Hurra! Mein eigener Internet-Anschluss geht wieder...
ich kann beim Arbeiten wieder Radio hören und die Bilder hierhin hochladen macht so auch mehr Spaß.

Donnerstag, 17. Juni 2010

Blog-Pause

Heute ist evtl. noch was los - wir gehen wahrscheinlich gleich nochmal lecker essen - da schreib ich vielleicht heute abend nochwas zu.



Von Morgen (Freitag, 18.6.) bis 5.Juli wird hier nicht viel passieren, weil Jan und ich in einer mehr oder weniger Internet-Freien Gegend unterwegs sind.
Manchmal brauch man Urlaub vom Urlaubssemester oder so etwas.
Danach gibt's wahrscheinlich ne Menge hübsche Fotos...

Schonmal Danke für's Lesen und bis Demnächst!

Monsun (MI 16.6.)

Sodele, also heute hat's den ganzen Tag mehr oder weniger geregnet. Rinnen, die bis vor kurzem noch staubtrocken waren sind zu richtigen Bächen (nicht sowas mickriges wie der Augustinerbach) gewachsen.

Draußen vor meinem Fenster hinter dem Campus-Zaun stehen Leute in so einem Bach und fangen Fische mit einem Netz. Obwohl sie bis zum Knie im Wasser stehen brauchen die immer noch einen Regenschirm.

Dienstag, 15. Juni 2010

Fußball 4:0, Kaputte Festplatte und Monsun (MO 14.6.)

JAN FREUT SICH - NOCH
Es war gerade noch Sonntag Abend. 5 Minuten vor Mitternacht kommt Jan in meine Bude mit seinem Laptop. Er freut sich riesig. Sein Projekt läuft. Er zeigt mir vor Freude strahlend ein Diagramm von einem Dops-Ball...
Dafür hat er nicht nur eine schöne Dopsball-Datei gemacht - er hat dafür auch Änderungen in dem Programm gemacht. Das Ding ist teilweise in Fortran geschrieben und so alt wie er selber.
Das war die Version, wo jede Zeile erst an der 6. Stelle anfängt - davor die Stellen sind noch für Lochkarten-Nummern reserviert.
Viele Zeilen bestehen im Wesentlichen aus IF (bla) goto 612, ELSE goto 435. Weil die Variablennamen auf 8 Stellen begrenzt sind, habe die meisten einfach unverständliche Namen... Kurz gesagt: nicht wartungsfähig.

Ich sach noch so "Jo, dann geh mal rüber und kopier dir den Krempel". Er geht rüber, will gerade den Kopier-Befehl starten - und sein Rechner reagiert nicht mehr. Jedes Programm sütrzt genau in dem Moment ab, wo es auf die Festplatte zugreift... und ein leises "Klick... Klick" ist zu hören.
Es ist jetzt 10 nach Mitternacht - Deutschland-Australien wurde um Mitternacht (indische Zeit) angefiffen.

FUPPES
So um halb eins beschließt Jan, das seine Festplatte tatsächlich kaputt ist und es jetzt nichts besseres gibt, als einfach Fuppes zu gucken. Als wir in den Fernseh-Saal kommen steht es schon 2:0 für Deutschland - wir haben zwei wunderschöne Tore verpasst, aber in der zweiten Halbzeit ist ja auch noch was passiert... Obwohl nur 2 Deutsche im Saal sind, könnte man meinen, dass man in einer deutschen Kneipe sitzt - von der Geräuschkulisse her. Immer wieder ein "Och-Nö"-Gestöhne wenn der Ball knapp am Australischen Tor vorbeifliegt und ein Riesen-Applaus, wenn Deutschland ein Tor schießt. Wir fragen am nächsten Tag mal nach, o Inder beim Fussball Deutschland-Fans sind, oder ob es einfach nichts zu Jubeln gab für das torlose Australien. Tatsächlich ist Australien in Indien nicht beliebt. Es gab wohl ein paar Fälle von Indern, die in Australien verschlagen wurden...

Nach der Zweiten Halbzeit um 2 Uhr morgens gehn wir mal schön pennen - wir haben am nächsten Tag etwas vor...

FREIBAD
Ich rieche irgendwie, dass das ein Langer Tag wird und hole mir meine Erfrischung im 8:15 Uhr-Slot.

MEETING MIT DEM PROF
Jan hat eine gute und eine schlechte Nachricht für unseren Professor. Die gute zuerst: Jan's Projekt läuft! Die schlechte: Festplatte im Arsch - aber alles rekonstruierbar.

Erstmal lässt der Prof uns ein paar Uhrmacher-Schraubenzieher holen. Die sind nach 5 Minuten da - er kennt nämlich jemand, der jemand kennt, der sowas hat...
Jan schraubt seinen Laptop auseinander, und baut die Festplatte aus. Ein erster Rettungsversuch beim Computer-Admin bei den Bauingenieuren scheitert. Hier müssen wir nochmal erklären, dass es wirklich ein mechanisches Problem ist und das wir "Harddrive broken" wirklich genauso meinen - und das wir nicht aus versehen formatiert haben. Aber der hätte soswieso eine Rupie pro MB gewollt... Das wären 1300€ für 80GB gewesen.

