Hurra! Mein eigener Internet-Anschluss geht wieder...
ich kann beim Arbeiten wieder Radio hören und die Bilder hierhin hochladen macht so auch mehr Spaß.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

ENDE - Der Blogabschluss

Indien ist vorbei.
Wenn ich in Deutschland irgendwo in einer Stadt auf irgend einem Marktplatz vor dem Glühweinstand stehe wird sich das anfühlen wie ein Traum - wie ein sehr, sehr warmer Traum.

Indien ist in vielen Hinsichten einfach so unglaublich weit weg. Wenn man nicht da war, ist das alles einfach unverstellbar.

Zusammenfassung für jemand, der über ein indisches Semester nachdenkt.
Indien ist...
  • ... anders, verdammt anders als Deutschland, laut, bunt, wuselig, schrecklich nett, neugierig und gesellig (man ist NIE allein).
  • ... leider sehr dreckig.
  • ... nix für verwöhnte Wohlstandskinder, die Weinen, wenn die Dusche kalt ist.
  • ... sehr sicher, was Entführungen und Raubüberfälle angeht - das passiert Europäern hier nicht. Auch wenn manche Leute verdammt arm sind, sind sie alle sehr friedlich - außer es geht darum, wer zuerst in die S-Bahn kommt.
  • ... unsicher, was Straßenverkehr angeht.
Uni in Indien:
  • Klausuren - hier muss man arbeiten, um gute Noten zu kriegen, bestehen tut man schon, wenn man sich nicht total doof anstellt.
  • Arbeitsintensiv und Anwesenheitspflicht.
  • In einem Semester mehr Kollegen und Nachbarn zu Hause bei den Eltern besucht als in 9 Semestern in Deutschland. Inländische Mit-Studenten kennen lernen klappt hier ziemlich gut. Manchmal wird man als Freund empfangen, manchmal als Rockstar - blonde Menschen zu kennen kann prestigeträchtig sein.
Deutschland ist... (aus Sicht eines Inders)
  • ... unglaubich still. Kein Deckenventi und keine Klimaanlage am rappeln, kein Gehupe auf der Straße.
  • ... leer. Mit Ausnahme von einschlägigen Einkaufsmeilen in Großstädten laufen kaum Fußgänger an Straßen entlang.
  • ... kalt - nicht nur, was das Wetter angeht.

DAS AUSLANDSSEMESTER IN ZAHLEN

REISE, REISE
195 Tage in Indien
14 Tage in Nepal
9441 Fotos (alleine mit meiner Canon)
9 Fern-Bahnreisen
3 Schmalspurbähnchen
4 Flugreisen im Inland
1 Flugreise ins Ausland (Nepal)
8 Rollen Klopapier für Unterwegs
17 Vorlesungen geschwänzt

RIKSCHA (AUTO! AUTO!)
342 Rikschafahrten
1 Rikscha in Wasserpfütze ersoffen
2 Rikschas mit leerem Tank
165 mal falscher Preis
3 Party-Rikschas mit Bass-Anlage im Kofferraum
254 Rupien (4 Euro) für die teuerste Fahrt - 2 Stunden lang queeeer durch Mumbai

PINKE, PINKE
335416 Indische Rupien
29500 Nepalesische Rupien
6649,12 € unterm Strich für ALLES in 7 Monaten für eine Person, davon 584,47 € für Lufthansa, 1547,96€ Studiengebühren und 250€ fürs Visum.


LEUTE, LEUTE
6 Inder zu Hause bei den Eltern besucht - Danke für die Einladungen!
29 Indische Freunde auf Facebook, die internationalen Nachbarn nicht mitgezählt

UNI
98 Vorlesungen
3 Fächer
5 Klausuren

MEDIZIN und INSEKTEBEKÄMPFUNG
11 Impfungen
3 Arztbesuche im Hiranandhanhi Hospital
7 Flaschen DEET Anti-Mücken-Creme
1 Moskitonetz
1 Mückentennisschläger
3 Flaschen Baygon
1 Ameisenkreide
5 Nachfüllflaschen für den Verdampfer

VERSCHLEISS (Jan und Arne zusammen)
2 Festplatten mit Hitzeschaden
3 Rucksäcke verschimmelt
2 Rucksäcke durch Chemische Reinigung vom Schimmel befreit
1 Rucksack mit Löchern an die Putzmänner "gespendet"
2 unverschimmelte Rucksäcke verloren
1 Handy in der Rikscha liegen lassen
1 Kamera mit Bildschirmstörung
1 iPod mit Monsun-Wasserschaden
4 Paare Sandalen
1 Paar Joggingschuhe
1 Paar (schon vorher) löchrige Chucks

