - nur so 5 Tropfen auf 500m Wegstrecke...
  • fast jeden Tag ins Freibad
  • Chef hat was neues für mich zu tun - endlich was, wo gleich schöne Ergebnisse rauskommen
  • Cornetto Black Forest Flirt ist sehr schokoladig, aber nicht so toll wie Butter Scotch
  • Papa schickt mir meine Wanderschuhe per Post - nachdem der Mann im Postamt das "Paket" mit einer Schnippeldiät von 2,005 kg auf 2,000 kg zu einem Päckchen umgebaut hat, das für einen vertretbaren Preis innerhalb von 2 Wochen mit Luftfracht ankommen soll... mal sehen.
  • Die Milkshakes in der Nightcanteen sind auch lecker - man sollte aber um den "Lemon Juice" einen Bogen machen. Der besteht vor allem aus aufgelöster Vitamintablette.





Es ist Mangozeit... meine Oma sagt ja immer "Junge, iss dich noch'n Apfel" Jaja Obst ist wichtig und das gibt's hier vor allem in Form von frisch geschnippelten Mango-Würfeln im "Shree Ganesh Juice & Fast Food Center". Hier gibt's auch Saft aus frisch gewalztem Zuckerrohr. Die Walze könnte aber in Deutschland u.U. bei der Berufsgenossenschaft auf Kritik stoßen - die Walzt wohl auch Finger...


Das LKW in Indien schon ein bisschen aufwändiger Gestaltet sind als in Europa ist ja nix neues...





... aber mit so viel Liebe mit Herzchen auf dem Diesel-Tank hab ich doch nicht gerechnet.


Juhuu! Strand... (MI 19.5.)

Also der Strand heißt tatsächlich "Juhu Beach" damit ist aber bestimmt was anderes gemeint.

Jan macht aber erstmal seinen Frühsport - er joggt ganz gerne, vor allem ohne Inder, die sind einfach nicht fit. In der Hitze wollen die irgendwie keinen Sport machen und wenn sie's doch machen gehen die schon beim Joggen auf dem Weg zum Sportplatz kaputt, bervor die Runden auf dem Platz erst anfangen... Ich mache mir inzwischen echt sorgen, ob ich, wenn ich wieder da bin noch mit dem Rad dir Hörn hochkomm...

Danach geht's auf nach Bandra West - eine regelrechte Rikscha-Ultra-Langstrecke, die sogar mehrere Euros kostet und gefühlt über eine halbe Stunde dauert.
Unser Fahrer wühlt sich mal wieder durch den Verkehr - wenn ein Stau vor einer roten Ampel entsteht, entdeckt er zwischen den Autos immer wieder Lücken, die gerade groß genug für seine Mühle sind, so dass er sich immer schonmal bis in die erste Reihe vorschlängelt... wir fahren natürlich nicht den kürzesten Weg, aber die maximal mögliche Autobahn-Strecke - wahrscheinlich nur gut gemeint.

Bei der Fahrt treffen wir auf ziemlich arme Schlucker, die uns an der roten Ampel irgendwelchen Krempel verkaufen wollen - den wir, bei aller Liebe, echt nicht brauchen. Ganz oben auf der Hitliste: ein bunter Blumenkübel und ein Kinder-Ausmal-Buntstift-Heft...

In Bandra West springen wir erstmal aus der Rikscha und sehen uns um... also direkt gegenüber von dem Laden, wo wir uns verabredet haben ist eine Klinik für Schönheits-OPs. Nach dem Werbebanner im Vorgarten machen die alles: Waschbrettbäuche, schönere Nasen und wenns sein muss auch größere Brüste... der Chef hat die vertraunserweckende Email-Adresse cosmodoc1@yahoo.co.in - ohne die 1 war wohl schon vergeben.

FRÜHSTÜCK!





Franziska, Jan's Sitznachbarin im Flugzeug nach Mumbai taucht auf und es wird Zeit, das "Candies" zu entern. Hier gibt es "westliches" Frühstück. Tatsächlich hat der Laden eine breite Auswahl an Kondtorei-Gendöns: Pralinen, Donuts und Torten - aber Frühstück... naja
Also Orangensaft ist aus - dafür nehme ich eine "Power-Juice", der irgendwie nach Möhre und Erde schmeckt - ich lass den Becher mal ziemlich voll stehen. Bei Obstsalat kann man nicht viel falsch machen, mein Omelette ist unglaublich übersichtlich... aber der Garten im Hinterhof ist ganz hübsch.