NEUE FESTPLATTE KAUFEN

Also Media Markt gibt's hier nicht... Wir fragen mal unseren indischen Kollegen Ankit, der sich erst vor ein paar Wochen einen neuen PC geholt hat, wo man hier eine neue Laptop Festplatte kriegt.
In der Nähe (so 5km weg) gibt es Croma im Stadtteil Mulund, ein Elektro-Supermarkt, der schon so ein bisschen wie MediaMarkt in klein aussieht. Hier gibt es alles: Laptops, MacBooks, Kühlschränke, Toaster - aber keine Festplatten. Von hier aus schickt man uns in die Shopping Mall gegenbüber - und die Leute da wollen uns zurückschicken zu Croma...
Dann nehmen wir den anderen Tip von Ankit: Die Lamington Road in Süd-Mumbai. Das ist immerhin 30km weg, aber wir haben die Schnauze voll von Rumsuchen. Nach einer Stunde S-Bahn inkl. Rock-Konzert-Massengeschubse sind wir da. Eine ganze Straße vol mit Computerläden im Formtat von HIQ-Computer oder ComputerCash&Carry in Aachen. Der erste Laden hat zwar die gewünschte Festplatte nicht, aber der Mann hinter dem Tresen schnappt sich sein Telefon und ruft einen anderen Laden an, der sowas hat. Nach 5 Mintuten kommt ein Bote mit der Festplatte im Laden an. Sieht geanauso aus wie Jan's Platte, hat aber 500 statt 80 GB und kostet 50 Euro. Jan ruft Sebastian an, der herausfindet, dass ein normaler Preis in Deutschland eher 80 Euro ist. Zuschnappen, mitnehmen...

S-BAHN NACH HAUSE
Wir haben (leider) eine Umsteigeverbindung und müssen in Dadar raus. Dadar ist der Haupt-Umsteigebahnhof in Mumbai, wo sich die beiden Haupt-SBahn Strecken treffen. Dementsprehend hoch ist der Wusel-Faktor.

Beim Aussteigen strömen mir schon die ersten Einsteiger entgegen. Die Vollspaten, die sich einem in Köln in den Weg stellen, wenn man aus dem RE1 rauswill sind harmlos dagegen... Wenn man Pech hat, kommt man aus dem Zug einfach nicht mehr raus.
Aber ich mit meinen 1,90m und 90kg schaffe das.
Bevor ich mich in Bewegung setze ist da 1m freie Bahn zwischen mir und der Tür, was Einteiger ermutigt. Ein Mann im Gegenverkehr weicht nicht aus, stößt mit mir zusammen und fliegt (ich bin halt etwas schwerer - Impulserhaltung oder so) etwa 2m Rückwärts aus der Bahn raus und landet 1m außerhalb der Bahn auf dem Bahnsteig.
Ich muss echt aufpassen, dass ich hier keine kleinen Inder auf den Bahnsteig schmeiße... hinterher liegt noch jemand mit Platzwunden auf dem Bahnsteig... das will ich echt nicht.

FESTPLATTE EINBAUEN
Wir kommen gerade noch rechtzeitig, knapp nach 17:30, bevor die Sekretärin vom Prof Feierabend macht im Büro an. Für alle Fälle habe wir schonmal Ankit dahinfeschickt, um die Uhrmacher-Schraubenzieher aus dem Büro vom Prof rauszuholen.
Das klappt alles und Jan hat jetzt eine schöne neue Festplatte im Läppi.

MONSUN
Jetzt wollen wir nur noch schnell ins Hostel, um ein Image für eine MAC-OSX DVD runterzuladen. 6 GB könnten ein paar Stunden dauern und um 4 Uhr mrogens wird das Internet gekappt... Wieder so eine Kleinigkeit, die das Leben hier manchmal echt schwer macht...
Auf dem Weg nach Hause müssen wir durch den Regen. Also die meinen das hier echt ernst mit Regen. Nach 20 Metern ist mein T-Shirt durchnässt, komplett.
Der Download klappt aber nicht so recht - Der Server lässt einen 6GB Download nicht per http zu, sonder nur per ftp - und ftp ist hier auf dem Campus gesperrt.
Und bei dem Gewitter da draußen - das kracht echt - will ich meinen Computer sowieso nicht am Strom-oder Internetkabel haben.


ABENDESSEN
Weil es sont nix zu tun gibt, gehen wir mit den Franzosen mal lecker essen und zeige ihnen die "Mantra-Bar". Die kriegen uns mal wieder mehr als satt und lecker isses auch.
Nach dem wirklich langen Tag schlafe ich wie ein Stein.

Sonntag, 13. Juni 2010

Die kleinen Unterschiede

Wenn man in einer völlig anderen Gegend wohnt, nimmt man Sachen anders wahr...

Ein paar Beispiele - die Liste könnte über die zeit auch noch länger werden:
  • "A warm welcome" - Diese Redewendung wird von Indern nicht verstanden - warum sollte warm etwas positives sein
  • "Summer Sky" - Wir haben natürlich mal die englische Version von Nena's 99 Luftballons "99 Red Balloon floating in the summer sky" vorgeführt... Mit einem Sommerhimmel werden hier eher Monsunwolken in Verbindung gebracht als ein blauer Himmel mit ein paar weißen Schääfchenwolken.

