Hurra! Mein eigener Internet-Anschluss geht wieder...
ich kann beim Arbeiten wieder Radio hören und die Bilder hierhin hochladen macht so auch mehr Spaß.

Freitag, 27. August 2010

UNGLAUBLICH-SPEZIAL

Jetzt mal ganz ab vom Tagebuch - ich hab über die Zeit mal ein bisschen gesammelt...

Schon auf dem Einreiseformular stand der Werbeslogan für den indischen Tourismus: "Incredible India".
Die offizielle Seite des indischen Fremdenverkehrsministeriums ist auch www.incredibleindia.org

Auch nach eingien Monaten werde ich immer wieder überrascht, von Sachen, die einfach anders laufen als bei uns.

KÜSSEN VERBOTEN, STRENG VERBOTEN
In einem Café habe ich ein T-Shirt gefunden, das die Sache etwas drastisch ausdrückt:
"You can piss but you can't kiss in public - We're Indian"
Hört sich darstisch an ... aber ja, es stimmt!
Küssen auf der Straße ist ein absolutes No-Go, während es kein Problem ist, am Straßenrand über dem Abwasserkanal zu hocken und sein großes Geschäft zu verrichten.

FRAUENWOHNHEIME
Frauen- und Männerwohnheime sind hier streng getrennt - aus oben genanntem Grund. Da könnte ja wer-weiss-was passieren.
Hier in Mumbai ist das noch recht locker: Frauen dürfen immerhin bis 10 uhr abends in Männerwohnheim. Nachts ist es für einen Straßenhund einfacher, in mein Wohnheim zu kommen als für eine Frau... Sandra hatte ganz viel Bürokratiestress, die Hunde laufen einfach ohne Formulare rein, durchwühlen die Mülleimer und bellen morgens um 3 vor meiner Tür.

In den Männerwohnheimen gibt es neben den Selbstbedienungswaschmaschinen auch eine Wäscherei, die einen Korb für ca. einen Euro wäscht, trocknet und bügelt.
In Frauenwohnheimen gibt es nur die SB-Waschmaschinen.

DER SAMMELBAU CHEMIE IM IITB
In einem Hörsaal ist alles voll mit Mücken - in einem anderen kommt der Schimmel aus den Holzstühlen - sieht aus wie Pilzbefall auf Totholz im Wald...

WER an dieser Uni bekommt das in den Griff, wenn nicht die Chemiker?

... und mein Reispass ist auch schon verschimmelt. Er hatte grüne Punkte auf dem bordeaux-Umschlag.

FAKE
ADILETTEN
Hier gibt's zu einigen Marken gleich mehrere Fake-marken. Nur zufällig ist "Splash" eine Marke für Badehosen und hat fast das gleiche Logo wie "Speedo".

Hier ein besonders schönes Exemplar: abidas - wäre eigentlich ne Option für einen Abi-gag...

RIESEN USB STICK

In jeder Stadt kriegt man was anderes verkauft. In Pondicherry waren es kleine Taschen, in Matheran Pferde... hier sind es gerade USB Sticks mit größen von bis zu 80GB - für 10€. Wäre ja auch ein tolles Angebot, wenn denn die Speichergröße nicht nachträglich draufgeklebt wäre.


GELD
Natürlich ist auf jedem Schein Mahatma Gandhi auf der Vorderseite - auf der Rückseite vom 1000er (der größte Schein, der in Umlauf ist) wollte jemand mal zeigen, wie modern man hier so ist.

Die Bohrinsel und die Gießerei lass ich mal durchgehen - auch nix gegen den Mähdrescher... aber diesen Röhrenmonitor hätte man doch mal austauschen können.

SONNENCREME
Delial bräunt ideal... Bei uns nimmt man Sonnencreme, die einen noch mehr bräunt durch Farbstoff.

Hier gibt es Sonnencreme mit Bleichstoffen - und das schon länger. Diese Reklame ist aus dem Todesjahr von Gandhi (Zeitungsseite mit Nachruf) - auch jetzt gibt es das Zeug noch in der Drogerie.

Irgendwie versucht die Kosmetikindustrie einem einzureden, man bräuchte eine andere Hautfarbe - so oder so rum.