Die Reste überlassen wir den Krähen und los geht's zu Küste.
Mein erster Ausblick auf den indischen Ozean ist - naja...



Also die Küste ist recht felsig, alles auf dem Boden ist pechschwarz, ein paar mangrovenbäume gibt es auch noch. Überall liegt Dreck herum, der sich an den felsen und den Wurzelspitzen verheddert (schlecht für die Bäume, die brauchen die Wurzelspitzen zum Atmen) - aber die Anwohner haben in eine Uferpromenade investiert!

Auch sonst ist der Ozean recht einladend zum Baden.



...immerhin gibt's hier ein paar bunte Fischerböötchen.

So langsam wird es uns zu warm von oben - Zeit für ein schattiges Plätzchen im *ähem* Strandcafe. Der Laden heißt "Café Coffe Time", sein Werbeslogan: "A lot can happen over Coffee"... wie wahr, wie wahr. Man könnte das auch Kaffee-Vergewaltigung nennen. Die Kreationen von Starbucks sind dagegen noch harmlos. Mein Ich-weiß-nicht-mehr-was-für-eine-Frucht-in-der-Karte-stand-Milchshake schmeckt naja... interessant. Jan's Kommentar beim schnuppern hatte irgendwas mit Kleber zu tun.
Unsere schönen Plätze in der Sonne unter dem Ventilator tauschen wir dann doch gegen einen Tisch drinnen ein, obwohl der Venti sogar eine Wasser-Sprüh-Funktion hatte - aber richtig geschafft hat der eigentlich nichts, zumal direkt am Ufer sowieso eine leichte Briese ging.

Franzi's Iced Coffee kommt dann auch prompt, nachdem wir der Bedienung "Jetzt oder Tschüss" gesagt haben... ja, da ist irgendwie Kaffee durchgelaufen... unter anderem.

Nach diesem Exkurs zur indischen Kaffee-Kultur schnappen wir uns eine Rikscha zum Strand - Juhu! Unterwegs unglaubliche Fisch-Trocknungs-Anlage gesehen: Auf einer länge von 300m ist der Gehweg an der Straße und die ganze Fläche bis zum Wasser voll mit stinkenden kleinen Fischen. Unser Fahrer fand das wohl auch nicht so toll und gab netterweise Gas! Ein bisschen länger und ich hätte diesen Schmaus mit meinem Milkshake verfeinert... bäh!

Der Juhu-Strand ist voll mit Leuten, zumindest direkt am Zugang, wo der Strand etwas breiter ist. Hier konnten keine Häuser gebaut werden - so mitten in der Einflugschneise der Juhu Airbase. Naja - also so richtig Berühmt war Mumbai wohl nie für seine Strände.



Franziska kann es einfach nicht ab, wenn ihr bettelnde Kinder am Arm zupfen, die es besonders auf sie abgesehen haben. So ein bisschen penetrant werden die kleinen schon und geben sich Mühe, wie Honigkuchenpferde zu grinsen - wie auf den Plakaten von Brot für die Welt. Aber ich würd's wohl an deren Stelle auch so machen... Das Dumme ist: Wenn man immer nur angebettelt wird, ignoriert man irgendwann auch Leute, die einfach nur mal nett "Hallo" sagen wollen. Vielleicht sollte ich mich fürs nächste Mal mit Bonbons bewaffnen, damit ich denen irgendwas in die Hand drücken kann.

Ansonsten zu beobachten: Inderinnen gehen in voller Montur ins Wasser - Bikinis gibt's hier nicht und schwimmen kann eigentlich auch keiner. Einfach son bisschen im seichten Wasser rumplanschen.


Kein Strandbesuch ohne ein paar nasse Füße - das Wasser ist echt warm...



Müller Mülch, Müller Mülch, die schmeckt und weckt was in dir steckt - aber hey, wo ist eigentlich die Kühlung?!?

Nach einem weiteren Wanderschuh-Versuch lassen wir den Nachmittag im "Sheesha" ausklingen. Ein hübsches Restaurant auf der Dachterrasse, 8 Stockwerke über der Stadt mit Sofas zum toll rumgammeln.
Hier gibt's lecker Naan, Paprika-Paneer und Limetten-Limonade.