RADELN
100 Kilometern geradelt auf dem Campus in 14 Wochen Semester
6 neue Fahrrad-Bremsklötze
3 platte Reifen
2 Reifen - bis zum glatten Profil
6 verlorene Regenschirme

ESSEN & TRINKEN
147 Masala-Tschai
93 Parathas
23 Masala Dosa
132 Cracker
5 Liter Bier
4 mal BBQ Bation all you can eat
5 mal Spaghetti all you can eat
9 Pizza Hut Pizzas und Nudelteller
7 Domino Pizzas
23 KFC Zinger Chicken Meal
12 mal bei Mocha gewesen
20 Subway Sandwiches
4 Sizzler bei Yoko und Pop Tate's

INFRASTRUKTUR IM WOHNHEIM
24 Stromausfälle (bis zu 5 Stunden)
44 Internetausfälle (bis zu 10 Tage am Stück)

Haushaltsauflösung (DI 23.11.)

Das ging schneller als Gedacht... Eigentlich war ja der Plan, nach den Klausuren nochmal einen schönen Trip runter in den Süden nach Kerala zu machen und ne Runde mit nem Hausböötchen auf den Backwaters zu drehen.

Pünktlich am Nachmittag nach meiner letzten Klausur geht nochmal schön Fieber los - zusätzlich zu den üblichen Problemen die mein Bauch eh schon hatte. Nachdem der Arzt auch diesmal keine Proben nimmt, um einfach mal rauszufinden, was mit mir los ist rufe ich mal die nette Firma mit dem Kranich an, um zu Fragen, was denn der Spaß kostet, wenn ich meinen deutschen Hausarzt etwas früher sehen möchte...

Ergbnis der Anfrage: 100 Euro extra, und ich bin morgen früh in Frankfurt.
Ein Angebot, dem ich unter diesen Umständen nicht widerstehen kann.

Meine elektrische Mückenklatsche, mein WLAN-Modem, den Wasserkocher, die Ameisen-sicheren Tupperboxen, S-Bahnkarten und sonstiges noch nützliches Geraffel an die Nachbarn und unsere indischen Kumpel verschenken, die Schlappen versenken - und den sonstigen Inhalt des Kleiderschrank in meinen frisch-chemisch gewaschenen und entschimmelten Rucksack verstauen. Für mein Fahrrad krieg ich beim Fahrradhändler sogar noch 600 Rupien, obwohl das Hinterrad eine ziemlich hässliche Ecke bekommen hat und der Rahmen fast durchkorrodiert ist.

Hinterher reicht die Zeit dann doch nicht, um mich von allen Leuten zu verabschieden, denen ich noch gerne Tschüss gesagt hätte. Nach einer verdauungsbedingten ziemlich schlafbefreiten Nacht brauche ich immer wieder mal ein Nickerchen - und dazwischen fast den ganzen Tag um mein Zimmer leer zumachen - obwohl das gar nicht mal soooo viel Zeug war.

Abends um 11 steht mein Abschiedskomitee vor der Bude: Jan, Mehadi und Ankit haben ein Taxi für mich organisiert. Beim ausparken reißt der Fahrer fast noch das Zelt auf unsrerm Vorplatz ab - das hätte den Abschied wirklich nochmal abgerundet ;-)
Noch ein letztes Mal vorbei an den Campus-Kühen und Hunden...

Die Sicherheitsleute am Haupttor fragen uns, ob wir etwa Cumputer oder sonstige Instrumente dabei hätte... ich dachte, dass der "Exit-Pass" für Laptops abgeschafft worden wäre - ich sag einfach mal nö, damit mein MacBook nicht in Indien bleiben muss und werde durchgeweunken.

Die Baustelle der Mumbai-Metro in der Nähe vom Flughafen sieht immer noch so aus wie vor 3 Monaten. Der Mann mit der Flinte am Flughafeneingang lässt mich ohne allzu großes Zögern rein in die gute Stube, noch einmal meinem Abschiedskomitee zuwinken, 20m zum Lufthansa-Schalter, 5 Schalter niemand davor, sofort fertig mit Einschecken...

...und Waaaaaaaaartezeit Überbrücken....

... und abei noch einmal das Flughafenleben auf mich wirken lassen. Der Käptn von Autrian Airways sieht aus wie Florian Silbereisen, die Stewardessen haben knallrote Lacklederstiefel.