Sachen, mit die Inder in Europa überraschen:
  • Leitungswasser ist trinkbar - Mir hat schon ein Inder vorgeheult "Als ich in Deutschland war, hab ich nirgendwo Trinkwasserspender gefunden und musste mir immer was im Supermarkt kaufen - voll teuer!" Leider hat ihm niemand den Trick mit dem Wasserhahn verraten...
  • Keine freilaufenden Hunde und Kühe in der Stadt und niemand, der dich einfach mal so anlabert "hey, wo kommst du her, wie heißt du..." Kommentar dazu: "Dann sind deutsche Städte ja ein richtig trauriger Ort - da ist man ja total einsam und lernt kein Schwein kennen". Mir wird langsam klar, warum es hier in dem Sinne keine großen Parties oder Diskos gibt - die Party ist jeden Tag draußen auf der Straße.
  • Keinerlei Passkontrolle an europäischen Grenzen
  • Unsere starke Empfehlung "Nehmt AUF KEINEN Fall irgendwas mit, wo ein Swastika Symbol drauf ist!!! Das gibt echt Ärger beim Zoll in Frankfurt!" -> Das Swastikasymbol ist hier in Indien ein Symbol, das aus spirituellen Gründen fast überall draufgemalt wird - auf Plastiktüten, Rikscha-Meter, Heckklappen von LKWs... Es entspricht aber ziemlich genau einem Hakenkreuz . Das sowas in Europa und speziell Deutschland richtig Stress mit Polizei gibt, ahnt hier niemand...
  • Szene im Bollywood-Film: Anhalterin an einer Autobahn in der Schweiz. Unser Kommentar "Nütz nix - da DARF man gar nicht anhalten" führte doch zu einem überraschten Blick.

Samstag, 12. Juni 2010

Drama-Frisör (SA 12.6.)

Die Hückelheims hatten die Haare zu lang und mussten mal zum Haarschneider. Hier auf dem Campus soll es einen ungelaublich billigen geben - und draußen gibt's Luxus-Frisöre, die einem für einen europäischen 10€-Preis den Dschungel auf dem Kopf lichten.

Wir haben uns heute mal für die Luxus-Variante entschieden. Der Salon hieß "Drama" - naja, ganz so schlimm war's dann doch nicht. Vielleicht auch nur im Sinne von Bruce Darnell's "Drama Baby, Drama..." Moderiert der eigentlich immer noch Germany's next top Model? Das, was ich nach dem Frisör eigentlich nicht mag, ist dass meine Haare dann so furchtbar ordentlich aussehen. Hier ist dsa fst noch schlimmer als zu Hause.. naja da muss man durch. Und sone kleine Vokuhila-Tendenz hat er mir auch noch reingeschnitten. Inder Überraschung halt.

Dafür gab's auch ne schöne große Tasse Tee mit Milch...


Nach einem etwas erfolglosen Kamps mit meinem Rechner, der vor allem zur rechteckigen Augen führte hab ich mich dann am späten Abend nocham, ins Freibad geschmissen. Die letzten 5 Minuten hatte ich das ganze Becken für mich ganz alleine - okee im Nichtschwimmerbereich waren ein paar Nichtschwimmer unterwegs, in Form von ersoffenen Insekten. ist schon fies, wenn das flache Wasser so hell lecuhtet...

Freitag, 11. Juni 2010

Stromausfall und Vuvuzelas (FR 11.6.)

STROMAUSFALL

Sodele, jetzt ist er endlich wieder da - unser Strom, der doch sonst immer einfach so selbsterständlich aus der Steckdose kommt, so dass man gar nicht mehr drüber nachdenkt :-)

Jetzt kann ich mal den Krempel aus dem Editor rüberkopieren...

*Scheiße, das Internet ist schon wieder weg, wollte gerade auf "Post veröffentlichen klicken*
Ok - also, wenn ihr das lesen könnt, dann habe ich schon den nächsten Internetausfall hinter mir...

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Heute werde ich zum zweiten Mal in Folge von einem nicht-mehr drehenden Venti geweckt - war einfach zu heiß in der Bude...

Gestern morgen so um 8 waren das nur so 5 Minuten - heute gab's keinen Strom von 10 bis 12:30 und dann nochmal einen Stromausfall von so 14:00 bis 17:40.

Zum Glück hatte ich meine Akkus vom Läppi und iPod voll geladen.

So ein Stromausfall wäre ja völlig uninteressant - mein Läppi hat ja eine Batterie - Aber Stromausfälle sind ja automatisch auch Internetausfälle und mein schöner Venti, der mich sosnt immer schön kühl-pustet, macht dann auch nicht mehr viel.

Naja - man ist schon verwöhnt in Aachen.

Schon dumm, wer hier einen Desktop-Rechner hat oder, noch blöder, den Aufzug benutzt ;-)
Hinten am Aufzug höre ich jemanden laut rufen, die Hausmeister flitzen... schon dumm sowas.

Das Cornetto in der Mensa ist bestimmt gerade am flüssig werden... echt schade - das verkaufen die aber bestimmt trotzdem noch. Natürlich erst, wenn es wieder eingefroren ist ;-)

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VUVZELA GETRÖTE

Die Vuvuzela hat es irgendwie nicht nach Indien geschafft, aber wir hören ab und zu deutsches Internet-Radio, um uns über derlei Dinge auf dem laufenden zu halten.

Unser Public-Viewing Bereich ist im 5. Stock unseres Wohnheims. Hier oben gibt's eine ordentlich Kautsch-Landschaft für so 30 Leute vor ner schönen großen TFT-Glotze. Mit unseren französischen Nachbar gucken wir uns das Frankreich-Uruguay-Spiel an, das um Mitternacht indischer Zeit angepfiffen wird. Nach der ersten Halbzeit gähn wir pennen - da passiert eh nix... hinterher hören wir, dass wir in der 2. Halbzeit auch nix verpasst haben.

Hier in Indien wird die WM von ESPN mit einem englischen (!) Kommentator ausgestrahlt. Sehr freundlich... das Hintergrund-Geräusch der Vuvuzelas ist durch das Treppenhaus bis runter in unseren 1.Stock zu hören, obwohl der Fernseher im 5. Stock wirklich nicht laut eingestellt ist.

Die Live-Übertragung wird trotz eines kurzen Gewitters über Powai NICHT von einem Stromausfall unterbrochen!!!