Franzi erzählt ein bisschen von ihrem Projekt - sie ist ein bisschen mit der Stadtplanung unterwegs und hat die Wasserknappheit, von der wir auf dem IIT-Campus nichtmal etwas gehört haben, live erlebt.
In ein paar Wochen geht die Regenzeit wieder los - das heißt aber auch, dass die letzte Regenzeit schon etwas länger her ist - also seit mindestens einem halben Jahr ist hier kein Tropfen mehr gefallen.
Bei ihr wird zu gewissen Tageszeiten einfach das Wasser im ganzen Viertel abgestellt, im Slum nur wenige Kilometer weiter hat sie aus der Ferne regelrechte Schlägereien am Wassertanklaster gesehen. Die Hälfte ging wohl daneben, weil sich alle um den Schlauch gekloppt haben.
... und sie fragt sich, wie lange die breite Masse in den Slums diese Klassengesellschaft mitmacht. In weiten Teilen von Ostindien sind die Maositen verbreitet, die wohl irgendwie gegen das Kastensystem kämpfen - also kurz gesagt: Wann geht das hier in Mumbai so ab wie in Bangkok? Grund, ihrem Ärger Ausdruck zu verleihen haben hier einige - und ein paar schicke Shopping-Malls zum Abfackeln gibt's hier auch. Meistens gibt's hier überhaupt keine Probleme - aber wenn's hier kracht, dann richtig. Das gilt sowohl für Schlägerein als auch für Terroranschläge.

Was wir da noch nicht wussten: Bangkok wurde genau während wir da saßen geräumt...

Verpennt - aber vorher ordentlich geschafft (DI 18.5.)

Nach der Nachtschicht, die (tatsächlich!) zu Ergebnissen geführt hat bin ich etwas geplättet...

Abgesehen von einem Ausflug um 12 in die Mensa komme ich erst so um 6 so recht aus dem Bett - mein indischer Mitschwimmer steht vor der Tür... was besseres gibt's jetzt eh nicht zu tun an dem warmen Abend.
Meine sportlichen Bemühungen werden hinterher mit einem Abendessen im "Gulu" belohnt: Es gibt (auch) "Non-Veg", wie man hier Hackbällchen in Tomatensoße nennt... vollgefuttert zum Hostel zurück gerollt.

Kulinarische Entdeckungen (MO 17.5.)

Heute Mittag haben wir es mal ins "Läb" geschafft - hier herrscht tatsächliche Porduktive Athmosphäre. Aber plötuzlich müssen wir los - heute ist Börger-Tag in unserer Wohnheimsmensa! Natürlich ist die Frikadelle durch irgendein vegetarisches Teil ersetzt worden, aber sonst kann man sich die Geräte nach Belieben aus Bergen von Gurken, Tomaten und Börger-Brötchen nebst Ketchup-Topf zusammenbauen.

Danach geht's weiter mit der Schafferei vorm PC - bis 7:30 in der Frühe
Aber Zwischendurch machen wir in der Nachtkantine DIE Entdeckung: "Cornetto Butter Scotch". Alleine das ist schon ein Grund für das Auslandssemester...

Ein Sonntagnachmittag in Indien... (SO 16.5.)

Einmal die Woche machen alle Pause - egal ob Hindus oder Katholen.
Unser Frühstück, Mittagessen oder wie man das jetzt auch nennen soll gibt es, Nachdem sich alle so um 1 aus dem Bett gewälzt haben im Laxmi: Lecker Käse-Naan, Zwiebelbrot und natürlich Curry-Soße... Also es gibt nicht viele Länder auf der Welt, wo man gut Brot backen kann - die Inder haben immerhin den Pfannekuchen zu verschiedenen Naan oder anderen Sachen (Namen vergessen) weiterentwickelt.

Der Verkehr auf der Straße vor der Uni ist auffällig ausgedünnt, so an einem Sonntagnachmittag... und der Fotomann, wo Ankit endlich sein Foto für das Schwimmbad machen lassen wollte hat zu.

Wir müssen also los ins Schicki-Micki-Viertel Hiranandanhi, wo ein Fotoladen tatsächlich auf hat. Die halbe Stunde Wartezeit für die Foto-Entwicklung müssen wir (ja, das Leben ist hart) in einer Eisdiele absitzen... es gibt den Mango-Becher: Mango-Eis mit frisch geernteten Mango-Würfeln drauf.