Und MasterCard wirbt dafür, wie unbezahlbar es ist, in eine andere Welt zu wechseln - ziemlich genau das, was ich gerade vorhabe.

An der Flugzeugtür begrüßt mich eine blonde Frau mit "Hallo, guten Morgen!" und in der Kabine hängen schon die Adventskränze an den Wänden.

Irgendwie mag Lufthansa den Iran und den Irak nicht. Diesmal nehmen wir die Nordumgehung über Pakistan, Afghanistan, Turkmenistan, Kaspisches Meer, Nördlich vom Kaukasus durch Russland, über die Krim in die Ukraine - über Krakau fasse ich das erste Mal seit langem wieder essen an - es gib Rührei mit Kartoffeln und Tomaten zum Frühstück - kleine Ehrenrunde über Offenbach, einmal dem Grenzschutz freudestrahlend "Guten Morgen" zugerufen - und ich bin wieder zu Hause.
Schon über Nordafghanistan sehe ich die Dämmerung als rote Streifen am Horizont - aber die Sonne kommt bis Frankfurt nicht über den Horizont - wir fliegen ihr die ganze Zeit weg.

Draußen steht schon Basti mit seinem Auto. 3°C vor der Tür sind schon ein kleiner Schlag in die Fresse, wenn man ein halbes Jahr fast nur bei konstant 30°C gelebt hat.

Mein nächstes Ziel klingt für Leser eigentlich nicht so gut - ich freu mich aber schon riesig darauf: Die Tropenklinik in Heidelberg. Juhuu!

TATA Spezial - und Gemischtes zum Schluss


Ja, wir waren wirklich da - und wir haben fleißig Fotos geschossen, während wir uns, wie hier in Delhi auf der Chandni Chowk.

TATA Spezial

Tata ist bei uns durch den niedrig bepreisten Kleinwagen "Nano" bekannt geworden. Tatsächlich verbirgt sich dahinter ein "ACME"-Konzern der so ziemlich alles herstellt. Air India fing 1932 mit dem Namen "Tata Aviation Service" an, bis sie 1946 umbenannt wurde. Hier ein paar Produkte aus dem weiten Spektrum:


Der Klassiker: ein Tata-Bus. Hier im Einsatz als Linienbus der staatlichen Busfirma auf der Bundesstraße von Kalka nach Shimla während der Pinkelpause.


Tata-Tee im Supermarktregal. Es gibt auch Tata-Salz...


...und Tata-Mineralwasser. Im Gegensatz zu den meisten Produkten nicht aus komischem Wasser rückwärts-osmotisiert, UV-bestrahlt und und und - sondern schon sauber gewesen, als man es aus dem Boden gepumpt hat, irgendwo im Himalaya.


Ein Tata-Telefon in unserem Hotelzimmer in Kolhapur.


KONSERVATIVE FRAUENROLLEN



Life as you love it - alles was die (Haus)-Frau glücklich macht. Mikrowelle, Bügeleisen, Mixer... ein Traum, oder?


Kostenlose SMS auf dein Handy, wenn deine Frau zu viel Klamotten gekauft hat - praktisch, oder? Aber die Sparkasse hätte wohl Alice Schwarzer an den Hacken, wenn die auch sone Werbung machen würden.

SICHERHEIT
Ein Menschenleben ist in Indien weniger Wert als anderswo. Genauer gesagt: Hier wird weniger Geld ausgegeben, um gewissen Sicherheiten zu vergrößern, was viele (tödliche) Unfälle verhindern würde. Und manchmal wird einfach ohne nachzudenken über die Gleise gerannt, auf dem Dach der S-Bahn gefahren, oder eben so:


Normalerweise wird auf Gasflaschen, wenn man sie gerade nicht braucht, eine recht robuste Sicherheitskappe draufgeschraubt - beim Transport sowieso... Wenn der Fahrer das Ventil an einer Straßenecke abreißt, geht seine Rikscha wohl ziemlich gut ab.

Gespräche mit Indern zum Thema Sicherheit im Straßenverkehr

  • "Indische Autos kann man nicht nach Europa exportieren. Das ist doch bestimmt wegen Wirtschafts-Protektionismus."
  • "Nein. Das ist wegen den Sicherheitsbestimmungen und Abgasnormen."
  • "Unsere Autos sind doch nicht unsicherer..."
  • "Naja, sie haben keine Airbags und kein ABS"
  • "Einen Autounfall überlebt man eh nicht - also wozu anschnallen oder Airbags? Und was ist eigentlich ABS? noch nie gehört."
(Das sagen Studenten der großen Elite-Ingenieursschmiede des Landes...)