Montag, 7. Juni 2010

Bergsteigen im Regen (MO 7.6.)

Nach einem erfreulichen Treffen mit einem indischen Prof aus Alabama, der sich um unsere nicht laufende Software kümmert, nehmen wir am Abend unsere neuen Nachbarn Maxim, Louis und Julian mit auf den Campus-Hügel.
Auf dem Weg dahin erleben wir einen 15-Sekunden Sturm, der ein paar richtig dicke Äste aus einem Baum hinter uns fegt... danach ist alles vorbei - und es kübelt wie aus Eimern für so 10 Minuten. Der weitere Aufstieg läuft... Prima Aussicht auf die Regenschauerwolken um uns herum und irgendwann wird alle gelb um uns, während die Sonne irgendwo hinter den Wolken untergeht.

Das Gipfelfoto mit allen bescheuerten bergsteigern - tatsächlich haben wir oben 2 Inder getroffen, die uns geknippst haben.

Am Mangostand werden wir von Monster-Insekten angegriffen - irgendsowas wie Maxi-Flug-Ameisen. Der Mangomann schaltet zwischendurch auch seine Stand-Beleuchtung aus, um nicht noch mehr anzulocken, aber die Viecher nerven weiter.
Jetzt sitz ich hier und versorg den ganzen Blog mit Bildern - draußen schüttet es - die Regenschauer werden mit jedem Tag häufiger und stärker. Hier drinnen liegen ein paar Fliegen auf dem Rücken neben meinem Computer und zappeln noch ein bisschen. Mein Mückenverdampfer scheint ganz gut abzuräumen.

Shoppen (SO 6.6.)

Alle sagen einem ja in Europa: In Indien braucht man lange Hosen und normale Schuhe - Sandalen und Shorts sind noch mehr daneben als in Deutschland... mag für die meisten Regionen richtig sein, aber Mumbai ist da eine Ausnahme.
Dementsprechend müssen wir unseren neuen Nachbarn aus Frankreich erstmal alle Einkaufs-Höllen zeigen... furchtbar, man kommt echt zu nix, so arbeitstechnisch ;-)

Der Shopping-Trip ist recht erfolgreich.
Maxim und Louis finden beide ihre Lieblings-Sandalen - und wir knacken den Mango Jackpot. Da gibt es eine ganz besondere Sorte, die auch unsere indischen Kumpels vielleicht ein, zweimal in ihrem Leben probiert haben, weil sie eigentlich unbezahlbar ist... Die Alphonso-Mango.

Wir finden einen Stapel mit Kisten mit dem Zeug im Haiko-Supermarkt. Jede Kiste hat irgendwie einen anderen Preis - oben drüber das Schild meint: 550 Rupien (€9,90) - ein stolzer Preis für 10 Mangos... aber eine Kiste hat ein 160-Rupien Schild.
Maul halten, ab zur Kasse - mitnehmen! Am Abend rufe ich Ankit an "How you feel about having some Alphonso?" Normalerweise brauch er schon so ne halbe bis ganze Stunde, um sich von seinem Rechner loszureißen - diesmal steht er 3 Minuten später in meinem Zimmer, um uns zu helfen, die Kiste zu vernichten :-) Die Mango-Zeit muss nochmal voll ausgenutzt werden. Es heißt, sie wäre vorbei, wenn die Regenzeit anfängt - und draußen tröpfelt es schon ab und zu...


Jan schnippelt Mangos - die vollständige Sauerei in meinem Zimmer lässt sich nur grob erahnen. Immerhin haben wir jetzt 2 Teller.

Heutige Rikscha-Bilanz:
  • Voll-Verarsche: Der Fahrer fährt GENAU in die Gegenrichtung los - nach einer ewig langen Fahrt stehen wir vor dem Haupttor der Uni, wo ich diesmal gar nicht hin wollte. Ich sage ihm, dass er anhalten soll und suche mir eine Rikscha, wo der Fahrer den richtigen Weg kennt und vor allem willig ist, den kürzesten Weg zu fahren. Nach der insgesamt 10-fachen Strecke stehen wir schließlich vor der R-City-Mall wo es Sandalen gibt...
  • Rückfahrt mit BASS! Meine erste Rikscha mit echter Musikdröhnung!

Alles Banane (DO / FR 3./4.6.)

Ne, doch nich alles Banane - gibt auch Mangos, Zuckerrohr, Gemüse und roten Chili.

Vor ein paar Wochen hatte mich ein Nachbar aus dem Hostel, von Berufswegen Programmierer und Bananenbauer, eingeladen, zu sich nach Hause in sein Dorf zu kommen... heute ist es soweit.
Lange im Voraus gebucht, bestiegen wir am Bahnhof Mumbai-Borivali den Gujarat-Express in Richtung Ahmedabad und fahren so 4 Stunden nach Surat.


An dieser Stelle nochmal schöne Grüße nach Rheinberg!

Du kennst Surat nicht - macht nix, hat nur 2,5 Millionen Einwohner. Laut Tante Wiki werden hier ein Großteil der Diamanten für Schmuck weltweit geschliffen. Ansonsten steht da noch was von einer kleinen Pestepidemie in den 90ern...

4 Uhr morgens aufstehen, Rikscha zum Bahnhof schnappen - und das Kino unterwegs Genießen. Ich sitze neben dem Besitzer einer Textilfabrik, die u.A. für Tom Tailor produziert. Er meint, dass die Leute in den Niederlanden und Italien modebewusster sind als in Deutschland. Das sind zumindest bessere Kunden bei ihm.