Knallharte Konkurrenz... aber nur in der linken Eisdiele gibt es den echten Mangobecher.



Gegenüber von der Eisdiele sieht es so aus... einfach mal ein Foto von indischer Straße reinsgesetzt.

Bei unseren Recherchen zum Thema Wanderschuhe (näheres zu deren Einsatz spätestens nach der WM) dämmert uns: es ist hier zu warm für solche Stiefel und normalerweise kauft das keiner. Die wollen uns irgendwelche Adidas-Jogging-treter als Trekking-Boots verkaufen - und sonst sind die Läden voll mit Cricket-schlägern.

Wir sind hier scheinbar auf einer Durchreise-Etage im Wohnheim: Schon wieder einen ein-Wochen-Gast getroffen, der wegen einem Workshop hier ist.
Er ist hauptberuflicher Bananen-Bauer und lädt uns auf ein Wochenende auf seine Plantage in der Nähe von Surat ein (je nach Zug 3-7 Stunden Fahrzeit nach Norden) - und warnt uns schonmal vor, dass das so "Luxuriös, so mit echtem Klo auf dem Flur wie hier" nicht wird... wir sind mal gespannt.



...hier ein kleines Beweisfoto

Gammeln und Bergsteigen (SA 15.5.)

Dieser Samstag ist irgendwie nicht sehr ergiebig - eigentlich hatten wir eine Verabredung mit der indischen SpassKass - aber der Mitarbeiter hat uns gestern einfach mal knallhart falsche Öffnungzeiten erzählt... da war schon alles Wochenendmäßig dicht, als wir um 13:45 aufgekreuzt sind. Naja... dann kann ich mich ja gleich wieder poofen legen.
Heute Nacht fliegt unser Nachbar für einen Monat nach zu Mama nach Äthiopien... als Abschiedsspaziergang zeigen wir ihm den Hügel. Das Ergebnis ist neben dreckigen Sandalen dieses Foto:

Mittwoch, 19. Mai 2010

Freibad und Indo-Germanischer Kulturabend (FR 14.5.)

Bei einer Fortsetzung des gestrigen Bürokratie-Tages (wie gesagt: jede einzelne Besorgung führt zu einem Rattenschwanz von Behördengängen...)
lief natürlich nicht alles nach Plan.
Gestern sagte der Bademeister "Komm morgen, hol dir deine Karte ab"
Das hört sich heute anders an: "Deine karte ist in zwei Wochen fertig - abre schwimmen kannste eigentlich jetzt auch schon... Schwimmsachen dabei?"
... Die hatte ich natürlich nicht dabei - "Muss ich holen, soll ich?"

Naja - indische Freibäder sind natürlich anders... wer hier irgendsowas wie Erfrischung sucht, ist hier falsch, denn durch die Tropensonne ist das Becken auch ohne Heizung so pisswarm wie sonst das Planschbecken für die kleinen - aber endlich Bewegung ohne Schweiß!!!

Am Abend gibt's in Ankit's Bude einen kleinen Youtube Abend.

Wir führen son Krempel wie Culcha Candela, Xavier N., Rammstein, JBO, Jan Delay, Peter Fox unter Vermeidung von Tokio Hotel vor - und wir kriegen indisches Programm... hier ein paar Links - ich hoffe das Sony die nicht gesperrt hat.


Nicht wundern, wenn da immer der gleiche Bollywood-Mann auftaucht - ist son Monopol oder so. Aber keine Angst! Die Inder gucken nicht nur Bollywood-Filme. Kommentar zu dem Kerl, der da immer zu sehen ist von einem Inder "He is marketing himself very well but he sucks big time."

Mehrstufige Bürokratie (DO 13.5.)

Bürokratie ist was tolles - heute ist ein Bürokratie Tag! Supi!

Ich habe im Moment 2 Projekte am laufen:
Schwimmen gehen (heute ist Punkt 3 im Krankehaus dran) und
mein indisches Bankkonto (heute Punkt 2, siehe unten)
Die beiden Sachen sind etwa gleich kompliziert
.

Immerhin kann ich im Krankenhaus mir auch noch meine dritte und letzte Tollwut-Impfe geben lassen.

