Hurra! Mein eigener Internet-Anschluss geht wieder...
ich kann beim Arbeiten wieder Radio hören und die Bilder hierhin hochladen macht so auch mehr Spaß.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

TATA Spezial - und Gemischtes zum Schluss


Ja, wir waren wirklich da - und wir haben fleißig Fotos geschossen, während wir uns, wie hier in Delhi auf der Chandni Chowk.

TATA Spezial

Tata ist bei uns durch den niedrig bepreisten Kleinwagen "Nano" bekannt geworden. Tatsächlich verbirgt sich dahinter ein "ACME"-Konzern der so ziemlich alles herstellt. Air India fing 1932 mit dem Namen "Tata Aviation Service" an, bis sie 1946 umbenannt wurde. Hier ein paar Produkte aus dem weiten Spektrum:


Der Klassiker: ein Tata-Bus. Hier im Einsatz als Linienbus der staatlichen Busfirma auf der Bundesstraße von Kalka nach Shimla während der Pinkelpause.


Tata-Tee im Supermarktregal. Es gibt auch Tata-Salz...


...und Tata-Mineralwasser. Im Gegensatz zu den meisten Produkten nicht aus komischem Wasser rückwärts-osmotisiert, UV-bestrahlt und und und - sondern schon sauber gewesen, als man es aus dem Boden gepumpt hat, irgendwo im Himalaya.


Ein Tata-Telefon in unserem Hotelzimmer in Kolhapur.


KONSERVATIVE FRAUENROLLEN



Life as you love it - alles was die (Haus)-Frau glücklich macht. Mikrowelle, Bügeleisen, Mixer... ein Traum, oder?


Kostenlose SMS auf dein Handy, wenn deine Frau zu viel Klamotten gekauft hat - praktisch, oder? Aber die Sparkasse hätte wohl Alice Schwarzer an den Hacken, wenn die auch sone Werbung machen würden.

SICHERHEIT
Ein Menschenleben ist in Indien weniger Wert als anderswo. Genauer gesagt: Hier wird weniger Geld ausgegeben, um gewissen Sicherheiten zu vergrößern, was viele (tödliche) Unfälle verhindern würde. Und manchmal wird einfach ohne nachzudenken über die Gleise gerannt, auf dem Dach der S-Bahn gefahren, oder eben so:


Normalerweise wird auf Gasflaschen, wenn man sie gerade nicht braucht, eine recht robuste Sicherheitskappe draufgeschraubt - beim Transport sowieso... Wenn der Fahrer das Ventil an einer Straßenecke abreißt, geht seine Rikscha wohl ziemlich gut ab.

Gespräche mit Indern zum Thema Sicherheit im Straßenverkehr

  • "Indische Autos kann man nicht nach Europa exportieren. Das ist doch bestimmt wegen Wirtschafts-Protektionismus."
  • "Nein. Das ist wegen den Sicherheitsbestimmungen und Abgasnormen."
  • "Unsere Autos sind doch nicht unsicherer..."
  • "Naja, sie haben keine Airbags und kein ABS"
  • "Einen Autounfall überlebt man eh nicht - also wozu anschnallen oder Airbags? Und was ist eigentlich ABS? noch nie gehört."
(Das sagen Studenten der großen Elite-Ingenieursschmiede des Landes...)

  • "60km Tunnel in den Alpen. da krieg ich Angst."
  • "Wieso"
  • "Der stürzt doch ein"
  • "Wieso?"
  • "Das machen Tunnel doch immer wieder..."
  • "Nö. nicht in Europa."

HYGIENE & GESUNDHEITSSYSTEM

In einem Buch von Terry Pratchett, habe ich diese Zeilen gefunden, die mein Heimweh wie einen Nagel auf den Kopf treffen.

Jemand fragt einen sehr alten Mann mit viel Lebenserfahrung und ohne Zähne:

  • Mongol general: "What is best in life?"
  • Cohen, the barbarian: "Hot water, good dentisht and shoft toilet paper."
Deutsche Übersetzung:
  • "Was ist das Beste, was man im Leben haben kann?"
  • "Warmes Wasser, einen guten Zahnarzt und weiches Klopapier!" (vernuschelt)

...um das nochmal klarzustellen: Was man so über indische Sanitäre Anlagen hört ist kein Vorurteil.

Im Zweifelsfall kommt man schneller an eine Pizza von Domino's als an einen Krankenwagen.
Hab da eine sehr unschöne Szene auf der Straße gesehen - überall standen Leute rum. In der Mitte lag jemand ziemlich kaputtes und ein Motorrad - aber kein Arzt weit und breit und keine Sirene von einem Krakenwagen zu hören - geschweige denn das beruhigende Geknatter eines Hubschraubers.