Wir fahren immer wieder durch kleine Regenschauer - die Regenzeit macht sich langsam bemerkbar. Die Aussicht heute: Eine Chemiefabrik in Vapi inklusive Geruch, Leute mit Ochsenkarren, eine galoppierende Wildschweinherde im Slum, eine giftgrün leuchtende Kläranlage, Salzmarschen - Wattenmeer oder so etwas gibt's auch hier, Salzberge in den Salzmarschen, schöner langer Güterzug mit Flüssiggas, Rikscha-Waschstraße im Fluss unter der Brücke, Wellblechhütten überall...

Den Gestank von diesem ähem - sagen wir mal politisch korrekt Gewässer - riechen wir bis in den fahrenden Zug.

Mein Liebling neben der echt beängstigenden Chemie-Fabrik (für sowas such ich mir andere Länder für'n Praktikum) ist mein Liebling heute die Standard-Indische-Bundesbahn-Flussbrücke, Marke "Zwei Doppel-T-Träger mit 2 Schienen drauf" Geht über sehr breite Flüsse und kleinere Bäche, hat grundsätzlich kein Geländer, der "Gehweg" ist zwischen den Schienen, alle 100m gibt's ein kleines 2x2 Meter Seitenpodest, wo man als Schienenfestschrauber vor dem Zug sicher ist, aber auch hier gibt's kein Geländer und Inder können nicht schwimmen... Ich will nicht wissen, was die sich überlegt haben, wenn ein brennender Zug auf so einer Brücke steht. Köpper aus dem Fenster ?!?
Und davon abgesehen sind Eisenbahnbrücken in Ermangelung von Alternativen auch beliebt unter Fußgängern.


Der Bahnhof von Surat. Natürlich mit Wellblechdächern. Ich mag indische Bahnhöfe, die sind immer so schön sauber.

Eine Halbe Stunde nach unserer Ankunft holt uns Harish vom Bahnhof ab - er stand noch ein bisschen im Stau... Sein Bruder fährt uns mit einem nagelneuen Tata mit Klimaanlage (!) in sein Dorf Sejwat. (Für die Neugierigen: Google Earth kennt Sejwat)

Erstmal machen wir es uns im Wohnzimmer gemütlich - das halbe Dorf ist da um uns zu sehen. Seit 5 Jahren war kein ausländischer Besuch mehr hier...


Nachdem wir allen vom kleinen Kind bis zum Dorfältesten "Namaste" und "Kemtschuu" gesagt haben gibt's (ganz klar) die Fotoalben mit den Hochzeitsfotos. Alles recht bunt. Aber diese ganze 3-Tages-Veranstaltung immer nur ein Riesenspaß und überhaupt nicht ermüdend war für das Paar glaube ich dann doch nicht ganz. In dem Album gibt's gefühlt 20 Fotos wo jedesmal jemand anderes dem Bräutigem den roten Punkt auf die Stirn malt... Auf den Fotos ist das Brautpaar natürlich in bestem Hochzeits-Dress, die Frau hat ein aufwendiges Muster auf dem Arm - aber die zwei hübschen sitzen im Fotostudio auf Plastik-Gartenstühlen !?!


Dann geht's ab auf die Felder - zu meiner ersten echten, frisch gepflückten Banane!!! Ich fühl mich wie Zonen-Gaby im Glück!

Auf besonderen Wunsch mit ausgiebigem Spaziergang kreuz und quer durch die Plantage.

Mitten in der Plantage ist ein Brunnen (= Schacht ohne Geländer) Man muss in Indien halt sehn wo man hintritt. Hier gibt's ne kleine Dusche für die Sandalen, die doch ein bisschen Schlamm abgekriegt haben.


Erste Eindrücke vom Gemüsefeld

Auf geht's zur Mango-Plantage. Irgend ein Zwischending zwischen Hessischer Apfel- Streuobstwiese und Wald - aber eben mit Mangobäumen... und es ist immer noch Mangozeit!




Harrish zeigt uns seine spezielle Mango-Ess-Technik. Mangos kann man sowieso nicht essen, ohne sich einzusauen - schlimmer als Döner, aber auch leckerer!



Aber hier sind wir noch lange nicht am Ende, denn Harish hat auch Zuckerrohr in verschiedenen Wachstumsstadien (die Pflanze braucht 14 warme Monate am Stück - keine Chance im kalten Aachener Winter...) und Chili!


Ziegen gibt's auch noch auf dem Bauernhof - diese hier meckert. Mit Recht.

In seinem Bauernhaus werden wir wie der Maharadscha von Maharashtra behandelt... die Leute trinken eigentlich nie Cola, aber haben das Zeug für uns gekauft, weil das ja son Westler-Getränk ist. Schon mittags fragt uns der Gastgeber, ob wir vielleicht Whiskey oder Bier wollen... Aber eigentlich brauchen wir nur Wasser. Klingt komisch, ist aber so.

Den Sonnenuntergang gucken wir uns vom Dach des Wasserturm aus an. Hier weht eine frische Briese und wir haben eine prima Aussicht über das ganze Dorf, über die Felder bis zum Horizont. Oben waren noch alle Jungs in der Familie von Harish dabei - und eine Tüte Mangos :-)

Und was machst du jetzt? Trecker faaaaaaaahn!
Natürlich passen in Indien mindestens 5 Leute auf einen Trecker. 1 Fahrer und jeweils 2 Leute links und rechts auf den Kotflügeln über den großen Rädern.
Es gab mal vor ein paar Jahren eine Autowerbung in Deutschland, wo ein Auto mit einem extra großen Dachfenster zum besser Sterne ansehen beworben wurde... Totaler Quatsch! Mit einem Trecker ohne Dach sieht man noch mehr Sterne.
Mit wahnsinns- Sternenhimmel und Grillengezirpe tuckern wir den großen Kanal entlang zur Bundesstraße 6, fahren die Bundestraße entlang zu einem Truckstop. Rücklicht kaputt, macht aber nix - indische Fahrer rechnen mit sowas.

