Was ist schon ein Indien-Urlaub ohne Goa? ...oder ein Semester in Indien ohne Goa. Es wurde mal dringend Zeit, dass wir uns das mal näher ansehen. Mit am Start ist auch Mehadi.
Weil die Züge von Mumbai nach Goa immer genau dann auf Monante im Voraus ausgebucht sind, wenn man sie braucht (Freitags abands hin, Sonntag abends zurück) schnappen wir uns einen Bus. Die Busfirma hat sich einen schwedisches Modell mit Klimaanlage zugelegt - das müsste schon ziemlich als Luxus gelten hier. Naja... Mehadi und ich kriegen Probleme mit den zurückgelehnten Sitzen vor uns - wir haben einfach mal längere Beine als Inder.
zur Krönung nimmt der Bus auch nicht die Autobahn, sondern den parallel verlaufenden National Highway NH 17. Diese Straße würde bei uns als etwas breitere Waldweg laufen, oder eben in der Eifel ein 100-Seelen Dorf an die nächste Landstraße anschließen - aber eben mit Schlaglöchern. Das tut weh auf 600km Strecke... Abfahrt war planmäßig um 8 Uhr abends, tatsächlich abgeholt werden wir um 9 - um 11 kommen wir an der gleichen Stelle nochmal vorbei, weil der Bus noch eine kleine Abhol-Runde drehen musste. puh.
Als die Sonne aufgeht haben wir gerade mal die halbe Strecke hinter uns und stehen irgendwo an einer Tanke rum...
So schön isses am NH17. Hier ein deutscher Container, der auch mal Urlaub in Goa gemacht hat.
Über den Fahrstiel von unserm Busfahrer schreib ich jetzt mal nix.
Um 1 Uhr Mittags nähern wir uns der Endstation des Busses, um 4Uhr sind wir endlich am Palolem-Strand. Die Fahrt war so schön, dass wir beschließen, die Rückfahrkarten von NEETA-Bus verfallen zu lassen, die Montagsvorlesungen zu schwänzen und den Zug am Montag-Morgen zu nehmen, für den es sogar noch Karten gibt.
Im Bus an den Strand treffen wir eine kleine chinesische Frau mit einem großen Koffer - sie ist wieder mal ein Beispiel für die das Phänomen der Antiproportionalität von Koffer-und Körpergewicht, die ich schon in Osteuropa und Amerika gesehen hab.
Die Frau ist lustig drauf und hat ja jetzt zum Glück ein paar starke Männer dabei.
Sie heißt Shen-Jen und kommt aus Shenzhen, da wo auch die iPods hermkommen. Ein Kommentar zum Essen "I hate Spring Roll" (Bitte mit chinesischem Akzent aussprechen).
Während wir ein Bett mit Dach drüber suchen, schließt sie ihren Koffer an einem Lichtmast am Strand an - ihr Koffer rollt auf Sand nicht so gut.
In Palolem trifft man unglaublich wenige Inder - soagar die Kellner im Restaurant sind bisweilen recht bleich und haben so einen britischen Akzent.
Tja sonst - Sommer, Sonne, Strand, Bananen-Shakes mit Schirmchen... ist eigentlich alles da, was man braucht.
Nur die Hängematten und der Mann mit den Strohhalm-kokosnüssen fehlt irgendwie.
Ganz wichtig: Diese Werbung ist keineswegs für Kingfisher-Bier. Hier geht es ganz klar um "Bottled Dringking Water", so steht es im Kleingedruckten.
Hier machen die Fischer Trockenfisch.
Die Hückelheims am Strand.
Am Sontag gehts vorsorglich schonmal weiter nach Benaulim in Bahnhofsnähe, damit der Start am Montagmorgen einfacher wird.
in Benaulim gibt's ein paar Überraschungen:
Nachdem wir Banausen Nudeln mit Sahne-Pilz-Soße bestellt haben bekommen wir etwas, das durchaus oberer Dönerladen-Qualität entspricht - Was ist hier passiert? Der Koch hat vor 10 jahren mal in einem 5-Sterne-Hotel gearbeitet, da war's aber zu stressig und seitdem schafft er lieber in dieser kleinen Herberge direkt am Strand - sehr vernünftiger Mann!
Ich identifiziere zum ersten Mal eine Denguee-Mücke im Bad - die mit den Schwarz-Weiss-geringelten Beinen. Zum Glück kreigen wir noch ein Extra-Moskitonetz.
Mehadi als überzeugter Arsenal-London-Fan braucht nach dem Abendessen ganz dringend eine Glotze zum Fuppes gucken. Jan und Ich zischen uns das erste Mal seit Monaten wieder mal ein Bierchen - irgendwie fühlt sich das alles so ein bisschen nach Pontstraße an. Nur im Hintergrund rauscht die Brandung - passt schon.
In dem Laden hat ein indischer Mitarbeiter unglaublich viel gelernt - er kann ziemlich gut deutsch und kontert mit der Gegenfrage "Heidelberg - Heidelberg am Neckar?" Bei Mehadi weiss er gleich, welche der 4 in Äthiopien üblichen Sprachen er redet - obwohl er wahrscheinlich nicht allzu viele Gäste aus Afrika hat.
Die Sonne geht über den Hügeln von Goa auf - gesehen vom Strand von Benaulim.
Nach einem Lecker Frühstücks-Omelette machen wir uns dann mit der Konkan-Bahn auf den Rückweg nach Mumbai. Die Strecke gibt's noch gar nicht so lange - die indische Westküste hat auch eine recht Eisenbahn-Feindliche Landschaft. ich hab's jetzt nicht gezählt, aber Tante Wiki meint, es waren über 2000 Brücken und 91 Tunnel. Das ganze auf 700km, Eingleisig und ohne Abzweigung oder größere Städte quer durch die Pampa - so weit wie von Hamburg nach München.
Schon in der Bauphase sind ein paar Tunnel gleich wieder eingestürzt, in den Jahren nach der Einweihung sind wohl hier und da Erdrutsche runtergekommen. Folge: Züge fielen von Brücken oder verkeilten sich in Tunneleinfahrten... Inzwischen haben die Betreiber verstanden, dass man einen abgestürzten Zug pro Jahr nicht auf Dauer auf die Naturgewalten schieben kann und auch schonmal Felsen mit Netzen und Mauerankern abgesichert.
Im großen Ganzen ist die Strecke, die von den meisten Leuten über Nacht gefahren wird schon ziemlich sehenswert. Manche Abschnitte sind gebaut im Stil Tunnel - Boah 30m hohe Brücke mit Dschungel drunter - Tunnel - Wasserfall spritzt fast in den Zug - Tunnel - nochn Wasserfall - Tunnel...
Hier geht's (mal wieder) über irgend einen großen Fluss, den in Deutschland keiner kennt.
Hier kommt der lang ersehnte Gegenverkehr und wir dürfen weiterfahren.
So sind die letzten Fotos entstanden - es ist ja nicht so, dass die Türen während der Fahrt abgeschlossen werden. Wenn man genau hinsieht, sieht man, dass es vor meinen Füßen schon so 30m runter geht - wir fahren gerade (wieder mal) über eine hohe Talbrücke ohne gescheites Geländer.
Unterwegs geben sich das Bordpersonal besonders viel Mühe, dass niemand Hunger schiebt. Immer wieder kommt jemand mit Parathas, Wada Pav, Chicken Lollipop, Spring Roll, Masala Dosa, Chai Chai und was weiss ich durch den Gang.
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