INDISCHE FLUGZEUGE
Auf dem Rollfeld in Delhi sieht man schonmal Maschinen, die nicht so oft in Frankfurt landen z.B. von Ariana aus Afghanistan, Yemenia, GMG aus Bangladesh... wer davon alles auf der schwarzen Liste steht, will ich glaub ich gar nicht wissen.

Auch bei unseren Inlandsflügen mit Kingfisher Red, haben unsere Airbus-Flugzeuge Geräusche gemacht, über die ich mir nicht so genaue Gedanken machen wollte.

Aber...
Die Fluggesellschaft Indigo überrascht mich positiv. Einen so neuen Flieger habe ich noch nicht von Innen gesehen - ein nagelneuer Airbus 320, der dieses Jahr im Februar seinen Erstflug hatte. Die Nicht-Rauchen Lampe wurde ersetzt durch "Switch off electronic devices" und Schwimmwesten gibt's auch nicht mehr.


Bei Indigo haben die Männchen in den Sicherheitsanweisungen einen Turban auf Schnörkel-Schuhe an.


Schwimmwesten gibt's nicht mehr. Als "Floatation Device" muss man sich jetzt das Sitzpolster schnappen. Das spart Gewicht und Geld.

90er MUSIK

Hier laufen fast überall 90er - ob im KFC oder in edlen Restaurants... Aqua mit Barbie Girl, die Backstreetboys mit As long as you love me sind ungelaublich oft zu hören.

Dr. Bombay hat es leider nicht in die Auswahl geschafft - Seine Texte hiehlt ich noch bis vor kurzem als pure Vorurteile und Übertreibungen, aber er hat verdammt nochmal recht:

Aus Kalkutta (Taxi, Taxi, Taxi):

"Kalkutta, I drive my little Taxi in Kalkutta"
Jo, die Taxis sind hier nicht groß, ich pass da kaum rein.

"Even though I have no lincense, I always find the clutch"
Also irgendein Stück Papier, das sich Führerschein nennt, haben die meisten Fahrer schon dabei, denk ich mal.
Aber wie ich der Zeitung entnommen habe ist vor kurzem ein Online-Test eingeführt worden als Theorie-Prüfung. Wenn man den nicht kann gibt man dem Polizisten 2500 Rupien (40€) und der füllt die Online-Formulare für dich aus.
Von einer praktischen Prüfung hat hier noch niemand was gehört.
DR BOMBAY AUF YOUTUBE
Das Video ist auch, was die Fahrweise angeht, nicht übertrieben. Hier hupt jeder und als Fußgänger oder Radfahrer hast du KEINE Rechte im Straßenverkehr... Das Fahrzeug könnte so auch ein Taxi in Bombay sein - die Innenaustattung, Armaturen usw passen ziemlich genau - nur die Lackierung außen müsste schwarz-gelb sein...

TSCHUFF TSCHUFF TSCHUFF DIE EISENBAHN
Man hört ja einiges über die Anzahl von toten Leuten im S-Bahnverkehr von Mumbai - 3 Leute täglich, 3000 im Jahr... keine Ahnung, was stimmt - aber dafür, dass es eigentlich nur zwei Linien sind, ist es doch eine starke Leistung.

Die folgenden Bilder sollen illustrieren, wie es zu diesen Zahlen kommt:

Hier rollt noch Hamburg Süd durch Kotha Junction - ein paar Minuten später auf dem selben Gleis...


...eine Kuh. Muh! Dieses Tier konnten wir aber noch rechtzeitig verscheuchen.


Diese Fußgänger nehmen an einem Samstagmorgen lieber den direkten Weg zum Bahnsteig.
Das Foto ist kein besonderer Schnappschuss - ich davon ne ganze Serie. Da war einfach die ganze Zeit Party in der Bahnhofseinfahrt.
Der Zug im Hintergrund fährt zwar auf dem Gleis eins weiter links ein - aber ich habe auch Leute gesehen, die mit 20m Abstand vor einem ziemlich schnell durchfahrenden Expresszug vom Bahnsteig runter ins Gleis gesprungen sind - die sind heile rübergekommen, aber halt im letzten Moment... einmal auf der Scheiße im Gleis ausrutschen und Tschüss!