Die indische NH6 verbindet Surat an der Westküste mit Kalkutta im Osten - sie geht also quer durch ganz Indien. Die Asphaltqualität ist übrigens besser als in Belgien! Aber mehr als ne zweispurige Bundesstraße in Deutschland, die sich als Allee durch die Felder schlängelt isses halt auch nicht...

Am Truckstop angekommen guckt uns ein Verkäufer an, als ob gerade eine fliegende Untertasse auf dem Parkplatz landet, als unser Trecker aus dem Dunkeln auftaucht. Menschen mit blonden Haaren und Trecker passen hier wohl nicht zusammen.
Kaum angekommen, haben wir auch schon wieder Cola-Flaschen in der Hand... Kronkorken schon auf, Strohhalm drin - da kann man dann auch nix mehr machen.

Weil es ein Truckstop ist, müssen wir uns auch mal den Arbeitsplatz eines indischen LKW-fahrers näher ansehen: Lenkrad und Fahrersitz normal - der Rest der Kabine ist auf Sitzhöhe gepolstert, so dass der zweite Fahrer pennen kann. Aber natürlich braucht man neben der Klimaanlage und der Yalla-Yalla Musikanlage auch ne Disko-Beleuchtung im Cockopit - zumindest schonmal bunte, blinkende Lichterketten um die Fenster. Bling, bling, alter!

Zum Abendessen gibt es Chicken-Curry mit Chapati. 2 kleine Probleme: Gujarat ist, wie wir hinterher gehört haben, ein Vegetarier-Bundesland - und ich hatte (wirklich ungelogen) einen kritschen Zustand meiner Verdauung, der eigentlich keine Nahrungsaufnahme zuließ. Normalerweise nicht weiter schlimm, aber erklär mal dem Gastgeber "Ja, das Essen ist total lecker, aber ich bin voll und hab keinen Hunger..." Leider ist das identisch mit "Ne, mag ich nicht" in freundlich... genau das gleiche Problem hatte ich schonmal in der Ukraine.
Außer Harish hat niemand das gleiche Chicken Curry wie wir bekommen... war wohl zu "luxuriös" und halt nicht vegetarisch. Verdammt!

KARAM

... ist ein beliebtes Spiel unter indischen Kindern. Man braucht 4 Spieler, ein Holzbrett mit festem Rahmen und Löchern in den Ecken und sowas wie die Spielsteine bei Mühle. Der Rest funktioniert wie bei Billard - nur ohne Queue - hier wird der weiße Spielstein angeschnippst, so dass er (hoffentlich) einen der anderen Steine in ein Loch in den Ecken schubst. Wenn man einen versenkt hat, darf man gleich nochmal. Mit dem roten Stein muss man aufpassen, der scheint sowas wie die schwarze 8 zu sein...

Aber der Meister ist immer noch Harish - der versenkt normalerweise 3 Steine in einer Runde. Hier auf dem Foto bereitet er sich gerade mental auf seinen großen Einsatz vor. So eine Schaukel gehört übrigens in jeden guten Haushalt in Sejwat.

DER CRICKET PLATZ
Jedes Dorf in Deutschland - ob Wünschmichelbach, Effeln, Ülde oder Einruhr - hat einen Fußballplatz. Das ist in Indien genauso, aber hier spielt man Cricket.
Dahin fahren wir zu dritt auf einem Moped. Ich war erstmal wirklich skeptisch, wegen ohne Helm und so - aber bei Tempo 20 auf einem asphaltierten Feldweg ist das wirklich kein Problem.

Hier spielen gerade zwei Dörfer gegeneinander - die Spielregeln hab ich immer noch nicht wirklich kapiert... Am Feldrand gibt's wieder ein paar neugierige Inder, aber hier lassen wir uns gerne beschnuppern. Wieder wollen mir Leute was zu Futtern geben, aber mit meiner Banane, die ich außer meiner Hemdtasche zaubere wissen die, dass ich gut versorgt bin.
Nach dem Spiel wird irgendwann der tuckernde Generator für das Flutlicht abgestellt und auf einen Schlag ist es Stockdunkel und still - nur noch die Grillen und die Sterne sind übrig... solche Abende vermisse ich echt in Mumbai!

Bevor wir pennen gehen, sitzen wir noch ein bei einem Nachbarn vor dem Haus und quatschen ein bisschen.

FRÜHSTÜCK
Vor dem Schlafen gehen fragt uns Harish, ob wir vielleicht Omelette zum Frühstück wollen. Eier sind in Indien schon nicht mehr vegetarisch... Mit viel Mühe erklären wir ihm, dass er, wenn er uns wirklich einen Gefallen tun will, uns einfach das gleiche Frühstück gibt, das alle anderen auch kriegen - schließlich sind wir hier, um ein bisschen "echtes Indien" kennen zu lernen... und tatsächlich gibt's einfach Chapati - frisch auf dem Holzfeuer gebraten :-)

Das ist Harish, mein "echtes" indisches Frühstück und meine Wenigkeit.

Die Nacht haben wir (natürlich) im Ehebett verbracht... man kommt um den "Luxus", wie ein König behandelt zu werden hier einfach nicht rum.