Hier, wo ich zum einen viele Inder und Leute aus Äthiopien und dem Iran kennen gelernt habe werden gewisse Standards, die ALLE von zu Hause kennen ziemlich relativiert...

Foto von deutscher Metzgerei gezeigt - natürlich mit Kühltheke
  • "Fleisch aus der Kühltheke - ne besser nicht kaufen, da weiss man nicht wie alt das schon ist"




In indischen Städten allgegenwärtig: Der Müll, der einfach achtlos auf die Straße geschmissen wird. Hier eine besonders schön dekorierte Ecke in Kalkutta.



Kuh / Schwein / Eier-Vegetarier

Eines wichtigsten Rituale des Hinduismus, das Niederknien und beten vor Statuen könnte man glatt als Verstoß gegen das 2. Gebot "Du sollst dir kein Bildnis machen" auslegen.
"Love marriage" klingt für viele hier so unglaublich wie die "Arranged Marriage" für uns. Einer von meinen indischen Freunden versucht, seine Freundin, die er schon 10 Jahre kennt und mit der er schon 5 Jahre zusammen ist zu heiraten. Seine Eltern finden das in Ordnung - für ihre Eltern geht das gar nicht... Die wissen aber nix davon. Lösung: Mit Hilfe seiner Eltern die "richtige Hochzeit" arrangieren, was nicht einfach ist, weil die Kasten nicht ganz 100%ig passen.


Hartz IV vs Wohnheim


Schon meine Bude im Kullen ist mit 17 Quadratmetern plus Küchenmitbenutzung deutlich unter Hartz IV-Niveau... und irgendwie leben trotzdem 16 glückliche Studenten auf meiner Etage ohne jeden Tag über die Größe der Bude zu meckern...
Hier in Indien habe ich den Luxus eines Einzelzimmers, den meine indischen Mit-Studenten erst nach mehreren Jahren auf dem Campus bekommen und habe ein kleineres Zimmer als im Kullen - und vor meinem Fenster hinter dem Zaun stehen Wellblechhütten... und ich erzähle meinen indischen Kollegen, das wir, wenn wir jetzt in Deutschland arbeitslos wären, uns in eine weit bessere Wohnung einklagen könnten mit 45 Quadratmeter Fläche, sauber schließenden Fenstern, Heizung einem sauberen Badezimmer mit warmer Dusche...
...uns geht's schon gut in Deutschland. Ich weiss nur nicht genau, ob ich mit 359€ Eckregelsatz pro Monat bei deutschen Preisen wirklich über die Runden käme.


Umweltschutz

Die Selbstverständlichkeit, mit der Abwässer in Flüsse und Meer geleitet werden ist schon erstaunlich, erklärt aber einiges.
  • "Indutrie ist gerne am Fluss oder Meer, da kann man abwässer einfach loswerden"
lernt man in "Environmental Impact Assesment" als einfache Tatsche


Unverständnis - Keine Disziplin

Hier, wo der Führerschein einfach nur ein Stück Papier ist, dass man sich nur kaufen braucht (aus indischer Quelle...) kann man an die Ordnung im Straßenverkehr keine hohen Ansprüche stellen.
Das gleiche gilt für Warteschlangen. Wenn du am Fahrkartenschalter einmal kurz nicht voll bei der Sache bist, steht plötzlich noch einer vor dir. Ich hab es nicht ausprobiert - aber um den wieder da wegzukriegen muss man entweder sehr laut oder handgreiflich werden.
Wenn man Vordrängler an der Essensausgabe nach hinten schickt, kapieren die nicht wieso - einfach normal anstehen gehört nicht dazu.
Am Eismann mussten wir mal wirklich sehr laut rufen "Would you please serve my brother first, so we can have the ice toghether before mine melts?"


Selber machen!

Wegen der unglaublich niedrigen Löhne für Handwerker macht ein Inder, der ein Haus und ein bisschen Geld hat, eigentlich keinen Handschlag selber. Häufig sind Decken voll mit Stuck. Aus der Mode gekommen ist das in Deutschland nie wirklich, es will aber keiner mehr den Stuckateur bezahlen.
Sein Fahrrad würde niemand selber flicken, der mal eben 50 Cent für die Werkstatt übrig hat. Die Montagegebühr für neue Bremsklötze im Kaufpreis von vielleicht einem Euro schon inbegriffen.
  • "Bei uns zu Hause muss man alles selber machen. Zimmer streichen, reifen Wechseln - hier sagt man dem hausi, dass man ne neue Glühbirne braucht, und der schickt dann einen Elektriker vorbei"
  • "Ja, was machen die denn bei euch im deutschen Wohnheim dagegen, dass sich die Leute, Glühbrinen aus den Gemeinschaftsröumen klauen?"
  • "Das macht man bei uns eigentlich nicht."

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