Ankit kennen wir schon seit unserem ersten Tag in Indien. Eigentlich hat er uns schon vor Monaten zu seinen Eltern nach Hause eingeladen - aber seinem Bruder war zu der Zeit gesundheitlich ziemlich platt und musste in die Vorlesungen gehen. Sein Prof hätte ihn sonst einfach durchfallen lassen. Sone schöne Fachschaft oder einen AStA, der Profen fragt, ob sie wirklich wollen, dss Leute trotz 40 Fieber auf allen vieren in den Hörsaal kriechen... naja, gibt's am IIT noch nicht, aber es gibt erste Gerüchte, dass demnächst ein Studierendenparlament gegründet werden soll, weil die Studentenunfreundlichen Regelungen gerade etwas überhand nehmen.
DIE ANREISEAnkit kriegt noch einen Überraschungstermin von seinem Prof für ne Präsentation - gerade so spät, dass wir den gebuchten Zug um 2 Stunden verpasst hätten. Also schnell Zug storniert und Flug gebucht - andere Zugtickets kriegt man nicht mehr, wenn kurz vor Diwali auch die Wartelisten für die Holzklasse geschlossen wurden. So kommen wir auch in den Genuss der echten Air India, die uns auf dem Flug von Mumbai nach Shanghai in Delhi absetzt. Auf meiner Bordkarte steht "Huckejheim". Die Frau im Reisebüro hatte uns eigentlich verpsrochen, den Rechtschreibfehler in unserem Namen noch zu korrigieren... Auf dem Weg zum Flieger müssen wir durch die Grenzkontrollen und in Delhi wieder - ohne dass man wirklich in unsere Pässe guckt.
Mein Tipp für alle, die nach Indien rein oder raus wollen ohne Pass: einfach ne Bordkarte mit falschem Namen für einen Inlandsflug, der am internationalen Terminal abgefertigt wird. Einfach den Grenzern irgendwas mit "Domestic" zunuscheln, oder einfach an einem unbesetzten Tresen in Delhi durchgehen - Ankit ist in keiner Weise behelligt worden, als er einfach so rausging, wieder reinging, als er sah, dass wir noch in der Schlange stehen - und am versteckten Spezial-Schalter wieder raus... soso und die haben Panik vor Terroristen aus Pakistan.
Ansonsten hat Jan noch eine Ketchup-Explosion vom Hintermann in den Nacken bekommen und während er auf dem Klo zum Hemdwaschen war, wurde noch eine Tasse Tee in seinem Sitz versenkt. Flugbegleiterinnen bei Air India haben echte Saris als Uniform, die Fenster draußen haben Schnörkel - bis jetzt die einzige Fluggeselschaft, wo man an Bord sieht, dass sie indisch ist.
Mit dem Bus, der vom seit einem Monat geschlossenen alten internationalen Terminal 2 abfährt - auf die Idee muss man erstmal kommen - zur nächstbesten Metrohaltestelle, mit diesem Gefährt, das immer noch so aussieht wie von einem anderen Stern in die Innenstadt geschwebt und Parathas gefuttert. Yummy!
Danach zum Bushof am Kashmere-Gate, der gerade ein bisschen Baustelle ist. Die Telefonzelle tut es gerade nicht mehr.
Neben diesem netten Mann mit dem Presslufthammer erwartet uns ein ähnlich rapperliger Bus, mit dem wir dann über die indische Autobahn NH1 nach Norden rollen. Natürlich nicht ohne Hupen. Unser Weg ist gesäumt von vielen kleinen rauchenden Schlpoten und hier und da ein LKW, der auf dem Dach im Straßengraben liegt.
Die letzten Meter von der Autobahn in Ankit's Wohnzimmer legen wir einer Fahrradrikscha zurück. Die Familie kann gar nicht abergläubisch sein. Hausnummer 1313 in Sektor 13, Postleitzahl fängt auch mit 13 an.
FAMILIENLEBENAnkit's Eltern haben das Land noch nie verlassen, sind aber, wenn man so will, schon ziemlich westlich geprägt. Hier essen wir das erste mal Gleichzeitig mit einer Hausfrau in einem Zimmer. Auch Papa holt schonmal das Essen aus der Küche - und ihm würde ich in Deutschland auch meine Autoschlüssel in die Hand geben - der Mann fährt unglaublich anti-halsbrecherusch-vernünftig. Das hatte ich in Indien auch noch nicht.
Er hat DEN indischen klingelton auf seinem Handy: "Hare Krishna". Jan lässt sich den per Bluetooth auf sein Handy kopieren. Wenn sein Handy gerade nicht klingelt, singt Papa Mittal das auch einfach gerne beim Fahren :-)
Das Haus ist für indische Verhältnisse ungewöhnich ruhig - die beiden Söhne studieren und sind meistens in Mumbai. Sonst trafen wir in indische Wohnzimmer fast immer auf Nachwuchs im Kindergarten- bis Schulalter, der so ein bisschen Leben in die Bude brachte.