FRAUENRECHTE in Indien...
Weil die Frauen auch beim Frühstück nicht mit uns zusammen essen, dämmert mir langsam, was man so als Frau in Indien für eine Rolle hat, während es essen gibt: nachdem man alles gekocht hat, spielt man den Kellner wie im Restaurant. Leere Wasserbecher werden SOFORT nachgefüllt oder abgeräumt. Und nach dem Essen gibt's bestimmt noch Wäsche zu waschen, dann kann man den Boden wischen und die Kühe brauchen vielleicht noch Mittagessen.
Das entspricht erschreckenderweise dem Rollenbild, das Helge Schneider in "Baby, es gibt Reis" zeichnet... "Ich koch für dich ein einziges Mal, ab dann bist du dran. (...) Du fängst um 6 Uhr an mit Putzen (...)"

Ich vermute, dass meine Ur-Omas besser dran waren - die hatten zwar ähnliche Haushaltsgeräte (Waschbrett, Holzfeuerherd...), aber durften wenigstens zusammen mit dem Rest der Familie essen.
In der Dorf-Hierachie kommen Frauen scheinbar noch nach kleinen 5-jährigen Jungs. Die mussten auch schonmal unsere leeren Wasserbecher in die Küche räumen, aber durften nach ein bisschen Überzeugungsarbeit sogar auf dem selben Sofa neben mir sitzen... noch Fragen?

Arbeitsplatz der Hausfrau: rechts Wäsche waschen, links kochen


DER OCHSENKARREN
Ein total unterschätztes Fahrzeug, das nach dem zweiten Weltkrieg nicht mehr auf Deutschlands Straßen gesehen wurde.
Holzräder, 2 OS, Gleitlager mit 1 cm Spiel, keine Federung... Mozart ist bestimmt schon auf Blattfedern unterwegs gewesen.




Dafür macht dat schon Spass, sich auf soner Kiste auf nem Feldweg durchrütteln zu lassen. Die indische Dorfjugend hat auch ihren Spaß. Unsere Zugtiere sind gar nicht mal so klein - jetzt weiss ich aber auch, wozu der Höcker bei Rindern gut ist.
Unterwegs halten auf dem Feldweg immer wieder Leute mit Mopeds und Autos an, die uns einen Platz anbieten - so ein "niederes" Transportmittel wollen uns die Leute wohl nicht zumuten, aber die kapieren nicht, warum wir eigentlich hier sind.

Jetzt ist noch ein Nachbar bei unserer Besuchs-Runde dran und es gibt neben Zitronensaft noch ein paar Familienfoto-Alben: Schwagers Hochzeit und Opas Feuerbestattung. In beiden Fällen kriegen die Leute um die es geht Kränze mit Blumen um den Hals und von allen Familienmitgliedern rote Punkte auf die Stirn.

Die indische Methode, sich vom toten Opa zu verabschieden ist vielleicht etwas netter als unser "Deckel drauf und Tschüss" - und hier stellt sich die Frage nach Eiche oder Buche, mit oder ohne Schnörkel (zum Glück) auch nicht, denn nach dem Verabschiedungsritual kommt Opa auf einen großen Holz-Scheiterhaufen.

Entweder zeigt man Gästen keine "normalen" Fotos - oder man macht einfach sonst keine Fotos... Die Arbeiterinnen, die ich während der Ochsenkarren-Tour gefragt hab, haben sich irgendwie riesig gefreut, auch mal "ins Fotoalbum" (noch nichtmal ins Fernsehn) zu kommen.

Die Qualitätskontrolle - diese Arbeiterin sortiert irgend ein Gemüse, das ich vorher noch nie gesehen hab.


Ernte auf dem Feld: Hier gibt es Ladies' Fingers

Langsam wird's Zeit, zurück zum Bahnhof in 25km entfernte Surat zu fahren. Auf der Vierspurigen Bundesstraße/Autobahn treffen wir viele verschieden Fahrzeuge...


Welches von diesen Geräten gehört nicht auf eine Autobahn?
  • LKW mit *gesicherter* Ladung
  • Autorikscha
  • Kamelfuhrwerk
  • Bagger


Wieder kriegen wir den Klimaanlagen-Luxus und machen noch einen Abstecher zum Gemüse-Großmarkt, auf dem Harish seine Ware verkaufen lässt. Hier ist alles voll mit allen möglichen Gemüse-Sorten. Außer Gurken sehe ich die meisten Sachen zum ersten Mal (außer ich hab sie schon auf dem Feld bei Harish gesehen).

Nebenan in der Obsthalle ist alles voll mit Mangos bis zum geht-nicht-mehr.

BAHNHOF ZOO - aber nicht in Berlin
Vom Gemüsemarkt aus nehmen wir ein Rikscha zum Bahnhof - Harish will nicht, dass ihm jemand in dem bescheuerten Stadt-Verkehr Kratzer in den Lack macht... gute Idee! Wir haben massig Zeit eingeplant und sind etwa eine Stunde zu früh am Bahnhof - unser Zug wird eine halbe Stunde bevor es los geht schonmal bereitgestellt. In dieser Zeit sitze ich (leider) am Fenster auf der Bahnsteigseite. Mein Fenster hat keine Glasscheibe, sondern ein grobmaschiges Gitter - also wie ein Löwenkäfig im Zoo. Und die Inder von draußen fallen mit ihren Fotohandys über mich her. Um mich ein bisschen abzuschalten, setze ich mir meine iPod stöpsel in die Ohren. Scheiß-Idee. Jetzt gucken auch die Leute, die hinter mir und vor mir sitzen...