  • "60km Tunnel in den Alpen. da krieg ich Angst."
  • "Wieso"
  • "Der stürzt doch ein"
  • "Wieso?"
  • "Das machen Tunnel doch immer wieder..."
  • "Nö. nicht in Europa."

HYGIENE & GESUNDHEITSSYSTEM

In einem Buch von Terry Pratchett, habe ich diese Zeilen gefunden, die mein Heimweh wie einen Nagel auf den Kopf treffen.

Jemand fragt einen sehr alten Mann mit viel Lebenserfahrung und ohne Zähne:

  • Mongol general: "What is best in life?"
  • Cohen, the barbarian: "Hot water, good dentisht and shoft toilet paper."
Deutsche Übersetzung:
  • "Was ist das Beste, was man im Leben haben kann?"
  • "Warmes Wasser, einen guten Zahnarzt und weiches Klopapier!" (vernuschelt)

...um das nochmal klarzustellen: Was man so über indische Sanitäre Anlagen hört ist kein Vorurteil.

Im Zweifelsfall kommt man schneller an eine Pizza von Domino's als an einen Krankenwagen.
Hab da eine sehr unschöne Szene auf der Straße gesehen - überall standen Leute rum. In der Mitte lag jemand ziemlich kaputtes und ein Motorrad - aber kein Arzt weit und breit und keine Sirene von einem Krakenwagen zu hören - geschweige denn das beruhigende Geknatter eines Hubschraubers.

Hier, wo ich zum einen viele Inder und Leute aus Äthiopien und dem Iran kennen gelernt habe werden gewisse Standards, die ALLE von zu Hause kennen ziemlich relativiert...

Foto von deutscher Metzgerei gezeigt - natürlich mit Kühltheke
  • "Fleisch aus der Kühltheke - ne besser nicht kaufen, da weiss man nicht wie alt das schon ist"




In indischen Städten allgegenwärtig: Der Müll, der einfach achtlos auf die Straße geschmissen wird. Hier eine besonders schön dekorierte Ecke in Kalkutta.



Kuh / Schwein / Eier-Vegetarier

Eines wichtigsten Rituale des Hinduismus, das Niederknien und beten vor Statuen könnte man glatt als Verstoß gegen das 2. Gebot "Du sollst dir kein Bildnis machen" auslegen.
"Love marriage" klingt für viele hier so unglaublich wie die "Arranged Marriage" für uns. Einer von meinen indischen Freunden versucht, seine Freundin, die er schon 10 Jahre kennt und mit der er schon 5 Jahre zusammen ist zu heiraten. Seine Eltern finden das in Ordnung - für ihre Eltern geht das gar nicht... Die wissen aber nix davon. Lösung: Mit Hilfe seiner Eltern die "richtige Hochzeit" arrangieren, was nicht einfach ist, weil die Kasten nicht ganz 100%ig passen.


Hartz IV vs Wohnheim


Schon meine Bude im Kullen ist mit 17 Quadratmetern plus Küchenmitbenutzung deutlich unter Hartz IV-Niveau... und irgendwie leben trotzdem 16 glückliche Studenten auf meiner Etage ohne jeden Tag über die Größe der Bude zu meckern...
Hier in Indien habe ich den Luxus eines Einzelzimmers, den meine indischen Mit-Studenten erst nach mehreren Jahren auf dem Campus bekommen und habe ein kleineres Zimmer als im Kullen - und vor meinem Fenster hinter dem Zaun stehen Wellblechhütten... und ich erzähle meinen indischen Kollegen, das wir, wenn wir jetzt in Deutschland arbeitslos wären, uns in eine weit bessere Wohnung einklagen könnten mit 45 Quadratmeter Fläche, sauber schließenden Fenstern, Heizung einem sauberen Badezimmer mit warmer Dusche...
...uns geht's schon gut in Deutschland. Ich weiss nur nicht genau, ob ich mit 359€ Eckregelsatz pro Monat bei deutschen Preisen wirklich über die Runden käme.