Diese Fahrgäste bevorzugen die frische Luft auf dem Dach. Die indische Bahn fährt übrigens mit 25 kV Wechselstrom, 50 Hz in der Oberleitung - 1cm pro Kilovolt Sicherheitsabstand, relative Luftfeuchtigkeit 95%...

Es gibt tatsächlich Leute, die ausprobieren, wie nah man ran muss.
Man muss erstaunlich nah ran und es wird ein sehr schneller Tod. Danach liegt man qualmend auf dem Dach. (Woher ich das so genau weiss möchte ich jetzt nicht sagen.)

VORHÄNGESCHLOSS MARKE HITLER - HITLER TESTED
Diese Schlösser kann man so in Europa nicht kaufen.

Tatsächlich sind die Dinger hier relativ verbreitet, hab ich ein paar mal gesehen... Allerdings hat das hier einen anderen Hintergrund als die SS-Uniformen und Abzeichen, die ich in Kiew am Straßenrand gesehen hab.

Der Mann, der Deutschland von 1933 bis 1945 regiert hat, genießt in so mancher Ecke in Indien einen erschreckend guten Ruf - irgendwas scheint im Geschichtsunterricht in einigen Schulen nicht zu funktionieren. Wir werden vor allem außerhalb des Campus immer wieder mit der Frage "You like Hitler?" begrüßt, wenn wir verraten, dass wir aus Deutschland kommen. Natürlich mögen wir ihn nicht!

Wir müssen dann öfter einen kleinen Crashkurs deutsche Geschichte veranstalten und den Leuten erzählen, dass diese Sache mit dem Holokaust, den Gaskammern und mit dem Weltkrieg echt nicht gut war und das dieser Mann bei uns vor allem dafür bekannt ist, Millionen von Menschen an mehreren Fronten und Konzentrationslagern umgebracht zu haben.

Uns geht diese Frage "You like Hilter?" so auf die Nerven, dass wir uns, wenn wir einfach nur so auf der Straße angequatscht werden, als Bjørn und Lars aus Finnland vorstellen.
Hitler hat mit Finnland nicht so viel zu tun und in der Fußball-WM 2010 hat Finnland auch nicht mitgespielt - über das Land wissen die Leute meistens nichts außer vielleicht "Oh, very cold country."


TIERE ÜBERALL

Kein Elefant im Porzellanladen - aber eine Kuh im Kiosk.


TAXIFAAAAHN

Meistens fahren wir Rikscha - aber diesmal waren's 4 Leute. Ich halte gerade die Kombizange für die abgebrochene Fensterkurbel in der Hand...


... um das Fenster zuzumachen damit's nicht reinregnet.



NEUE U-BAHN

Frische Züge - weil die U-Bahn in Delhi gleich ab dem ersten Tag überfüllt war (wider erwarten), brauchte man dringend neue Züge. Dieser Waggon wurde gerade mit einer Antonov aus Görlitz eingeflogen.

ZAHNARZT

Betet dieser Zahn gerade?

Koreanischer Besuch - Zweite Runde (SA 21.8. - MO 23.8.)

ABHOLEN (21.8.)

Früh morgens um 9 aufgestanden, um unsere koreanischen Kumpels abzuholen...
Seitdem sie vor 2 Wochen Mumbai in Richtung Rajasthan verlassen haben, haben wir nix mehr von ihnen gehört, wir wissen nur, das sie vor hatten, mit Zug 2168 aus Varanasi am Hauptbahnhof Dadar einzurollen... Ein indisches Handy haben sie nicht. Klare Kiste: Wenn wir sie nicht am Bahnhof treffen, finden wir die Jungs nie wieder...


Der Zug hat 1,5 Stunden Verstpätung, aber so um 2 Mittags rollt er doch noch ein - und die beiden steigen genau aus dem geplanten Wagen aus (Gut, wenn man die Reservierung noch im PC hat ;-)


Nach 2 Wochen Indien und über 24 Stunden Zugfahren sehen die beiden noch ziemlich frisch aus.


Eben nochmal in die Innenstadt zum Gateway of India. Dany, ein netter Brite schießt ein paar Fotos von uns - wir besuchen unsere Lieblings-Eisdiele in der Innenstadt (McDonald's) und rollen wieder nach Powai.