Schwimmen gehen
Die Uni hat ein kostenloses Freibad, aber da kommt nicht jeder einfach so rein - das wär ja zu einfach.
  1. Rosa-Formular beim Bademeister abholen - nur zwischen 17 und 20 Uhr!
  2. Passfoto draufkleben!
  3. Zum Arzt im Uni-Krankenhaus gehen, sich untersuchen lassen, ob man denn keine schlimme, schwimmstörende Krankheit hat (Normalerweise wird in den Akten gekramt, ich habe keine indische Krankenakte, deswegen einmal Stetoskop an den Bauch und fünfmal ein-und ausatmen - fertig!)
    Nur von 9 bis 15 Uhr!
  4. Zum Krankenhaus-Tresen Formular abstempeln lassen.
  5. Zum Bademeister Formular abgeben (nur 17 - 20 Uhr!)
  6. 1,5 Wochen warten
  7. "Swimmimg-Club-Membership-Card" beim Bademeister abholen
  8. Jetzt darfst du schwimmen!
    Aber nur 45 Minuten pro Tag - das Schwimmbad lässt Leute nur zu bestimmten Zeiten ("Slots") rein und schmeisst am Ende davon alle Leute raus.
Zum Glück darf ich ab Punkt 5 schwimmen gehen - der Bademeister war so nett. Daaaanke!
Meinen Mitgleidsausweis hab ich immer noch nicht, aber solang den keiner sehen will passt das schon.


Bankkonto eröffnen

  1. Formular bei der Bank holen
  2. Formular vom Wohnheims-Hausmeister abstempeln und unterschreiben lassen - bekommt man erst einen Tag später zurück.
    (Man brauch jemand, der bestätigt, dass man WIRKLICH da wohnt, wo man wohnt - alternativ werden auch Strom- und Telefonrechnungen akzeptiert. Ich weiss nur nicht wie man an Strom- und Telefonverträge ohne Konto rankommt...)
  3. Formular bei der Bank einreichen und 500 Rupien einzahlen
  4. Einen Tag später vorbeikommen und Kontobuch abholen (Wie ein Sparbuch, gibt's hier in Indien aber zu allen Konten dazu)
  5. EC-karte bestellen. Das geht unglaublich schnell. Man muss nur fünfmal zwischen verschiedenen Schaltern in der Bank hin- und herspringen und danach hält man seine indische EC-Karte und den PIN-Umschlag in der Hand ohne lange auf die Post zu warten - wow!
  6. 3 Werktage warten, dann ist die Karte aktiviert und man kann an den Automaten Geld ausdrucken.

Zusammenfassend kann man sagen:
Deutsche Bürokratie:
  • eher unfreundliche Mitarbeiter
  • um EINE Sache zu erledigen braucht man EIN Formular und man geht EINMAL zu EINER Behörde - alles Weitere kommt mit der Post.

Indische Bürkratie:
  • total nette Mitarbeiter mit Sofa und Tee im Büro
  • um EINE Sache zu erldigen braucht man DREI Formulare und muss DREIMAL zu verschiedenen Behörden gehen und braucht DREI Passfotos dafür.

Dienstag, 18. Mai 2010

Besuch im Nationalpark (MI 12.5.)

Direkt an den Campus grenzt ein Nationalpark an - da kommt auch der Panther her, wenn er denn den Campus heimsucht - also gehn wir ihn mal Besuchen, oder so ähnlich...

Nach einer längeren Rikscha-Fahrt über Stadtautobahnen und eine kleine Hinterstraße durch eine Milchkolonie mit besonders glücklichen Kühen und auffällig vielen Fahrrädern mit Milchkannen am Gepäckträger (jajaaa damaaaals gab's sowas auch in Deutschland) kommen wir am Eingang an und zahlen diesmal 3 Euro für die Fahrt trotz nicht allzu großer Umwege...

Gleich am Eingang haben die einfach mal Figuren aus Disney's Dschungelbuch gemalt - und tatsächlich ist der erste Löwe, den wir hier im Dschungel sehen, aus Plastik. *Miau*

Um dann dochmal einen echten Artgenossen zu bestaunen, buchen wir die "Löwen- und Tigersafari" in einem Bus mit dicken Gittern vor den Scheiben...
Was die Tiger angeht - genausogut kann man auch mit der 24 zum Aachener Tierpark fahren - da kommt man wenigstens an der Tigerkäfig ran.
Und zwischen dem Löwen und dem Bus hatten wir dann immerhin keinen Zaun - der Fahrer musste die Tür wirklich mal zu machen - theoretisch zumindest.