Umweltschutz

Die Selbstverständlichkeit, mit der Abwässer in Flüsse und Meer geleitet werden ist schon erstaunlich, erklärt aber einiges.
  • "Indutrie ist gerne am Fluss oder Meer, da kann man abwässer einfach loswerden"
lernt man in "Environmental Impact Assesment" als einfache Tatsche


Unverständnis - Keine Disziplin

Hier, wo der Führerschein einfach nur ein Stück Papier ist, dass man sich nur kaufen braucht (aus indischer Quelle...) kann man an die Ordnung im Straßenverkehr keine hohen Ansprüche stellen.
Das gleiche gilt für Warteschlangen. Wenn du am Fahrkartenschalter einmal kurz nicht voll bei der Sache bist, steht plötzlich noch einer vor dir. Ich hab es nicht ausprobiert - aber um den wieder da wegzukriegen muss man entweder sehr laut oder handgreiflich werden.
Wenn man Vordrängler an der Essensausgabe nach hinten schickt, kapieren die nicht wieso - einfach normal anstehen gehört nicht dazu.
Am Eismann mussten wir mal wirklich sehr laut rufen "Would you please serve my brother first, so we can have the ice toghether before mine melts?"


Selber machen!

Wegen der unglaublich niedrigen Löhne für Handwerker macht ein Inder, der ein Haus und ein bisschen Geld hat, eigentlich keinen Handschlag selber. Häufig sind Decken voll mit Stuck. Aus der Mode gekommen ist das in Deutschland nie wirklich, es will aber keiner mehr den Stuckateur bezahlen.
Sein Fahrrad würde niemand selber flicken, der mal eben 50 Cent für die Werkstatt übrig hat. Die Montagegebühr für neue Bremsklötze im Kaufpreis von vielleicht einem Euro schon inbegriffen.
  • "Bei uns zu Hause muss man alles selber machen. Zimmer streichen, reifen Wechseln - hier sagt man dem hausi, dass man ne neue Glühbirne braucht, und der schickt dann einen Elektriker vorbei"
  • "Ja, was machen die denn bei euch im deutschen Wohnheim dagegen, dass sich die Leute, Glühbrinen aus den Gemeinschaftsröumen klauen?"
  • "Das macht man bei uns eigentlich nicht."

Montag, 22. November 2010

Lernphase - die Letzte !?!

3 Klausuren trennen mich (neben diversen Studien/Diplomarbeiten) noch vom Diplom - na dann mal los.

Erste Runde: Professor Sanjeev Chaudari's (Ab)wasserbehanldung - das läuft. Ein bisschen vorher im Buch gelesen und gut vorbereitet gewesen...

Zweite Runde: Professor Sethi's Luftverschmutzungs-Wissenschaften. Eigentlich wurde die Klausur einen Monat vorher von der Hochschulverwaltung in unseren Kerala-Trip rein verlegt - aber der Prof meinte: storniert eure Tickets ersmtal nicht, wir regeln das irgendwie. Jan und ich durften dann zum ursprünglichen Termin schreiben, in einem schönen Zimmer mit Klimaanlage - herrlich!
Ein paar Berechungen zum Thema Sichtweite in Nebel und Sinkgeschwindigkeiten wie in Mechanisher verfahrenstechnik. Alles kein Problem.

Dritte Runde: Das indische Pendant zu CVT2 - allerdings beschränkt auf theoretische, mathematische Spielereien zu Konzentraionsgradienten in dünnen Schichten in Mehrphasenreaktoren - das war nix für mich. Ich murkse son bisschen rum und hoffe, dass der Quatsch den Prof nicht dazu veranlasst, mich durchfallen zu lassen...

Shimla

Damit unser Gasgeber Ankit auch noch ein bisschen Zeit für sich hat, machen wir von Karnal aus einen Trip nach Shimla.
Shimla war zu britischer Kolonialzeit die Sommer-Hauptstadt der indischen Kolonie - in Kalkutta bzw. Delhi wollten die Briten vor Erfindung der Klimanlage im Sommer nicht regieren. Die Hitze hält ja auch kein Schwein aus. Shimla ist nicht mehr so wirklich indisch - keine einzige Kuh auf der Straße!


Wir resisideren in diesem Laden.


Shimla liegt auf/an den Hängen eines 2500m hohen "Hügels". Unser Wetter hier: 15°C bei perfekt-klarem, absolut wolkenlosen Himmel. Hier holen wir die Jahreszeit, die man bei uns Herbst nennt innerhalb von 3 Tagen nach.


Tschööööörtsch! Die Briten haben da mal was gebaut.



Die schneebedeckte Bergkette, die China von Indien trennt ist eigentlich noch über 100km weg, sieht aber nicht so weit weg aus - die Luft ist hier oben einfach verdammt klar und die Berge so um die 6000m hoch.

Im großen Ganzen passiert hier nix besonderes. Jan und ich gammeln einfach ein bisschen rum, laufen auf den "Jakhoo-Hill", der das Ortszentrum um 250m überragt. Wir sind noch deutlich schneller als die "test your fitness"-Tafel für sehr fitte junge Menschen veranschlagt. Gut zu wissen, dass unsere Kondtion nicht komplett in Deutschland gebelieben ist.
Oben den Affen beim Hüpfen in den Nadelbäumen zugesehen und einen Tee getrunken...