Zum Abendessen gibt's Parathas, Bier und eine Schokoladen-Lawine im Mocha :-)
Yongseok und Sandra haben endlich jemand zum Rauchen gefunden... ungewohnterweise ist die Runde zwar international-interkontinantal, aber deutschsprachig...

MATHERAN (22.8.)
Damit wir alle mal ein bisschen Frischluft abkriegen, fahren wir raus aus Mumbai in die Berge.

Alles ganz toll - Wetter ist kühl aber ohne Regen, die Zugfahrt klappt auch ganz gut, wir haben Gummibärchen dabei - aber Rün hat sich irgendwas eingefangen und macht schlapp - so richtig schlapp.
Und das nicht irgendwo, sondern mitten in der Pampa, 3 Kilometer von der nächsten Straße Fußmarsch, 20 Minuten Taxi und 90 Minten S-Bahn-Fahrt plus 20 Minuten Rikscha entfernt von unserem Liebelings-Krankenhaus.
Er kommt vor lauter Fieber und Kopfweh gar nicht mehr klar und wir bringen ihn ins Krankenhaus. Erste Diagnose ist Denguee-Fieber...
Arme Sau - schon schlimm, was Indien manchmal mit einem so anstellt.
Rün pennt sich bei uns im Hostel aus...

ABFLUG (23.8.)
... und am nöchsten morgen ist er wieder fit - wohl doch kein Denguee. Wir gehen's erstmal ruhig an und gehen im Gulu auf dem Campus Mittagsessen.

Danach brauch Jan einen neuen Geldbeutel in der R City Mall - und ich mach mit Rün und Yongseok noch eine 90-Minuten Kreuzfahrt quer durch Mumbai von Ghatkopar nach Juhu an den Strand. Unterwegs sehen wir Slums, eine Beerdigung (offener Sarg im Leichenwagen ohne Vorhänge) mit Blaskapelle, schwarze Flüsse, Villennviertel... alles.


Juhuu, wir sind am Juhu-Strand. Warum zeigen die beiden eigentlich nicht links auf den Strand? Ganz klare Sache: da hinten, ganz rechts im Bild hängt eine Werbung von Air India - ich vergrößer das nochmal für euch:

4 mal wöchentlich mit Air India nach Seoul - die beiden kriegen Heimweh. So ein bisschen beneide ich sie um den Flug in die Heimat.

Der Strand ist - naja ganz hübsch, aber der Sand klebt an meiner Hand. Ganz bis zum Sonnenuntergang halten wir nicht durch - es ziehen Regenwolken auf.
Ab zur Barbecue Nation... Jan steht im Stau und braucht 2 Stunden für die Fahrt.


Aber hinterher wird alles gut - wir kriegen unsere Grillspieße :-)

Das war dann auch schon das Abschiedsessen für die Koreaner - gleich vom Restaurant geht es zum Flughafen. Direkt am Eingang erleben die beiden nochmal ein letztes Mal Indien - das ausgedruckte E-Ticket gefällt dem Polizisten am Eingang nicht, die Reisepässe tief im Rucksack eingegraben, der Polizist muss nochmal auf seiner Gästeliste nachsehen... die beiden brauchen so 5 Minuten, um überhaupt in den Flughafen rein zu kommen. Ein letzter Winker und Tschüüühüß!

Jan und ich sehen auf der Straße vor dem Terminal noch andere fröhliche Menschen, die diesen "Geil, in ein paar Minuten ist der ganze Scheiß hier vorbei" - Blick im Gesicht haben.
Wer schonmal hier war, weiss was ich meine...

Donnerstag, 26. August 2010

Zwischenstand - Mitte August

Aktueller Zwischenstand:

Ich habe inzwischen 15kg abgenommen - eine Trekkingtour, unleckeres Mensaessen und ein kleiner Magen-Darm-Infekt helfen da weiter...

Unsere eigene Mensa besuchen wir nicht mehr. Wir hatten in letzter Zeit jedes mal Dünnschiss, nachdem wir da waren - und ein indischer Kumpel war mit ner Lebensmittelvergiftung im Krankenhaus. Der Caterer wurde irgendwie nicht ausgetauscht. Dafür wird gerade über der Mensa ein Zelt aufgebaut - die Decke war undicht uns es tropfte in die Töpfe...