Löwen machen um die Mittagszeit irgendwie das gleiche wie Tiger, Straßenhunde und eigentlich alle Tiere in Indien: total kaputt im Schatten unterm Baum pennen.

Nach diesem Atemberaubenden ritt gab's dann erstmal Mittagaessen: gerollter Pfannekuchen mit Kartoffelbrei drin.

Den Bus zu den Höhlen hatten wir rigendwie verpasst (Höhle klingt irgendwie nach Schatten - das ist immer gut.) Aber dafür gibt's ja auch noch den Nationalpark-Express zu entdecken. *Tschuuu-Tschuuu*

TATA baut nicht nur LKWs, den Nano, Wasserfilter, Kaffeepulver, sondern auch Lokomotiven - auch schöne Grüße nach Nordwohlde an dieser Stelle...

An dem Bahnhof mussten Jan und ich als Hintergrund für ein Familienfoto herhalten, bevor sich das Bähnchen in Bewegung setzte. Neben Palmen und indischer Natur waren auch ein paar Wellblechhütten am Bahndamm zu sehen - und wieder mal ein paar Jungs, die unbedingt von Bleichgesichtern fotografiert werden wollten.



Nach der Bahnfahrt bestiegen wir einen Hügel in dem Park - total bescheuert...

...hier auf dem Gipfel liegen alle nur noch in der Ecke, denn es ist sogar für unseren Mann aus Äthiopien einfach zu heiß.

Abends lerne ich meinen Nachbar im Wohnheim kennen: Er ist nur für eine Woche da und macht einen Workshop am IIT - er kommt aus irgendeinem kleinen Dorf in Maharashtra.(Maharashtra = Bundesland, wo auch Mumbai drin liegt - ist nur ein bisschen größer als Deutschland und hat ein paar Einwohner mehr.)

Er ist immerhin so 23, hat Maharashtra noch nie verlassen, war bis jetzt noch nie in Mumbai und meint, ich bin der erste Nicht-Inder, mit dem er sich unterhält... schon krass.

Er war auch von dem "Luxus" im Wohnheim überrascht - sogar ein Bett MIT Matratze ist im EINZELZIMMER drinne und Essen gibt's viermal täglich in der Kantine - alles gratis. Soviel Luxus kann man bei einem Gratis-Workshop offenbar kaum erwarten... wow!

Studentenalltag unter Palmen (MO/DI 10./11.5.)

An diesen Tagen kämpfe ich ein bisschen mit meinem Rechner und meiner neuen Lieblingssoftware...
Aber zum Glück gibt's ja die Eisdiele.

Unter den Palmen muss man aufpassen - Kokosschlag! So 3 Meter neben uns...
...unter den Mangobäumen gibt's aber manchmal auch was leckeres zu finden - es ist gerade Mangosaiason :-)

Außerdem erste Fuhre Wäsche in der Wohnheimswscherei - ein ganzer Korb mit dem vollen Programm (Waschen, trocknen, bügeln) kostet 55 Cent, also noch weniger als die Benutzung einer Wschmaschine im Kullen.

Sonntag, 9. Mai 2010

Der beste Wecker (SO 9.Mai)

Es ist Sonntag morgen, 7:50 Uhr in Indien... und ich frage mich, warum meine beine so schrecklich jucken.

Nachdem meine Augen endlich auf scharf gestellt sind, entdecke ich in meinem Bett, quer über mein Fußende eine Ameisenstraße... das ist einfach nicht fair.
Meine Waden und Füße sehen so aus, als ob ich sehr viele Mückenstiche hätte - aber die sind genau da, wo meine Beine über der Ameisenstraße lagen - eine Ameisenstraße mit so 30cm breite...

Als Jan endlich wach ist, legen wir die Ameisenstraße mal mit der Baygon-Flasche still. Wenn ihr mich piekt, sprüh ich eben zurück. So!

Auf zum Supermarkt, Kehrblech gekauft, Ameisen weggemacht...

Samstag, 8. Mai 2010

DER IIT CAMPUS

MAIN GATE
Der erste Eindruck ist schonmal ganz wichtig - was man von der Uni zuerst sieht, ist natürlich das Haupt-Tor.



Das da ist nicht etwa die Zufahrt zu einem Dschungelcamp, sondern das Haupt-Tor zum Campus.