Die Kühlschränke können hier laufen. Ich würd mir ja sorgen um meinen Frühstücksjoghurt machen... wer weiss, ob der noch am nächsten Morgen da ist?


So Putzt man hier Fenster.


Unten machen wir von der Momo-Happy-Hour von 3 bis 6 machen wir an 3 Tagen hintereinander Gebrauch.


Die Sonne geht unter...


Für die Rückfahrt organisieren wir uns Fahrkarten für den Abendzug runter nach Kalka.
Auf den kleine Klapperbus von der Hinfahrt, der für die 120 Straßenkilometer 6 Stunden brauchte und das trotz fragwürdiger Fahrweise auf der kurvigen Bergstraße hatten wir keine Lust mehr.

Hier am Bahnhof hat alles seine Ordnung. Blümchen Pflücken verboten.

Eigentlich hält unser Nachtzug noch in Ankit's Stadt - um 3 Uhr morgens. Das wollen wir ihm und uns nucht antun und fahren einfach bis Delhi weiter und drehen da noch eine Runde, bis Mittags unser Zug zurück nach Karnal fährt.


Am Qutab Minar haben wir uns in einem archäoilogischen Park "verlaufen" - fast niemand da, wir erkunden das Ganze einfach mal ein bisschen.


Alte Gemäuer...


Der neue Lotustempel

Diwali bei Ankit in Karnal, Haryana, Nord-Indien

Ankit kennen wir schon seit unserem ersten Tag in Indien. Eigentlich hat er uns schon vor Monaten zu seinen Eltern nach Hause eingeladen - aber seinem Bruder war zu der Zeit gesundheitlich ziemlich platt und musste in die Vorlesungen gehen. Sein Prof hätte ihn sonst einfach durchfallen lassen. Sone schöne Fachschaft oder einen AStA, der Profen fragt, ob sie wirklich wollen, dss Leute trotz 40 Fieber auf allen vieren in den Hörsaal kriechen... naja, gibt's am IIT noch nicht, aber es gibt erste Gerüchte, dass demnächst ein Studierendenparlament gegründet werden soll, weil die Studentenunfreundlichen Regelungen gerade etwas überhand nehmen.

DIE ANREISE

Ankit kriegt noch einen Überraschungstermin von seinem Prof für ne Präsentation - gerade so spät, dass wir den gebuchten Zug um 2 Stunden verpasst hätten. Also schnell Zug storniert und Flug gebucht - andere Zugtickets kriegt man nicht mehr, wenn kurz vor Diwali auch die Wartelisten für die Holzklasse geschlossen wurden. So kommen wir auch in den Genuss der echten Air India, die uns auf dem Flug von Mumbai nach Shanghai in Delhi absetzt. Auf meiner Bordkarte steht "Huckejheim". Die Frau im Reisebüro hatte uns eigentlich verpsrochen, den Rechtschreibfehler in unserem Namen noch zu korrigieren... Auf dem Weg zum Flieger müssen wir durch die Grenzkontrollen und in Delhi wieder - ohne dass man wirklich in unsere Pässe guckt.


Mein Tipp für alle, die nach Indien rein oder raus wollen ohne Pass: einfach ne Bordkarte mit falschem Namen für einen Inlandsflug, der am internationalen Terminal abgefertigt wird. Einfach den Grenzern irgendwas mit "Domestic" zunuscheln, oder einfach an einem unbesetzten Tresen in Delhi durchgehen - Ankit ist in keiner Weise behelligt worden, als er einfach so rausging, wieder reinging, als er sah, dass wir noch in der Schlange stehen - und am versteckten Spezial-Schalter wieder raus... soso und die haben Panik vor Terroristen aus Pakistan.

Ansonsten hat Jan noch eine Ketchup-Explosion vom Hintermann in den Nacken bekommen und während er auf dem Klo zum Hemdwaschen war, wurde noch eine Tasse Tee in seinem Sitz versenkt. Flugbegleiterinnen bei Air India haben echte Saris als Uniform, die Fenster draußen haben Schnörkel - bis jetzt die einzige Fluggeselschaft, wo man an Bord sieht, dass sie indisch ist.

Mit dem Bus, der vom seit einem Monat geschlossenen alten internationalen Terminal 2 abfährt - auf die Idee muss man erstmal kommen - zur nächstbesten Metrohaltestelle, mit diesem Gefährt, das immer noch so aussieht wie von einem anderen Stern in die Innenstadt geschwebt und Parathas gefuttert. Yummy!