Alles in allem ist unser "Urlaub" in Karnal der entspannteste Familienbesuch. Wenn ich satt bin, werde ich nicht mehr mit Bergen von Chapati überhäuft und ich darf mir sogar selber Gläser mit Wasser aus der Küche holen, wenn ich Durst habe ;-) Und wenn ich einfach auf der Couch gammele, lässt man mich hier gammeln ohne 10 Minuten nach dem Mittagessen Keks-Familienpackungen vor mir auzureissen. HERRLICH!
EIN NEUER MORGEN, EINE NEUE SORTE PFANNEKUCHENZum Frühstück gibt's hier Parathas. Im Prinzip Pfannekuchen, unter anderem mit Weizen- und Kichrebsenmehl, frische Kräütern aus dem Hinterhof, und täglich wechselndem Gemüse - aber ohne Ei. Das ganze ohne Öl auf einer kleinen Pfanne auf dem Gasherd braten.
Ankit's Mama steht in der Küche und macht Frühstück.
Das sind nur die wichtigsten Gewürze - die Kräuter werden immer frisch von der Pflanze gezupft.
DIWALI - VORBERIETUNGENHier in der Gegend ist Diwali DAS große Familienfest - wie Weihnachten bei uns. Besuch hatte die Familie zu dem Fest noch nicht von Familien-Fremden - erst nachdem die Großeltern das abgenickt hatten, bekamen wir grünes Licht.
Auch hier beleuchtet man gerne sein Haus zum Fest.
Traditionell macht man das mit kleinen Öllampen - kleine Tonschale mit Docht drin.
Heutzutage arbeitet man hier auch sehr gerne mit der elektrischen Lichterkette. Das betrifft hier aber eher die Fassade als Weihnachtsbäume.
Sieht richtig hübsch aus bei Nacht!
Wir hatten auch das Vergnügen, an dem Beleuchtungskonzept für das Haus mitzuarbeiten. Hier haben wir Ankit's Kumpel in eine Lichterkette eingewickelt - uns aber dann doch nicht getraut, ihn auch einzusteckern.
Ankit wirft eine Lichterkette über den Balkon. Ahoi!
Ein Gruppenfoto mit der ganzen Familie nach getaner Arbeit.
Die Nachbarn mögen lieber rote Lichterketten.
Wie Weihnachtsbaum schmücken, aber bei den Verkabelungen hat man hier doch etwas mehr Freiheiten.
Hier kann man auch schonmal 3 Kabel an einen Stecker tüddeln oder Kabel ohne Stecker in der Wand versenken. Ja, auch hier kommen 230 Volt aus der Dose - aber das macht ja nix, wenn alle wissen, dass man die Finger von den Drähten lässt, wenn die Lichter an sind.
Ganz fest dazu gehört hier auch die Knallerei - wie Silvester bei uns, nur ein bisschen anders. Die Böller sind hier lauter, die Vulkane größer und die Zündschnuren schneller. Wir lassen mal die Finger davon, denn nicht alles was aussieht wie ein Vulkan geht auch so hoch wie ein Vulkan - "Kabumm!".
Aber dieser Mann hat keiner Furcht. 2 Meter hoch und stemmig wie ein Bär. In seiner hat ein Böller von "Pakistanischer Qualität".
Leider nicht hier gesehen, aber Ali wurde in Pune etwas angeboten: "Oh you from Arabia?, I have special for you: Saddam Cracker!"
Ankit schreibt seinen Namen mit einem bengalischen Feuer - kann keiner lesen, sieht aber schön aus.
DIWALI POOJANatürlich gehen Hindus zu Diwali nicht in die Kirche, dafür trifft man sich an einer Art Denkmal für vor über einem Jahrtausend verstorbene Vorfahren, das irgendwo im Kornfeld steht.
Hier treffen wir auch auf die Omas. Die sind beide noch ziemlich fit und würden auch im Hühnerstall Motorrad fahren, wenn man sie denn lassen würde.
Von Familientempel geht's weiter zu diesem Dorftempel. Die Kuh, die hier links neben dem Eingang steht ist auch nicht doof und versucht dann und wann auch mal in den Tempel zu kommen, um sich mal die Opfergeben näher anzusehen. Wenn sie dann so quer auf der Treppe steht kommt niemand mehr raus. Kinder treten ihr schonmal in die Schnauze, sie macht aber keinen Platz. Oma Mittal macht eine einfache Hand-Wink-Bewegung und das Vieh macht Platz. Mit ihr legt sich keiner an.
Ankit's Papa sitzt in seinem Chefsessel. Nachdem wir in seinem Büro Öllampen und Kerzen verteilt haben und mit dem Mitarbeiter eine Art Express-Diwali Feier hatten, geht es zu Mittals nach Hause, wo die eigneltiche "Diwali-Pooja" stattfindet.
Das funktioniert so: Vor 2 Bildnissen von 2 Göttern (Ganesh und Krishna) werden Opfergaben aufgestellt. Bei den Liedern auf Hindi konnten wir leider nicht mitsingen - das Gesangbuch konnten wir nicht lesen. Nach dem Gesang tröötet Ankit's Papa mit einer zur Trompete umgebauten Meeresschnecke. Dann kommt das Beste: Wir dürfen den Göttern ihre Süßigkeiten und Früchte aufessen :-) Wie Weihnachten dreht sich auch bei Diwali dann eigentlich doch wieder alles ums Essen ;-)