Über Witz-Reiseführer überfiktive Länder wie Paic Than kann ich eigentlich nicht mehr lachen. Solche Witze wie "Dieses Restaurant ist vor allem am zweiten Dienstag des Monats zu empfehlen - dann wird die Salatbar frisch aufgefüllt" sind hier in Indien ganz stumpf die Realität oder sehr nah dran.

Mein Wohnheims-Internet ist total fritte - wenn ihr das lesen könnt, war ich bei nem indischen Kumpel am Anschluss.

Ich werde Indien niemals als Tourist besuchen.
Über Besuche bei indischen Freunden zu Hause lässt sich verhandeln - aber die Tatsache, dass praktisch jeder, mit dem du als Tourist zu tun hast, dich abzocken will, verwandelt jeden Bahnhofsvorplatz und jede Hotel-Lobby in einen kleinen Bürgerkriegsschauplatz wo man wirklich JEDEM außer einem anderen westlichen Tourist misstrauen muss.
Wenn man tatsächlich eine "Sehenswürdigkeit" besuchen will, zahlt man als Nicht-Inder mindestens den 20-fachen Preis. Nachdem man die alten Gemäuer betreten hat, wird man meist von Indern mit Foto-Handys überfallen... ich fühl mich wie ein Elefant im Zoo *töröööö!*

Wir deutschen Meckern schon gerne, was ;-)

Die Meinung von nichtlustig.de LINK zu dem Thema

Freitag, 20. August 2010

Kühe in der Zeitung - Der monsun geht weiter

Was so los ist in Indien...



Puuuuh, das war echt knapp - die Kühe wurden gerade noch rechtzeitig von Tierschützern gerettet.

Auch interessant: Man darf tatsächlich Rinder schlachten, aber nur wenn sie männlich und über 18 sind... das Fleisch ist bestimmt nicht zäh - und was sich aus dem Müll da so angereichert hat, will ich auch nicht wissen.




Der Vorplatz vom Wohnheim - es pladdert noch ganz ordentlich, aber den Haupt-Regenguss hab ich verpasst... richtig regnen tuts natürlich nur, wenn ich meinen Fotoapparat nicht griffbereit hab.

Dienstag, 17. August 2010

Independence Day in Pune (14. /15. 8.)

Indische Zugfahrt... Am Bahnhof von Thane (Nachbarstadt von Mumbai) herrscht Partystimmung im Gleis. Natürlich kann man Eisenbahnbrücken auch zu Fuß benutzen... ist ja auch keine andere Brücke da. Es ist gerade das Wochenedne mit dem indischen Unabhängigkeitstag... Jupp, hier in Indien wird der Independence Day nicht am 4.Juli gefeiert - die haben ihren eigenen.

Unser Zug fährt mit uns durch die Western Ghats - eine extrem Eisenbahn-Unfreundliche Ecke... so ähnlich wie die Schwäbische Alb an der Geislinger Steige, nur um einiges Höher. Der Zug windet sich durch den Dschungel, vorbei an Wasserfällen und ziemlich hohen Felsklippen bis wir auf 620m über dem Meer angekommen sind.

Auch der Bahnhof von Pune ist eher son Party-Bahnhof. Auf den Bildschirmen, wo man auch sowas wie die Abfahrtszeiten und Gleise der nächsten Züge zeigen könnte, läuft Tom und Jerry. Die Bahnhofslautsprecher spielen die dazugehörige Schlägerei-Musik.

Natürlich fährt unsere Rikscha einen Umweg, um das Taxameter noch ein bisschen länger laufen zu lassen... aber alles nix neues...

Im Hotel selber die Überraschung: Wir haben zwar schon bezahlt, kreigen aber kein Zimmer. Ohne eine Kopie unseres Visums wollen die uns keine Schlüssel geben.


Voll Moppelkotze, aber es gibt ja noch den hier:



Mittagessen!!! Für wieder mal circa kein Geld kann man sich hier mit Dosa sattfuttern - ist im Prinzip ein Crêpe mit Kartoffelbrei und Gemüse drin. Mjammm!


Maschinenbauer in Pune - ich mag die Zahnräder


Elektrotechniker gibt's hier auch - wenn du neue Spulen für deinen Stromausfall-Notgenerator brauchst, hier kann man dir weiterhelfen.