Danach zum Bushof am Kashmere-Gate, der gerade ein bisschen Baustelle ist. Die Telefonzelle tut es gerade nicht mehr.


Neben diesem netten Mann mit dem Presslufthammer erwartet uns ein ähnlich rapperliger Bus, mit dem wir dann über die indische Autobahn NH1 nach Norden rollen. Natürlich nicht ohne Hupen. Unser Weg ist gesäumt von vielen kleinen rauchenden Schlpoten und hier und da ein LKW, der auf dem Dach im Straßengraben liegt.


Die letzten Meter von der Autobahn in Ankit's Wohnzimmer legen wir einer Fahrradrikscha zurück. Die Familie kann gar nicht abergläubisch sein. Hausnummer 1313 in Sektor 13, Postleitzahl fängt auch mit 13 an.

FAMILIENLEBEN

Ankit's Eltern haben das Land noch nie verlassen, sind aber, wenn man so will, schon ziemlich westlich geprägt. Hier essen wir das erste mal Gleichzeitig mit einer Hausfrau in einem Zimmer. Auch Papa holt schonmal das Essen aus der Küche - und ihm würde ich in Deutschland auch meine Autoschlüssel in die Hand geben - der Mann fährt unglaublich anti-halsbrecherusch-vernünftig. Das hatte ich in Indien auch noch nicht.
Er hat DEN indischen klingelton auf seinem Handy: "Hare Krishna". Jan lässt sich den per Bluetooth auf sein Handy kopieren. Wenn sein Handy gerade nicht klingelt, singt Papa Mittal das auch einfach gerne beim Fahren :-)

Das Haus ist für indische Verhältnisse ungewöhnich ruhig - die beiden Söhne studieren und sind meistens in Mumbai. Sonst trafen wir in indische Wohnzimmer fast immer auf Nachwuchs im Kindergarten- bis Schulalter, der so ein bisschen Leben in die Bude brachte.

Alles in allem ist unser "Urlaub" in Karnal der entspannteste Familienbesuch. Wenn ich satt bin, werde ich nicht mehr mit Bergen von Chapati überhäuft und ich darf mir sogar selber Gläser mit Wasser aus der Küche holen, wenn ich Durst habe ;-) Und wenn ich einfach auf der Couch gammele, lässt man mich hier gammeln ohne 10 Minuten nach dem Mittagessen Keks-Familienpackungen vor mir auzureissen. HERRLICH!

EIN NEUER MORGEN, EINE NEUE SORTE PFANNEKUCHEN

Zum Frühstück gibt's hier Parathas. Im Prinzip Pfannekuchen, unter anderem mit Weizen- und Kichrebsenmehl, frische Kräütern aus dem Hinterhof, und täglich wechselndem Gemüse - aber ohne Ei. Das ganze ohne Öl auf einer kleinen Pfanne auf dem Gasherd braten.


Ankit's Mama steht in der Küche und macht Frühstück.


Das sind nur die wichtigsten Gewürze - die Kräuter werden immer frisch von der Pflanze gezupft.

DIWALI - VORBERIETUNGEN

Hier in der Gegend ist Diwali DAS große Familienfest - wie Weihnachten bei uns. Besuch hatte die Familie zu dem Fest noch nicht von Familien-Fremden - erst nachdem die Großeltern das abgenickt hatten, bekamen wir grünes Licht.


Auch hier beleuchtet man gerne sein Haus zum Fest.


Traditionell macht man das mit kleinen Öllampen - kleine Tonschale mit Docht drin.
Heutzutage arbeitet man hier auch sehr gerne mit der elektrischen Lichterkette. Das betrifft hier aber eher die Fassade als Weihnachtsbäume.
Sieht richtig hübsch aus bei Nacht!


Wir hatten auch das Vergnügen, an dem Beleuchtungskonzept für das Haus mitzuarbeiten. Hier haben wir Ankit's Kumpel in eine Lichterkette eingewickelt - uns aber dann doch nicht getraut, ihn auch einzusteckern.


Ankit wirft eine Lichterkette über den Balkon. Ahoi!


Ein Gruppenfoto mit der ganzen Familie nach getaner Arbeit.


Die Nachbarn mögen lieber rote Lichterketten.


Wie Weihnachtsbaum schmücken, aber bei den Verkabelungen hat man hier doch etwas mehr Freiheiten.