Nene... kein Scheiss, echt jetzt! Das ist auch kein Seiten-Eingang oder so, das ist der HAUPT-Eingang. Und ja, diese Konstruktion besteht nur aus ein paar Stangen und einer Plane drüber.


ICE CREAM PARLOUR





Was in Aachen Del Negro ist, ist hier so ein netter Stand unter den Bäumen... Die Sorten sind ein bisschen anders - man verarbeitet hier eher tropische Früchte - und die Kugel kostet ca. 35 - 40 Euro-Cent.

WOHNHEIM

Das hier auf dem Foto ist Hostel 13, wir wohnen in Hostel 12 - direkt nebenan und baugleich. Wenn ihr's mal aus der Luft sehen wollt, z.B. bei Google Earth, hier die Koordinaten: 19.135513915637596 N, 72.90450632572174 E

MITTAGESSEN

Joa - also Mittagessen sieht meistens sehr ähnlich aus: Reis, Soße dazu und ein bisschen Chapati-Brot... Ich weiss nicht, ob es vieleicht doch Frühstück und Abendessen war - sieht hier alles gleich aus.

WELLBLECH
Also Bauzäune werden hier schonmal sowieso aus Wellblech zusammengedübelt.



Bauwagen oder Container gibt's auch nicht - Bauarbeiter können ja in Wellblechhütten wohnen - auch auf dem Campus. (Links, unter den Bäumen)


Hier gibt's Frühstück für Bauarbeiter. In der linken Bildhälfte sieht man eine Bude mit Theke...

SCHOOL OF MANAGEMENT

Die BWL-Abteilung... im Vordergrund sieht man die wichtigsten Fortbewegungsmittel auf dem Campus.

POWAI LAKE

Der Campus grenzt direkt an einen See, den Powai Lake. Das sieht vor allem Abends ganz nett aus, wenn sich die Palmen im Wasser spiegeln.

Der Unterschied zwischen Aachen und Mumbai


... wie ihn mein Computer sieht

Bergsteigen auf dem Campus (SA 8.Mai)

Heute früh gibt es einen kleinen Morgen-Spaziergang mit Ankit und Shrikant.
Zu dem Uni-Campus gehört nämlich auch ein beachtlicher Hügel - zumindest die eine Hälfte davon.

... und die beiden Hälften werden mit einem ordentlichen Zaun mit Nato-Stacheldraht getrennt.


Gipfel-Party!

Vom Gipfel hat man eine tolle Aussicht auf den ganzen Campus...


...und auf den Slum auf der anderen Seite des Zauns, wenn man auf der Rückseite den Hang runterguckt.



Die Wellblechhütten gehen an einigen Stellen bis DIREKT an den Zaun des Uni-Geländes. Der Stacheldraht wird bisweilen als Wäscheleine benutzt. (Man sieht den Stacheldrahtzaun nicht so gut, aber der ist genau da, wo die Wellblechütten anfangen.)


Rechts (grün) = Campus, links (grau/braun) Wellblechhütten direkt am Zaun.

Indische Kneipe (FR 7.Mai)

Langsam scheint so etwas wie Studenten-Alltag einzukehren...

Morgens die Ergebnisse meiner Arbeit (Modelle von einer Pumpe und einem Flash) meinem Chef gezeigt, danach lecker Mittagessen, Mittags-Schläfchen, um 5 ein kleiner Foto-Spaziergang auf dem Campus.

Abends ging's mit unserem indischen Kumpel Ankit in ein Restaurant"Laxmi" vor dem Haupt-Tor. Hier gibt es leckeres indisches Essen und Bier. Man sollte aber unbedingt die Temperatur der Flasche überprüfen, bevor man den Kallner das Ding aufmachen lässt.
Das gute indicshe Kingfisher-Bier war einfach mal nicht kalt, so dass wir erstmal auf amerikanisches Bud ausweichen mussten.
Hier ist Bier übrigens ziemlich genauso teuer wie in Deutschland -> Ein Bier kostet etwa so viel wie 2 Teller mit Essen drauf...

Das auf dem Foto bin ich mit einem "Mocktail" - es soll ja Leute geben, die ihr Land nur verlassen, wenn sie im Ausland einen Strand und Cocktails mit kleinen Sonnenschirmchen vorfinden - also zweiteres wäre schonmal da...