unser Zug für die Rückfahrt ist ein bisschen schneller als auf der Hinfahrt - kurz vor Borivali halten wir nochmal vor einem roten Signal mitten im Slum an... interessante Ausblicke.
Vor dem Bahnhof quatscht uns gleich jemand an, ob wir ein Rikscha brauchen - er hat auch eine Rikscha für uns, aber er möchte deutsche Taxipreise haben. Er zeigt uns irgendeine Umrechnungstabelle, die zu wirklichen Fantasie-Preisen führt. Eigentlich hätte er schon bei unserem Ziel "IIT" schalten müssen, dass wir nicht doof sind... Naja schade für ihn - wir nehmen dann mal ne andere Rikscha, gibt ja genug davon. Jede Rikscha-Fahrt ist einmalig: heute mit Zigaretten-pause für den Fahrer, wahnsinns-Stau Gewusel und einer richtig harten Speed-Breaker-Schwelle, die mir den Schädel voll gegen eine Stange im Rikscha-Dach haut *Autsch*.

zurück im Hostel lernen wir zwei frische, "unverbruachte" Europäer kennen: Maxim und Louis aus Bordeaux. Die beiden sind vor einem Tag gelandet und noch in ihrer harten Kulturschock-phase. Wir statten die beiden schonmal mit Anti-Ameisen-Kreide aus, zeigen ihnen den Weg zum Eismann und schmeißen eine Runde frische Mangos, die wir im Zug gekauft haben (10 Mangos für'n Euro). Dummerweise hat einer von ihnen ne Mango-Allergie... Pechvogel - er hat nicht die geringste Ahnung, was er verpasst.

...so, nach 4 Tagen ohne Internet in meinem Zimmer sind jetzt auch die Fotos drin - ich sach doch: Alles Banane

Mittwoch, 2. Juni 2010

Eine Neue Jahreszeit fängt an (DI 1.6.)

Nach einem langen Kampf mit meinem Computer ist es am Abend dann mal Zeit, neue Seiten der indischen Küche zu entdecken: Die indischen Pizza-Variationen von Pizza Hut. Ganz große Knüller: Chicken Tikka Masala Pizza. Pizza Hut ist ja in Deutschalnd icht gerade der billigste Pizza-Bäcker, aber hier in Indien ist der Laden eigentlich schon Luxus. Für 2 Pizzen und 2 Getränke lassen wir über 10€ in dem Laden - damit bekommt man sosnt in einem vernünftigen Schuppen 5 Leute mehr als satt, so mit Vorsuppe, Nachtisch, 2 Mocktails und alles...
Aber mein alkoholfreier Sangria ist echt lecker, hat was von Kinderpunsch-Glühwein - in dem Glas finde ich meine ersten indischen Apfelstückchen (Äpfel sind hier eher exotische Früchte aus dem fernen Norden).

Auf dem Rückweg, den wir bis dahin meistens per Rikscha gemacht haben fallen mir erstmal die unglaublichen Löcher im Gehweg auf - die ganze Straße ist zwar Baustelle, aber um so Schächte im Gehweg in der Tankstellenausfahrt hätte man doch mal ein bisschen Flatterband tüddeln können... Hätte, hätte Fahrradkette...
Bei einem Blick in so einen Schacht, der offenbar in einen Monsun-Entwässerungskanal geht frage ich mich noch: "Die ganzen Stromkabel da unten sind hoffentlich Wasserdicht - Elektriker hier müssen es echt drauf haben"
Aber wenige Stunden Später werde ich eines Besseren belehrt...


Heute Nacht um 0:30 geht es los.


Ich sitze gerade vor meinem Computer, als um mich herum alles ausgeht...
Das Licht, der Venti an der Decke, das Internet, meine externe Festplatte - 5 Sekunden später meine Musik.
Nur mein Läppi läuft noch - der hat gerade einen vollen Akku.
Nachdem ich keine Musik mehr auf den Ohren habe, höre ich lautes gejohle von draußen und frage mich noch "Wieso rufen und pfeifen alle so - Stromausfall in indien kann doch nix soooo besonderes sein... und höre ganz leise die ersten Tropfen.

Nach 3 Monaten absoluter Trockenheit (die 5 Tropfen vor einer Woche waren eigentlich nicht der Rede Wert) hat es angefangen zu regnen.
Die Inder feiern auf der Dachterrasse.

Das Getröpfel eines leichten Sommer-Regens entwickelt sich dann binnen weniger Minuten zu einem ordentlichen Gewitter-Regenguss, nach einer halben Stunde ist alles wieder vorbei - aber der Stromausfall dauert an.

Ich bin echt froh, dass mein Läppi-Akku gerade voll ist, denn den Bildschirm brauche ich jetzt als Lampe im Zimmer.
Draußen der Flur ist zappe-duster - keine Notbeleuchtung, keine grünen Notausgangs-Männchen. Einfach alles dunkel, nur mein Handy-Display bringt Lichtins Dunkle.

Ein bisschen ärgerlich ist so ein Stromausfall in der Nacht schon - ohne Venti schwitzt man alles nass und der Mücken-Gift-Verdampfer verdampft kein Gift, so dass ich mein Nachtflugverbot nicht durchsetzen kann.
Um 5:30 morgens (Jan hat auf die Uhr geguckt) ist der Strom wieder da - ich Fuchs hab zum Glück schon vorher die Strom-Schalter richtig eingestellt für Lampe aus und Venti an und kann liegenbleiben.

Am nächsten Morgen sieht man nix mehr von allem - die Sonne scheint wieder und ein paar dekorative weiße Sommer-Wölkchen sind am Himmel. Der Himmel ist vielleicht etwas blauer als sosnt die Tage... Bin aber gespannt, was da noch kommt - die ganzen Heavy-Duty Entwässerungskanäle auf dem Campus und in der ganzen Stadt haben die Inder bestimmt nicht zum Spaß gebaut.