... und so sieht die ganze Firma S.R. Electricals von außen aus - voller Service vorhanden!


Und ein bisschen mechanische Verfahrenstechnik beim Müller. Hier malt man noch selber! Die Kinder wollten unbedingt ein Foto...


Jan hat eine Käse-Dosa gefunden.

Besuch aus Korea (5. - 6.8.)

Unser koreanischer Kumpel Yongseok hatte die Idee, mit seinem Kumpel Rün in Indien Urlaub zu machen...
Selber Schuld ;-) Aber wir freuen uns über seinen Besuch!

Dummerweise landet er mitten in der Nacht, 5 Stunden bevor unser Nachtzug aus Rajasthan in Mumbai ankommt. Ankit war zum Glück so nett, die beiden mit einem original koreanischen Namensschild am Flughafen abzuholen...

wir konfrontieren die beiden gleich mal mit nem Frühstück in der Mensa des Nachbar-Hostels. Hier kann man eigentlich ganz gut frühstücken - es gibt unter anderem Cornflakes und Kakao... Während unseren Vormittagsvorlesungen schlafen sich die beiden bei Jan in der Bude aus und danach gibt's lecker Mittagessen im Utsav-Restaurant... gegrillte, rot mariniertes Hühnchen :-)

Beweisfoto vor dem Hauptgebäude

Unsere Besteigung auf den Universitätshügel brechen wir ab, nachdem wir eine grüne Schlange gesehen haben, die so lang war, dass sie komplett quer über die Straße reichte...

Schon am nächsten Tag machen sich die beiden auf zum Bahnhof, um einen Zug nach Jaipur in Rajasthan zu schnappen.

RAJASTHAN (31.7. - 4.8.)

Unser Nachbar Sanmati hat gerade fertig studiert, eine Stelle in Bahrain (son Öl-Emirat im Golf) abgestaubt und ein bisschen Zeit, sich baumeln zu lassen - aber wirklich nur ein bisschen.

Er lädt uns zu sich nach Hause ein... da können wir natürlich nicht nein sagen und schwänzen ein paar Vorlesungen.

Nach 17 Stunden Zugfahrt im 3. Klasse-Klimaanlagen-Schlafwagen werden wir auf dem Bahnsteig von Ramganj Mandi hawaiianisch begrüßt. Aloha sagt niemand, aber wir kriegen Blumenkränze um den Hals und schütteln erstmal 15 Hände.

Wenn man Inder dabei hat, überquert man die Gleise im Bahnhof ohne den lästigen Umweg über die Überführung - der Güterzug, der am anderen Bahnhofsende schon hupt und gar nicht mal so langsam unterwegs ist, stört hier niemand. Vor dem Fahrkartenschalter wartet eine Kuh. Hinten an unserem Zug hängt noch ein Milch-Tankwagen. Ich glaube, jetzt bin ich wirklich in Indien.

Sanmatis Verwanstschaft wohnt gleich um die Ecke. Hier gibt's erstmal Tee auf der Couch bzw. Ehebett im Wohn-/Schlaf-/Arbeitszimmer des Gasgebers.

Danach gibt's ein paar Firmenführungen:



Einmal im Koriander Fachgroßhandel mit Koriandersortiermaschine und Kamel vor der Tür...



... und im Steinbruch.


Der "Kotha-Stein" wird hier in der Gegend überall als Fliesen verbaut...



...nachdem er geschnitten,...


geschliffen und poliert wurde. Diese Mitarbeiter brauchen keinen Gehörschutz, denn sie sind schon "very experienced" nach 5 Jahren Betriebszugehörigkeit.




Das ist der Laden von Sanmati's Papa in Khanpur. Ich hab mich mal als Kokosnussverkäufer versucht, hab die Stelle aber nicht bekommen.


Sanmaits Familie hat einen Bauernhof. Das hier ist der Mitarbeiter des Monats.


. Trekkerfaaaaaahn!!! Nach einem Monsunschauer stehen die Feldwege unter Wasser - der Trekker pflügt durch 10 cm tiefe Bäche.


Hier fehlen mir so ein bisschen die Worte. Ernst gemeinte indische Gastfreundschaft ist einfach überwältigend - die Teller beim Abendessen werden einfach nicht leer - alles andere würde eine indische Hausfrau auch nicht auf sich sitzen lassen.