SIM-Karte und Programmieren (DO 6.Mai)

Endlich hab ich meine indische Handy-Nummer. Ken hat mir seine SIM-Karte vererbt.
Das hat für nicht-Inder in Indien unschätzbaren Wert. Nicht, weil SIM-Karten teuer wären - ein Gespräch von Handy zu Handy in ein anderes Netz kostet hier 0,5 Rupien (weniger als 1 Euro-Cent) für einige Minuten.
Das Problem: SIM Karten kann man sich zwar kaufen, aber selbst Prepais-SIMs werden einem als Auslaänder wohl immer wieder gesperrt, weil Vodafone einfällt, dass irgendwelche Dokumente noch nicht eingereicht wurden...

Den ganzen Nachmittag verbringe ich mit programmieren und Jan damit, das Programm irgendwie auf deinem Rechner zum Laufen zu bringen. (Bei mir klappte das Reibungslos - bei Jan gar nicht). Außerdem ist Jan fleißig am Tunnel-Bohren - son Proxy ist ja nicht auszuhalten.

Maßgeschneiderte Anzüge und Kuhställe (MI 5.Mai)

Klar - Indien ist das Land der Gegensätze. Hier eine Wellblechhütte, da ein schicker Campus...

Heute Abend ist Ken's letzter Abend in Indien. Ken fliegt wieder zurück nach Hause (= Malaysia).
Zu diesem Anlass geht er mit deinen Kumpels nochmal lecker Essen und nimmt uns mit.
Das Restaurant ist im Einkaufszentrum "R City Mall" - ein ziemlich dickes Ding, das so auch in Europa stehen könnte, im Zweifelsfall nur etwas größer.
Hier gibt es alles von der Levis-Jeans bis zum Apple-Computer.

Auf dem Weg dahin sind wir mit der Rikscha gut 15 Minuten unterwegs und kommen an Schicki-Micki-Vierteln vorbei und am Rand eines Slums mit Kuhstall an der Straße und einer großen Rikscha-Werkstatt vorbei.


Bringt einen von A nach B für ca. kostenlos: Die Auto-Rikscha. Muss man nicht bestellen. Wenn man eine braucht, kommt innerhalb von 3 Minuten meistens irgendeine freie vorbei.

Matthias, ein deutscher Student, der auch so gut wie weg ist, holt vorher noch seinen maßgeschneiderten Anzug beim Schneider ab... das mach ich vielleicht auch noch.

Achtung, Polizei! (MI 5.Mai)

Wenn man länger als 180 Tage in Indien bleiben will, muss man sich in den ersten beiden Wochen bei der Polizei von Mumbai anmelden...


Ali und sein Kumpel in der S-Bahn

Das heißt: S-Bahn in die Innenstadt, am Hauptbahnhof raus und irgendwo in einer Seitenstraße versteckt zwischen den Palmen am Straßenrand versteckt ist dann diese Behörde.


Das FRRO - Foreigners' Regional Registration Office. Entspricht dem Ausländeramt in Detschland.

Zum Glück hatten wir Ali dabei, sonst hätten wir den Laden wohl nicht gefunden. Der Aufzug ins dritte Stock sah - naja etwas Abenteurlich aus - mindestens Indiana Jones-mäßig.
Ali wollte den unbedingt nehmen, Jan und ich haben einfcah mal die Treppe genommen.

Da oben angekommen haben die uns dann ein Formular zum von der Uni unterschreiben lassen und eine ewig lange Liste mit Sachen, die wir mitbringen sollen in die Hand gedrückt und wollten uns eingentlich schon wieder rauswerfen...

Aber mit jeweils 3 Kopien unserer Pässe, Visa, Wohnbescheinigung und Studierendenbescheinigung ging es dann doch irgendwie. Nach nur 3 Stunden hatten wir dann ein schwarzes Meldebescheinigungs-Buch und einen Stempel mehr im Reisepass.


Bei Ali war das mit seinem iranischen Pass alles noch komplizierter... danach hatte er Durst (siehe Foto)

Als wir dann wieder zurück an der Uni waren, konnten wir endlich unsere Studentenausweise abholen und können jetzt ganz einfach am Haupttor rein und rausgehen... Die Frau im I.O. fragte noch "und habt ihr alles" - "Naja - die Studiausweise noch nicht..." - "Wozu braucht ihr die?" - "Naja - die Security am Eingang will die sehen und wir denken uns immer wieder Geschichten aus, um trotzdem rein zu kommen..."