Hier kann man auch schonmal 3 Kabel an einen Stecker tüddeln oder Kabel ohne Stecker in der Wand versenken. Ja, auch hier kommen 230 Volt aus der Dose - aber das macht ja nix, wenn alle wissen, dass man die Finger von den Drähten lässt, wenn die Lichter an sind.


Ganz fest dazu gehört hier auch die Knallerei - wie Silvester bei uns, nur ein bisschen anders. Die Böller sind hier lauter, die Vulkane größer und die Zündschnuren schneller. Wir lassen mal die Finger davon, denn nicht alles was aussieht wie ein Vulkan geht auch so hoch wie ein Vulkan - "Kabumm!".


Aber dieser Mann hat keiner Furcht. 2 Meter hoch und stemmig wie ein Bär. In seiner hat ein Böller von "Pakistanischer Qualität".
Leider nicht hier gesehen, aber Ali wurde in Pune etwas angeboten: "Oh you from Arabia?, I have special for you: Saddam Cracker!"


Ankit schreibt seinen Namen mit einem bengalischen Feuer - kann keiner lesen, sieht aber schön aus.



DIWALI POOJA


Natürlich gehen Hindus zu Diwali nicht in die Kirche, dafür trifft man sich an einer Art Denkmal für vor über einem Jahrtausend verstorbene Vorfahren, das irgendwo im Kornfeld steht.


Hier treffen wir auch auf die Omas. Die sind beide noch ziemlich fit und würden auch im Hühnerstall Motorrad fahren, wenn man sie denn lassen würde.


Von Familientempel geht's weiter zu diesem Dorftempel. Die Kuh, die hier links neben dem Eingang steht ist auch nicht doof und versucht dann und wann auch mal in den Tempel zu kommen, um sich mal die Opfergeben näher anzusehen. Wenn sie dann so quer auf der Treppe steht kommt niemand mehr raus. Kinder treten ihr schonmal in die Schnauze, sie macht aber keinen Platz. Oma Mittal macht eine einfache Hand-Wink-Bewegung und das Vieh macht Platz. Mit ihr legt sich keiner an.


Ankit's Papa sitzt in seinem Chefsessel. Nachdem wir in seinem Büro Öllampen und Kerzen verteilt haben und mit dem Mitarbeiter eine Art Express-Diwali Feier hatten, geht es zu Mittals nach Hause, wo die eigneltiche "Diwali-Pooja" stattfindet.


Das funktioniert so: Vor 2 Bildnissen von 2 Göttern (Ganesh und Krishna) werden Opfergaben aufgestellt. Bei den Liedern auf Hindi konnten wir leider nicht mitsingen - das Gesangbuch konnten wir nicht lesen. Nach dem Gesang tröötet Ankit's Papa mit einer zur Trompete umgebauten Meeresschnecke. Dann kommt das Beste: Wir dürfen den Göttern ihre Süßigkeiten und Früchte aufessen :-) Wie Weihnachten dreht sich auch bei Diwali dann eigentlich doch wieder alles ums Essen ;-)

BBQ Nation

Hier waren wir schon länger nicht mehr - kurz vor Semsterende gehen wir mit Ankit und Shrikanth nochmal richtig schön ein paar Hühner und andere arme Kreaturen auf den Grill legen.

Wegen recht hoher Nachfrage muss man den Laden immer ein paar Tage vorher reservieren und um Himmels Willen am Nachnittag vor dem großemn Fressen erreichbar sein - die glauben einem erst, dass man kommt, wenn man den Hörer abnimmt und sagt "Jan, ich komm' wirklich".


Über den Eingang haben die sich gerade einen extra großen Grill gestellt, denn zur Zeit feiert BBQ Nation ein "BBQ Festival" - was auch sonst... ist irgendeine besondere Aktion. Außer der Deko fällt mir aber nur das Hasengulasch auf, das es sonst nicht gab.


Das Essen kommt hier am Spieß und wird einem auf den Grill in der Tischmitte gelegt. Der Chefkoch grillt das Fleisch eigentlich schon in der Küche über dem Feuer, so dass es gar nicht mehr roh an den Tisch kommt...


...aber irgendwie ist so ein eigener Grill auf dem Tisch schon eine vernünftige Einrichtung.


Aus den Blättern, die unter den Tellern lagen kann man ganz tollen Flieger basteln. Nein, es gab keinen Alkohol an diesem Abend, nur Virgin-Collada - wir haben uns aber überfressen.

Bei Interesse: Der Laden gehört zu einer Kette, die in vielen großen Städten Indiens Filialen hat. DIE WEBSITE