Alle freuen sich, dass wir da sind - vom Opa bis zur kleinen Tschutschu

Den Papa von unserem Gastgeber erkenne ich zuverlässig - ich schaff es nur nicht auseinander zu halten, wer hier jetzt Ehefrau vom Bruder vom Onkel Mütterlicherseits war... indische Familien sind einfach groß!

Sanmatis Famile ist über mehrer Städte in der Gegend verteilt - wir klappern 3 Städte ab.


Die Verwandtschaft in Iklera hat einen netten Kinderspielplatz im Garten. Tschutschu hat Spaß (die kleine rechts auf der Leiter).


Besonderes Highlight: Wir sehen sein erstes Date mit einem "Wedding Proposal". Seine Mama hat ihm eine Frau ausgesucht und er soll sie jetzt mal beschnuppern, ob sie ihm denn auch gefällt. Hier treffen zwei Familien aufeinander - insgesamt sitzen so um die 40 Leute im Wohnzimmer des Rohbaus vom neuen Haus von Sanmaits Familie.
Immerhin: die beiden womöglich zukünftigen Eheleute haben so 20 Minuten Zeit, sich "ganz privat" unter vier Augen auf der Dachterrasse zu unterhalten. Wir warten in Abhör-Sicherem Abstand und passen auf, dass Tschutschu nicht vom Dach fällt.


Der Familie ist das Haus in der Innenstadt von Khanpur zu klein geworden - jetzt muss ein Palast her! Das ganze Haus, von dem wir den schon fast Bezigsfertigen Rohbau sehen, ist komplett mit Marmorboden ausgelegt, die Decken sind voll mit Stuck, draußen die Säulen aus handgemißeltem Sandstein... arm ist die Familie jetzt nicht.



Wir werden im Gästehaus des örtlichen Tempels untergebracht.

Der Tempel ist voll mit recht filigran gemeißeltem Sandstein...


...der hier noch vor Ort von einem Steinmetz bearbeitet wird. Der Job ist hier ein bisschen abwechslungsreicher, denn in Indien macht ein Steinmetz nicht nur Grabsteine.


So sieht's in dem Tempel innen drin aus.

Sanmatis Familie ist Jain - das ist eine besondere Richtung des Hinduismus. Im Alltag macht sich das dadurch bemerkbar, dass Jains nicht nur strenge vegetarier sind - auch Kartoffeln, Zwiebeln und Knoblauch werden nicht gegessen. Hier muss man ja die Pflanze töten, um das Zeug zu ernten...
Das macht aber alles nichts - wenn man nicht in Deutschland ist, kann man auch mit anderem Gemüse ziemlich lecker kochen.


ROADTRIP
Wir machen einen Ausflug durch Rajasthan. Dort cruisen wir mit einem klimatisierten Geländewagen von Tata über eine indische Autobahn. Dia Autobahn könnte so auch in Deutschland stehen - angenehm wenig Verkehr, aber Vieh und Trecker auf der Fahrbahn.
Nach ein bisschen Suchen finden wir sogar Anschnallgurte unter den Polstern. Tatsächlich hat dieses Auto die Tata-Motorwerke noch vor 3 Jahren mit Klimaanlage und elektronischen Fensterhebern, aber ohne AIrbags verlassen.
Mit Sicherheitsausstattung hat man es in Indien nicht so - haben Hindus nicht sowieso mehrere Leben?


Erste Station: Wir bringen Sanmati's Cousine zurück in ihr College. Jan muss einmal kurz mitspielen, damit sie ihren Freundinnen erzählen kann, dass sie einen Freund hat - aus Deutschland.




Die Festung Chittorgarh in Rajasthan - das Ding thront oben auf einem Tafelberg



Und hat - damit man es nicht durch Belagerung erobern kann - einige Wasserspeicher... auch mit Inseln drin.


Wildschweine - und kein Obelix in der Nähe.


Tempel-Gedöns...


...überall klettern Affen rum. Sieht aus wie im Dschungelbuch: YOUTUBE-LINK


Irgendwas guckt mich mit Riesen-Glubschaugen an.


Noch ein Wasserspeicher.